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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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glaubst. Du meinst anscheinend, dass es bei mir nur um irgendwelchen Hokuspokus geht, wo man mit einigen New-Age-Feministinnen nackt im Mondlicht herumtanzt.«
    »Das stimmt überhaupt nicht!«
    »Natürlich stimmt es nicht, aber das denkst du –« Irgendwo im Haus wurde ein leises Klagen hörbar.
    Nun mischte ich mich doch ein. »Hört sofort auf damit! Ich brauche Mara. Ich weiß, dass sie es kann, denn ich habe es mit eigenen Augen gesehen. So ist es eben, daran lässt sich nichts ändern.«
    »Ich könnte mitkommen.«
    »Nein.« Das leise Klagen entwickelte sich zu einem lauten Schreien.
    Ben und Mara sahen zur Treppe. In Maras Miene spiegelte sich Panik. »Jemand muss bei Brian bleiben. Und falls wirklich etwas schief gehen sollte –«
    »Dann gibst du also zu, dass etwas passieren könnte und dass du nicht die notwendigen Fähigkeiten –«
    Maras Panik verwandelte sich schlagartig in Zorn. »Ich gebe nichts dergleichen zu! Ich meinte damit nur, dass der Plan nicht völlig wasserdicht ist. Glaub bloß nicht, dass du besser weißt als ich, was ich –«
    Ben unterbrach sie. »Es ist viel zu gefährlich! Außerdem ist es unverantwortlich und … und ihr habt vor, in ein Museum einzubrechen! Wo bleibt da die Vernunft? Das ist doch nicht richtig, Harper!«, fügte er hinzu und wandte sich plötzlich an mich. »Du weißt genau, dass es nicht richtig ist.«
    Ich lehnte mich gegen den Türrahmen. »Was ist denn dann richtig? Dem Geist das Harmonium zu überlassen, würde bedeuten, dass jeder, der mit dem Grau lebt, bei lebendigem Leibe verbrennen würde, sobald es explodiert. Wenn du einen besseren Plan hast, würde ich mich freuen, ihn zu erfahren, denn ehrlich gesagt bin ich von diesem hier auch nicht gerade begeistert. Aber es ist der einzige, den wir haben.«
    Brian schrie nun aus vollem Hals. Ben sah mich überrascht an, und auch Mara wirkte ziemlich verblüfft.
    Mit einer zerknittert wirkenden Miene wandte sich Ben schließlich zur Treppe. »Brian braucht mich. Und Harper braucht dich, Mara. Sie hat ja recht. Du solltest gehen.« Er ging die ersten Stufen hinauf und hielt dann noch einmal inne, um uns finster anzustarren. »Aber du sorgst besser dafür, dass du wiederkommst. Brian und ich brauchen dich nämlich auch.«
    Tränen rannen über Maras Wangen, und sie stürmte zu ihrem Mann, um ihn noch einmal zu umarmen. »Ich liebe dich. Ich werde vorsichtig sein, das verspreche ich dir. Vielen Dank, mein Schatz.«
    Ben sah so aus, als würde er auch gleich in Tränen ausbrechen. Er drückte seinen Kopf an ihre Schulter, ehe er ihr einen Kuss gab.
    »Ich weiß, dass du alles tun wirst, was in deiner Macht steht. Das weiß ich. Du kriegst das schon hin«, fügte er noch hinzu und ließ sie los. »Ihr zwei solltet jetzt los. Es wird bald dunkel.« Damit drehte er sich um und ging die Treppe hinauf.
    Mara kam zu mir herunter, nahm ihre Tasche, die an der Garderobe hing, und wischte sich hastig die Tränen aus den Augen. Albert blinzelte uns mit seinem Eulenblick hinterher, als wir das Haus verließen, machte diesmal aber keine Anstalten, uns zu folgen.
    Niedergeschlagen setzte sich Mara auf den Beifahrersitz. »Ich wünschte, Ben könnte dabei sein … Obwohl du so aussiehst, als brauchtest du mehr Hilfe als ich. Genauer gesagt siehst du so aus, als wärst du nur noch wenige Schritte vom Tod entfernt.«
    »Ich glaube, ich würde mich besser fühlen, wenn ich es tatsächlich wäre.«
    Während wir zum Museum fuhren, schilderte ich ihr unseren Plan. Mara nickte. Ich fühlte mich schrecklich. Nichts an mir – weder innerlich noch äußerlich – schmerzte nicht auf die eine oder andere Weise oder schien irgendwie krank zu sein. Zudem umgab das Grau samt seinen merkwürdig hellen Farben und Spiralen inzwischen mein ganzes Blickfeld.
    Ich parkte diesmal nicht vor dem Madison-Forrest-Museum, sondern einige Blocks davon entfernt. Wir stiegen aus und gingen zu Fuß zum Museum.
    Wolken verdeckten den Mond, aber sie waren nicht der einzige Grund für die herrschende Dunkelheit. Das Grau um das Gebäude hatte sich zu einer Art künstlicher Mitternacht verdichtet, die alles Licht verschluckte. Quinton stand gegen einen Baum gelehnt, der direkt am Museumszaun wuchs. Nun kam er auf uns zu und tauchte dabei aus der Finsternis auf wie ein Schiff aus einer Nebelbank. Ich verzichtete darauf, die beiden einander vorzustellen, was sie nicht weiter zu stören schien.
    »Hi«, begrüßte uns Quinton. »Ich habe schon alles installiert

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