Greywalker
können. Ich denke, so etwas lässt sich in Ihrem Büro recht problemlos einrichten. Ich müsste nur ein paar Löcher bohren. Ginge das?«
»Der Hausverwalter ist ein ziemlicher Idiot, aber ich werde schon mit ihm fertig. Und den Besitzer stört das sowieso nicht; für den zählt nur, dass er rechtzeitig seine Miete bekommt.«
Wir besprachen noch ein paar Details, doch als wir das Essen beendet hatten und der Kaffee gebracht wurde, plauderten wir bereits über andere Dinge. Vielleicht lag es an dem Glas Wein, das ich mir genehmigt hatte, jedenfalls fühlte ich mich richtig wohl. Quinton war ein guter Unterhalter und so wurde aus einem Geschäftsessen noch ein ausgesprochen angenehmer Abend.
Danach gingen wir wieder zum Pioneer Square zurück. Quinton blieb an der Ecke First und Columbia Avenue stehen.
»Ich biege hier ab. Ich melde mich dann bei Ihnen, sobald ich alles Notwendige zusammen habe. Und … vielen Dank für das Essen. Es war wirklich gut.«
»Ja, Steaks können sie.«
Er grinste und lief dann die Columbia Avenue entlang in Richtung Kai, drehte sich aber noch einmal um und winkte mir zu, bevor er unter der Auffahrtsrampe der Stadtautobahn verschwand.
Ich schlenderte leicht angeheitert weiter zu meinem Auto, das einige Häuserblocks entfernt geparkt war. Ein warmes, angenehmes Gefühl erfüllte mich, auch wenn die Luft bereits wie erwartet kälter wurde. Als ich an meinem Büro vorbeiging, stieg aus der Kanalisation wirbelnder Dampf auf. Die kalten Schwaden legten sich um meine Fesseln, sodass ich zitterte und sich mir die Härchen im Nacken aufstellten.
Ich sah mich um, da ich plötzlich das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Wieso litt ich nur derart unter Verfolgungswahn? Es war doch nur ein bisschen Dampf – nichts Ungewöhnliches. Schließlich quollen aus beinahe jedem Straßendeckel einige Schwaden, die einen Augenblick lang wie Gespenster auf dem Kopf Steinpflaster tanzten, ehe sie sich in Luft auflösten. Dieser Nebel jedoch formte sich zu einer seltsamen Gestalt.
Ich zuckte entsetzt zusammen. Dort stand jemand im Dunkeln und beobachtete mich. Entschlossen ging ich auf die glühenden Augen zu. Die Schattengestalt bewegte sich im Licht, das von einem erleuchteten Fenster auf die Gasse fiel. Sie war offenbar weiblich, und ich sah den rötlichen Schimmer ihrer Haare, bevor sie genauso schnell wie sie aufgetaucht war auch wieder spurlos verschwand.
Ich rannte hinter ihr her, ihrem roten, kurz geschnittenen Haarschopf folgend. Mir lief es heiß und kalt den Rücken herunter, während ich um die Ecke stürzte. Auf einmal umgab mich ein eigenartiges Licht und ein tiefes, dunkles Surren war zu hören. Alles schien von einem Schleier überzogen zu sein, so als ob ich mich in dichtem Schneegestöber befände. Immer wieder konnte ich beinahe einen Blick erhaschen, ehe es sich wieder verdichtete. Das Licht – dunstgrau und so unmöglich mit Blicken zu durchdringen wie grelles Sonnenlicht in der Wüste – verwischte jede Einzelheit durch eine Art weißes Rauschen. Formen und Gestalten schienen am Rand meiner Wahrnehmung vorbei zu strömen, so dass ich sie gerade noch aus dem Augenwinkel als schwarze Flecken erspähen konnte – mehr jedoch nicht.
Ich blieb stehen und drehte mich um. Dasselbe Spiel. Mich verließ der Mut und ein starker Schwindel überkam mich. Verzweifelt rieb ich mir die Augen in der Hoffnung, dass ich den Schleier von meiner Wahrnehmung wischen und so wieder aus dieser Gasse herausfinden könnte.
Noch einmal drehte ich mich um und sah, dass sich die Straße in eine unendliche, von Dampf und Nebel erfüllte Ebene verwandelt hatte.
»Wo bist du? Wo bist du!«, schrie ich. Panik breitete sich in mir aus. Verwirrt irrte ich umher, rang nach Luft und brüllte weiter.
Plötzlich murmelte eine Stimme: »Sei still oder es wird dich hören.«
Hastig drehte ich mich um. Wer hatte da gesprochen? Vor mir formte sich aus den dichten, wabernden Nebelschwaden ein Gesicht, das in einem sanften Licht erstrahlte – es war menschlich, wies jedoch weder charakteristische Züge auf, noch irgendeine bestimmte Farbe. Mein Herz pochte heftig.
Ich zitterte am ganzen Körper und stammelte: »Wer bist du?«
»Ich bin … ich. Ich bin … er. Ich bin sie …«
Ich machte mir nicht viel aus Philosophie und winkte mit einer unsicher zitternden Hand ab. »Zeig mir, wie ich hier herauskomme.«
Das Gesicht murmelte Unverständliches vor sich hin und begann, sich aufzulösen. »Pssst … übe dich in
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