Greywalker
Schreibtischstuhl fallen und rief die Telefonnummer an, die mir Mrs Ingstrom gegeben hatte. Niemand antwortete, und auch kein Anrufbeantworter schaltete sich ein. Ich würde es nach sechs noch einmal probieren. Für den Moment tippte ich meine Notizen ab, surfte etwas im Internet und hörte dann meine Nachrichten auf dem AB ab.
»Hi, Harper. Hier ist Mara.« Sie hörte sich irischer an als sonst und ziemlich zögerlich. »Ich würde gern unseren Streit von heute Morgen bereinigen. Bisher war ich wohl mehr Lehrerin als Freundin, und das tut mir leid. Auf jeden Fall ist der Kleine momentan bei seinen Großeltern und Ben und ich würden uns freuen, wenn Sie heute zum Abendessen kämen. Ein gemütlicher Erwachsenenabend ohne schmutzige Windeln. Es wäre sehr schön, wenn Sie zusagen würden.«
Interessant. Ich war eigentlich gar nicht sauer auf Mara. Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass ich die Nerven verloren hatte. Okay, sie hatte nicht locker gelassen, aber … Was hatte ich erwartet?
Ich starrte eine Weile nachdenklich das Telefon an. Stanford-Davis-Immobilien hatte mich immer noch nicht zurückgerufen, und meine anderen Nachrichten enthielten keinerlei Einladungen. Ich wollte sowieso mit den Danzigers sprechen. Also nahm ich den Hörer ab und wählte ihre Nummer.
»Hallo?«
»Mara?«, fragte ich.
»Harper! Wie schön, dass Sie anrufen! Haben Sie meine Nachricht bekommen?«
»Äh … Ja, das habe ich. Hören Sie, heute Vormittag war … war einfach schrecklich. Aber das war nicht Ihre Schuld. Und ich würde gern zum Abendessen kommen.«
Sie atmete erleichtert auf. »Sehr gut. Das Essen ist so gegen sechs oder halb sieben fertig. Bens Vorlesung dauert bis fünf, und ich dachte mir, dass wir uns vielleicht kurz vorher unterhalten könnten, bevor seine rhetorischen Kapazitäten wieder voll einsatzfähig sind. Was meinen Sie dazu?«
»Klingt gut«, antwortete ich. »Soll ich eine Flasche Wein oder sonst etwas mitbringen?«
»Oh, ja. Eine Flasche wäre sehr nett.«
»Rot? Weiß … Grün?«
Sie lachte laut auf. »Grün hört sich sehr verführerisch an. Aber ich wäre auch mit einem weißen oder einem leichten roten zufrieden.«
»Okay. Ich bin dann irgendwann zwischen vier und fünf da.«
»Wunderbar! Bis später dann, ich freue mich schon. Tschüss!«
Und so sah ich mich gezwungen, eine Flasche grünen Wein ausfindig zu machen. Ich überlegte gerade, wo ich einen auftreiben könnte, als das Telefon klingelte.
»Harper Blaine.«
Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine betont kultivierte Stimme mit einem Ostküsten-Akzent: »Hallo, hier spricht Ella von Stanford-Davis-Immobilien. Sie möchten etwas über einen unserer Mieter erfahren?«
»Ja. Sind Sie Mr Fosters Sekretärin?«
Ich konnte beinahe hören, wie sie empört die Nase rümpfte. »Ich bin seine Assistentin.« Sie ging mir jetzt schon auf die Nerven. »Ich möchte Ihnen als Erstes einmal sagen, dass ich nicht verpflichtet bin, Ihnen diese Information zu geben, obwohl geschäftliche Mietverträge im Allgemeinen nicht vertraulich sind. Ich habe mit Mr Foster gesprochen und er meinte, ich sollte Ihnen behilflich sein.«
Ich versuchte, nicht allzu genervt zu klingen. »Vielen Dank, Ella. Das ist sehr freundlich von Ihnen. Können Sie mir also sagen, wie der Mieter heißt?«
»Mr Foster schätzt so etwas normalerweise überhaupt nicht, wissen Sie. Es entspricht nicht unserer Geschäftspolitik.«
»Ich verstehe«, sagte ich und beschloss, sie auflaufen zu lassen.
Die Stille, die nun folgte, dauerte eine ganze Weile.
»Es handelt sich um TPM«, verkündete Ella schließlich.
»Läuft der Vertrag unter einem bestimmten Namen?«
»Nein. Der Vertrag wurde von einer Firma abgeschlossen und von ihrem Anwalt unterzeichnet.«
TPM war ein privates Unternehmen, das seine Finger in allerlei Geschäften hatte. Sie waren zudem dafür bekannt, auch politisch eine nicht unwichtige Rolle zu spielen. Ella rückte leider nicht mit weiteren Details heraus. Also dankte ich ihr und legte auf. Dann lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und dachte an die berüchtigten Auseinandersetzungen zwischen TPM und seinen Rivalen, die alle zu Gunsten von TPM geendet hatten. Ihre Gegner konnten jeweils froh sein, eine Konfrontation mit TPM überlebt zu haben.
Die Zeit schien nur so zu verfliegen, während ich über TPM nachdachte und die Folgen, die eine Kontaktaufnahme mit der Firma für mich haben konnte.
Als es plötzlich an der Tür klopfte und jemand mein
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