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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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haben sollte.«
    »Tut mir leid, aber ich habe auch noch keine Erklärung dafür, weshalb dieses Wesen dich manchmal akzeptiert und manchmal angreift. Aber irgendetwas muss diese unterschiedlichen Verhaltensweisen auslösen. Wir wissen nicht viel über diese Kreatur oder auch Kreaturen – noch nicht einmal, ob es eine einzelne ist oder eben eine ganze Schar. Aber wir wissen zumindest, dass es ziemlich beschränkt ist. Es folgt stur bestimmten Regeln. Also …« Er legte den Kopf zurück und schaute nachdenklich an die Decke.
    Mara warf mir einen vielsagenden Blick zu.
    »Also folgt es vielleicht einem bestimmten Ordnungsprinzip«, fuhr er fort. »Je mehr Bedrohung etwas ausstrahlt, desto wichtiger ist es für die Bestie, sich darum zu kümmern. Kleinere Bedrohungen lässt sie links liegen. Wenn sich also ein anderes Wesen, das noch befremdlicher oder bedrohlicher ist als du im Grau befindet, dann würde es zuerst das verjagen und dich ignorieren.«
    »Aber bin ich als Grauwandlerin denn überhaupt befremdlich? Welche Bedrohung stelle ich denn dar?«
    Mara sah Ben an, der sich langsam über den Bart strich. »Eine interessante Frage«, meinte er. Er erwiderte den Blick seiner Frau nachdenklich. »Vielleicht bist du aus irgendeinem bestimmten Grund auffallend hell. Wenn du dich im Grau nicht wohl fühlst, stößt du es automatisch ab und wirkst dadurch fremd. Mara, was meinst du? Leuchtet Harper vielleicht auffallend hell?«
    Mara musterte mich aufmerksam von Kopf bis Fuß. »Das könnte schon sein.«
    Ich warf ihr einen fragenden Blick zu, aber sie ging nicht darauf ein. »Solange dich das Grau beunruhigt, wirst du dort auch immer Unruhe hervorrufen. Die Bestie gleicht einer Spinne und das Grau ihrem Netz. Wenn du also im Netz panisch um dich schlägst, machst du das Hüter-Biest zwangsläufig auf dich aufmerksam.«
    Auf einmal fing mein Pager an zu vibrieren. Ich zog ihn aus der Hosentasche, um zu sehen, wer mich da störte. Dann bat ich die beiden, kurz ihr Telefon benutzen zu dürfen und ging in die Küche, um von dort aus zu telefonieren.
    Mein Kontaktmann bei der Polizei hatte versucht mich zu erreichen und auf meinem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen. Camerons Auto sollte aus einer Tiefgarage am Pioneer Square abgeschleppt werden. Mein Bekannter konnte nichts daran ändern. Mir blieb also noch eine halbe Stunde, um dem Abschleppwagen zuvorzukommen.
    Ein weiteres leckeres Abendessen, das ich abschreiben konnte! Ich kehrte ins Esszimmer zurück, um die Lage zu erklären und mich zu verabschieden.
    »Leider ist etwas Wichtiges passiert, das sich nicht aufschieben lässt. Es scheint mein Schicksal zu sein, nie eine von Maras Pasteten kosten zu dürfen.«
    Sie lächelte mich an. »Wir lassen dir etwas übrig. Wenn du vor zehn fertig bist, kannst du ja noch mal vorbeischauen. Wir sind bestimmt noch wach.«
    Mein altes Auto beklagte sich kaum, als ich die engen Kurven von Queen Anne Hill mit teuflischem Tempo hinter mir ließ und über das Viadukt brauste. Ich brauchte gerade mal zehn Minuten, bis ich in die Tiefgarage fuhr.
    Weit und breit war kein Abschleppwagen zu sehen. Ich fuhr mehrere Ebenen hinunter und hielt dabei nach dem dunkelgrünen Camaro Ausschau. Endlich fand ich ihn in einer dunkler? Ecke. Die Plätze in der Nähe waren alle belegt, sodass es ein Weilchen dauerte, bis ich eine freie Lücke fand. Sie war ziemlich weit weg, und so blieb mir nichts anderes übrig, als zu Fuß zu Camerons Auto zurückzulaufen.
    Als ich näher kam, bemerkte ich zwei junge Männer, die um das Auto herumschlichen. Vorsichtshalber blieb ich stehen und beobachtete sie aus sicherer Entfernung hinter einer Säule hervor. Keiner der beiden konnte Cameron sein. Der eine war schwarz, der andere weiß. Beide sahen ungepflegt und gefährlich aus. Der Schwarze, der dünner und kleiner war als sein Kumpan, schien Wache zu halten. Er stand etwas abseits, während sich der weiße Typ mit einem Brecheisen am Kofferraum zu schaffen machte. Mir gefiel das Ganze überhaupt nicht und deshalb beschloss ich, erst einmal abzuwarten. Nervös wanderte meine Hand zu der Pistole in meiner Tasche.
    Plötzlich sprang der Kofferraum auf und ein fahler Schatten schien aus seinen Tiefen zu explodieren. Der bleiche Wirbelwind packte sich mit einem wütenden Brüllen den Mann mit dem Brecheisen. Ich rannte auf den Wagen zu, die Pistole gezückt. Ich war mir nicht sicher, wer in größeren Schwierigkeiten steckte: die zwei Autoknacker oder die

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