Greywalker
garantiert nicht. Warum verschwinden sie eigentlich, wenn ich in meinem Wagen sitze?«
»Tun sie das? Nun, sie verschwinden nicht wirklich. Wenn du das Grau dort nicht wahrnimmst, dann wird das Blech des Autos wohl als eine Art Filter fungieren. Es hat keine Verbindung zum Grau und hält somit alles ab, was damit zu tun hat.«
»Das ist ja gut, denn sobald ich mir die Monster aus dem Grau vorstelle und mir ausmale, wie sie sich auf mich stürzen, würde ich am liebsten schreien, was beim Autofahren nicht gerade hilfreich ist. Wenn ich mich überhaupt dazu bringen kann, an sie zu glauben.«
»Harper …«
Ich winkte ab. »Ich weiß, ich weiß. Aber hier und da einen kleinen Beweis ihrer Existenz zu sehen ist etwas anderes, als diese ganze Welt in ihrer Gesamtheit zu begreifen. Ich versuche nur, nicht wahnsinnig zu werden. Außerdem bin ich es nicht gewöhnt, in solchen Bahnen zu denken. Da ich von Natur aus und beruflich eher misstrauisch bin, wird sich das wohl auch nicht so schnell ändern.«
Mara seufzte. »Ich weiß. Aber so lange du dagegen ankämpfst, wird das Grau für dich weiterhin ein Minenfeld sein. Sei vorsichtig und lerne es zu akzeptieren.«
»Ich bemühe mich darum, Mara. Ganz ehrlich.«
Dabei wünschte ich mir von ganzem Herzen, dass es nicht nötig wäre.
Auf dem Weg nach Bellevue schaffte ich es, gerade noch dem Berufsverkehr zu entkommen.
Sarahs Haus hatte sich nicht verändert. Das halbe Motorrad lag noch immer im Vorgarten und der Rasen machte noch immer keine Anstalten, hübsch und ordentlich zu wachsen. Sarah öffnete die Tür, noch bevor ich meine Hand an den Türklopfer legen konnte. Ich klopfte ihr beinahe auf die Stirn, was ihr nicht einmal aufzufallen schien. Sie lächelte.
»Hi, Harper! Cam dachte schon, dass Sie vorbeischauen würden. Kommen Sie herein. Ich koche gerade Kaffee, falls Sie einen möchten«, fügte sie hinzu und trat beiseite, um mich durchzulassen.
»Cam hat sich also bei Ihnen gemeldet?«, fragte ich, als ich es mir an dem kleinen Küchentisch bequem machte.
»Das hat er«, bestätigte sie über die Schulter hinweg, während sie die nötigen Utensilien für den Kaffee zusammenstellte. »Er ist ziemlich spät gestern Nacht hier aufgetaucht. So gegen zwei Uhr morgens.«
Sie stellte das Tablett auf den Tisch und setzte sich mir gegenüber. »Ich war ganz schön überrascht, ihn zu sehen. Ich meine, Sie hatten zwar angenommen, dass Sie ihn recht schnell finden würden, aber so schnell hatte ich nicht damit gerechnet. Er erzählte mir diese verrückte Geschichte und zuerst dachte ich, dass er mich auf den Arm nehmen wollte. Schließlich ist das wirklich abgefahren. Ein Vampir? Als ob ich so etwas glauben würde …«
»Und glauben Sie es jetzt?«, fragte ich.
»Es mag sich verrückt anhören, aber ja. Es macht … es macht Sinn. Mom wird allerdings durchdrehen. Auch ich bin mir über einige Dinge noch nicht im Klaren. Cam konnte leider nicht lange bleiben. Er meinte, dass er Mom heute Abend anrufen würde. Stimmt das?«
»Ich habe ihm zwar nicht die Pistole auf die Brust gesetzt, aber ihm doch klar gemacht, dass es das einzig Richtige ist. Hätte er sie schon vor einem Monat angerufen, wäre ich nie in diese Sache verwickelt worden. Selbst wenn er ihr irgendeine Lüge aufgetischt hätte, wäre es besser gewesen als sich überhaupt nicht zu melden.«
»Ich weiß«, meinte Sarah. »Es wird trotzdem schwer werden, ihr die Wahrheit zu sagen – und für sie, ihm zu glauben, vom Verstehen ganz zu schweigen. Moms Intellekt ist auf Inneneinrichtungen und Party-Planungen beschränkt.«
»Wir müssen einfach abwarten und sehen, wie sie reagiert.«
»Ja, vermutlich. Ich werde allerdings das Gefühl nicht los, dass Cameron noch ein anderes Problem hat, aber wie gesagt, wir hatten nicht viel Zeit. Wird er es schaffen? Was meinen Sie?«
»Das hoffe ich«, antwortete ich. »Einige Dinge müssen noch geklärt werden, aber sobald das geschehen ist, sollten sich die Wogen glätten. Es muss ziemlich schwierig für Sie sein, alleine mit all dem fertig zu werden.«
»Das können Sie laut sagen.« Sie zitterte. »Mir läuft es kalt den Rücken hinunter, wenn ich nur daran denke. Edward hätte das Gleiche mit mir machen können, nicht wahr?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich verstehe zwar noch nicht, wie dieser Mann tickt, aber irgendwie glaube ich nicht, dass er sich an Ihnen auf diese Weise vergriffen hätte. Sie sind anders gestrickt als Ihr Bruder, und ich glaube, dass die
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