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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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an und bemerkte, wie seine Gestalt kurz verschwand, um dann wieder in ihrer vollen Körperlichkeit – umgeben von Silber und Grau – vor mir zu stehen. Zornig fuhr ich ihn an: »Hören Sie auf, mich zu bedrängen! Wagen Sie das nie wieder!«
    Er riss seinen Kopf zurück und runzelte wütend die Stirn.
    »Ich hatte mehr von Ihnen erwartet. Sie können unsere Welt sehen und sollten uns gegenüber etwas mehr Sympathie zeigen. Ich habe Sie ertastet und dann aufgesucht, um Sie um Hilfe zu bitten. Aber Sie sind nichts weiter als ein dummes, ignorantes Mädchen.«
    Jetzt war er wirklich zu weit gegangen. »Ich bin es verdammt nochmal leid, von solchen wie Ihnen beleidigt zu werden. Und in meinem Büro nennt mich niemand ein dummes Mädchen!«
    »Du weißt wohl nicht, mit wem du es zu tun hast … Mädchen.«
    Mein Herz sprang wie ein Ball in meiner Brust herum und mir stieg ein starker Tabakgeruch in die Nase. Ich war viel zu aufgebracht, um darauf zu achten, ob ich mich schlecht fühlte oder wie ich mich gerade verhielt. Ich drängte meine Angst und Abscheu in eine dunkle Ecke meines Bewusstseins und redete mir stattdessen Mut zu.
    »Ach nein? Warum zeigen Sie mir dann nicht, mit wem ich es zu tun habe?«
    Sergeyev trat einen Schritt zurück und hob eine Hand, als ob er die Luft festhalten wollte. Die beiden Welten begannen zu vibrieren und zu summen. Ich warf mich gegen den körperlosen Nebel des Grau und derselbe eisige Schrei wie zuvor durchfuhr mich, während ein grelles Licht mich von innen her zu verbrennen schien. Ich sprang auf. Mein Büro war voll pulsierendem Nebel und leuchtender Linien, die vor Energie nur so surrten. Der Schmerz in meiner Brust schwollen und wurde heiß.
    Graue Gestalten, die eine Feuerwand hinter sich her zogen, stürzten sich auf mich, umschwärmten mich und versuchten, aus ihren feurigen Fäden einen Kokon um meinen Kopf zu weben. Ich schlug wild aus, um sie zu verscheuchen und legte dabei das Grau wie einen Umhang um mich, wodurch ich sie in Sergeyevs Gesicht schleuderte.
    »Raus hier!«, brüllte ich und trommelte mit den Fäusten gegen das wabernde Grau zwischen uns. Ein blauer Bogen spannte sich auf einmal über meine pochende Brust und meine Arme, während ich die Hände hob und mit voller Wucht auf die Kreaturen des Grau einschlug.
    Ich hatte das Gefühl, eine Betonwand zu treffen, die plötzlich nachgab und sich in brüchige Ziegel verwandelte. Zwischen uns prallten zwei verschiedene Mächte mit einer solchen Wucht aufeinander, dass Funken stoben. Ein Donnern erfüllte das Büro und es stank nach verbrannten Fäkalien. Dann fiel alles in sich zusammen, die Flammen verschwanden und Sergeyev starrte mich durch die Nebelschwaden hindurch an, bevor er sich ebenfalls in Luft auflöste. Schlagartig stand ich wieder in meinem völlig normalen Büro, die Luft war rein und das Grau schwirrte nur noch an den Rändern meines Blickfelds entlang.
    Ich kollabierte und landete halb auf meinem Schreibtisch und halb auf dem Stuhl. Meine Stirn landete dabei auf dem Drucker. Meine Arme und Brust schmerzten, als ob sie Verbrennungen erlitten hätten, und ich schluckte mehrmals, um mich nicht zu übergeben. Überall im Büro und auch auf dem Gang davor lagen glitzernde Glassplitter auf dem Boden. Ich zwang mich dazu, tief und ruhig zu atmen und sammelte mich so allmählich. Auch der Faden in meiner Brust tat nun nicht mehr ganz so weh. Durch das zerbrochene Fenster hinter mir kam kühle Luft herein. Nach einer Weile schaute ich auf und bemerkte ein Gesicht, das durch das zerborstene Glas meiner Bürotür hereinspähte. Es war die Empfangsdame von Flasch und Ikenabi. Ich winkte ihr schwach zu.
    Sie klang ängstlich. »Sind Sie verletzt? Es hörte sich wie eine Explosion an.«
    »Äh … einer meiner Klienten … er hat die Tür recht hart ins Schloss geworfen.«
    »Oh, verstehe. Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut?« Wahrscheinlich nahm sie an, dass entweder ich oder meine Klienten verrückt sein mussten. Es hätte mich nicht gewundert, wenn ihr Büro innerhalb der nächsten sechs Monate leer stehen würde.
    »Ja, es geht mir gut. Ehrlich. Ich … ich muss nur die Scheiben reparieren lassen.«
    Der Gedanke, dass etwas Vertrautes geschehen würde, ließ sie aufleben. »Ich kenne eine Firma, die erst einmal alles mit Brettern verschlägt. Soll ich sie für Sie anrufen?«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Würden Sie das für mich tun?«
    »Natürlich, wenn Sie möchten.« Ein Telefon klingelte. Sie sah sich

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