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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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»Warum glühen Sie eigentlich?«, wollte ich wissen.
    »Tue ich das? Es ist wohl ein Attraktivitätszauber, nehme ich an. Oder mehr eine Gewohnheit. Als Jugendliche war ich schlaksig und unbeholfen, mit Pickeln übersät. Und obwohl Ben mir ständig versichert, dass ich hübsch bin, ist es schwierig, die Vorstellung abzulegen, dass ich nicht mehr so unattraktiv bin wie früher. Sie wissen bestimmt, wovon ich rede.«
    Ich nickte. »Ich war dick.«
    Sie sah mich ernst an und grinste dann. »Die Kindheit kann ganz schön hart sein, nicht wahr?«
    Als Ben nach Hause kam, saßen Mara und ich am Küchentisch und kicherten wie zwei alte Schulfreundinnen. Er steckte den Kopf durch die Tür und lächelte uns an.
    »Hü Wie ich sehe, kommt ihr zwei hervorragend ohne mich zurecht.«
    »Ach, es geht«, meinte Mara schelmisch und stand auf, um ihm einen Kuss zu geben. »Wie war es bei den aufstrebenden Nachwuchslinguisten?«
    »Ein Bild des Jammers. Ich glaube, sie befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Mumifizierung.«
    Sie fuhr durch sein ohnehin ungekämmtes Haar. »Dann klopf dir mal den Grabesstaub ab. In etwa einer dreiviertel Stunde gibt es Essen, okay?«
    »Tres bien«, meinte er und gab ihr nun seinerseits einen Kuss, bevor er die Küche verließ. Wir hörten, wie er die Treppe hinaufging.
    Mara und ich tranken noch mehr Wein und plauderten, während sie die letzten Vorbereitungen traf. Als ihr Mann polternd die Treppe herunterkam, warf sie mir rasch einen besorgten Blick zu.
    »Sie werden aber Ben nichts von alldem sagen, hoffe ich? Ich meine, von meinen Zweifeln?«
    Ich runzelte die Stirn. »Selbstverständlich nicht. Sehe ich so aus, als ob ich einer Theorie wegen eine Ehe aufs Spiel setzen würde?«
    Sie lachte noch, als Ben wieder zu uns stieß.
    »Habe ich etwas verpasst?«, fragte er. »Oder sehe ich vielleicht immer noch mumifiziert aus?« Er strich sich seine Haare glatt.
    »Nein, Liebling. Harper ist einfach nur sehr witzig. Komm, schenk dir ein Glas von diesem grünen Wein ein, den unser Gast mitgebracht hat, entspann dich und unterhalte sie ein wenig, während ich den Tisch decke.«
    Mara verschwand aus der Küche und ließ Ben und mich allein zurück. Er goss sich ein Glas Wein ein und setzte sich mir gegenüber an den Küchentisch. »Ihr scheint euch ja sehr gut zu verstehen.«
    »Mara ist toll.«
    »Da haben Sie recht. Und sie ist außerdem eine ausgezeichnete Forscherin. So haben wir uns nämlich kennen gelernt – beim Forschen.« Er grinste.
    »Was haben Sie denn erforscht?«
    »Mara war für ihre geologischen Studien bei einer Ausgrabung in Irland, bei der ich mich um die Aspekte der alten Religion gekümmert habe. Sie hatte dazu ein paar Fragen und ich wollte mehr über das Thema Kraftlinien erfahren. Also saßen wir jeden Abend im Pub und tauschten uns aus. Irgendwann haben wir dann über Gott und die Welt geredet.«
    Er lachte. »Manchmal lasse ich für Maras Geschmack zu sehr den Wissenschaftler raushängen.« Er zuckte reumütig mit den Schultern. »Ich begeistere mich für eine Sache und verstricke mich dann in den aberwitzigsten Details. Wahrscheinlich sehe ich oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, aber sie bringt mich dazu, immer wieder aufzutauchen, sodass ich nicht die Orientierung verliere. Wenn wir schon beim Thema sind – wie geht es Ihnen mit dem Grau? Fühlen Sie sich mittlerweile etwas wohler damit?«
    »Ja und nein … Es gibt da etwas, was ich Sie gerne fragen würde.«
    In diesem Moment kam Mara in die Küche zurück und wir gingen gemeinsam ins Esszimmer.
    Sobald das Essen vor uns stand, hob Ben sein Weinglas und schlug vor, dass wir uns endlich duzen sollten. Ich stimmte ihm zu und wir tranken darauf.
    »Was wolltest du mich fragen vorhin?«, hakte er kurz darauf nach.
    »Ach, ja. Ich hätte gern gewusst, warum es immer schlimmer wird. Ich meine, warum passiert es immer öfter?«
    »Meiner Meinung nach kann man die ganze Situation mit einem Kaugummi vergleichen, der am Schuh festklebt. Jedes Mal, wenn du in das Grau gehst, heftet sich ein kleines bisschen davon an dich. So wird es mit der Zeit immer mehr.«
    »Aber warum greift mich dann dieses Hüter-Biest manchmal an, und manchmal wieder nicht? Das ergibt doch keinen Sinn.«
    Ben dachte nach und Mara runzelte die Stirn.
    »Da bin ich mir nicht sicher«, antwortete er schließlich. »Vielleicht stellst du manchmal eine Bedrohung dar, aber eben nicht immer.«
    »Ich wüsste nicht, warum ich mich verändert

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