Greywalker
Büro betrat, zuckte ich überrascht zusammen. Mein Pager fing an zu vibrieren und das Licht unter meinem Schreibtisch begann zu blinken. Ich riss den Kopf hoch und schaute zur Tür. Quinton stand im Türrahmen und grinste mich an.
»Hi.«
»Hallo. Der Alarm scheint zu funktionieren, du hast ihn gerade ausgelöst.«
»Das ist ja schön. Ich bin wegen der Rechnung hier, ich sollte sie dir doch vorbeibringen«, meinte er und wedelte mit einem Stück Papier, bevor er es vor mich auf den Schreibtisch legte. Ich nahm es. »Wenn er nicht funktionieren würde, wärst du sicher nicht so erpicht darauf, mich zu bezahlen.«
»Danke«, sagte ich und warf einen Blick auf die Rechnung. »Hier scheint dir aber ein Fehler unterlaufen zu sein.«
»Was? Habe ich etwa zu viel für die Teile verlangt?«
»Nein, ganz im Gegenteil. Es kommt mir viel zu wenig vor, wenn ich daran denke, was du hier alles gemacht hast.«
»Die Teile waren billig.«
»Aber du hast nur fünfzig Dollar Arbeitslohn berechnet. Dabei hast du doch deutlich mehr Zeit hier verbracht als nur zwei Stunden, wie das auf der Rechnung steht.«
»Ich war etwa eine Stunde hier und zu Hause habe ich noch einmal etwa eine für das Computerprogramm gebraucht.«
»Du hast nur eine Stunde gebraucht, um ein Computerprogramm zu schreiben?«
Er zuckte mit den Achseln. »Es ist nicht so kompliziert, wie du wahrscheinlich denkst. Ich habe hauptsächlich kopiert und eingefügt. Die ganzen Programme hatte ich schon vorher geschrieben. Es ging eigentlich nur noch darum, etwas Passendes zusammenzusetzen. Außerdem kann ich mir die Programme anderer Leute problemlos herunterladen und weiterentwickeln. Das Ganze nennt sich dann bezahlte Entwicklungszeit.«
Ich holte meinen Taschenrechner aus der Schublade. »Hm … Schauen wir mal. Die Teile, plus Zeit vor Ort, plus Entwicklungszeit, plus Beratungsgebühr …«
»Beratung? Welche Beratung? Ich arbeite manchmal auch für Essen. Und du hast mich zum Essen eingeladen. Schon wieder vergessen?«
»Trotzdem hast du immer noch sechzig Dollar zu wenig berechnet.«
»Du kannst es ja als Eröffnungssonderangebot betrachten. Wie wäre es damit?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bleibe ungern jemandem etwas schuldig.«
»Machst du dir etwa jetzt schon Gedanken um dein Karma?«
»Quinton …«
Er hob beschwichtigend die Hände. »Okay, hör zu. Ich mag dich. Es macht mir nichts aus, Freunden und guten Bekannten einen Sonderpreis zu berechnen. Ich würde mich einfach nicht wohl in meiner Haut fühlen, wenn ich dir mehr berechne.« Er zögerte. »Es sei denn, du bestehst auf den normalen Geschäftspreisen.«
Ich kam mir plötzlich furchtbar pedantisch vor. »Und das hier sind Freundschaftspreise?«
Er lächelte und nickte. »Genau.«
»Nimmst du auch Schecks?«
Verlegen senkte er den Blick. »Bargeld wäre mir lieber.«
Ich warf ihm einen scharfen Blick zu, aber er erwiderte ihn, ohne mit der Wimper zu zucken.
Ich seufzte. »Kein Problem, aber dann muss ich erst zur Bank.«
Er grinste und zuckte mit den Schultern.
Wir machten uns also gemeinsam auf den Weg. Der Bankmanager bedachte Quinton mit einem abschätzigen Blick, sagte aber nichts. Mit den Taschen voller Geld machte sich Quinton sofort auf den Weg zur Bücherei, während ich zurück zum Auto ging und nach Hause fuhr, um mich zu duschen und umzuziehen.
Ich zog einen Rock und eine Bluse an und entschied mich für Stöckelschuhe. Ein bisschen Abwechslung musste sein. Ich fühlte mich wesentlich besser als am Morgen, auch wenn ich schon wieder müde war. Ein Weilchen spielte ich mit Chaos und gab ihm die Möglichkeit, seine Haare über meine Klamotten zu verteilen, bis ich schließlich los musste. Ich sperrte ihn mit einem Tellerchen Futter wieder in den Käfig. Beleidigt verschmähte er die Kost.
Auf dem Weg zu den Danzigers hielt ich bei einem Feinkost laden in der Queen Anne Street. Der Verkäufer, der gerade das Weinregal auffüllte, wusste etwas über Weine und konnte mich problemlos beraten. Er fand einen Wein, der hellgrün war und seiner Meinung nach nicht schlecht. Nach einigem Hin und Her kaufte ich die Flasche und dazu vorsichtshalber noch einen Chardonnay.
Wenig später klingelte ich bei den Danzigers und Mara öffnete mir die Tür. Wieder einmal waren ihre Hände voller Mehl und sie sah wie immer atemberaubend aus.
Sechzehn
»Oh, Sie haben ja wirklich Wort gehalten!«, rief sie begeistert, als sie den Wein in meiner Hand sah. »Ich hoffe, es macht
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