Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
Vom Netzwerk:
Cameron suchte.«
    »Dann musst du nur noch an deiner Vorgehensweise feilen. Vor allem darfst du nicht direkt ins Grau sehen, sondern eher aus dem Augenwinkel.«
    Bei den ersten Versuchen glitt das Grau einfach aus meinem Blickfeld, ohne dass ich es festhalten konnte. Nach einigen Malen hatte ich jedoch den Dreh raus.
    Während ich das Grau aus dem Augenwinkel betrachtete, stellten sich die Härchen an meinen Armen auf, und ein winziger Teil der Welt wurde eiskalt und silbrig. Ich konnte weiße Formen ausmachen, die über den Boden krochen oder sich wie Weinranken an den Wänden hoch schlängelten und sich wie glühende Adern im ganzen Haus ausbreiteten.
    Ich schnappte nach Luft. »Deswegen kann hier nichts hinein! Deswegen habt ihr euch auch keine Sorgen wegen Cameron gemacht. Das Haus hat ein … ein …«
    »Ein sensibles Netz. Es ist ein Schutzzauber, und zwar ein sehr großflächiger. Aber jetzt probieren wir den anderen Trick. Diesmal musst du das Grau sozusagen an seinen Rändern packen und um dich herumziehen.«
    »Wie bitte? Aber du meintest doch, dass ich nicht mehr hinein müsste.«
    »Das musst du auch nicht. Du kannst es von der einen oder von der anderen Seite packen, je nachdem welche du besser erwischst. Das ist auch das Schwierige daran.«
    Ich sah sie aus schmalen Augen an. »Und warum sollte ich das tun?«
    »Für dich stellt die Grenze des Grau keine Barriere dar, aber das trifft nicht für alle zu. Wenn du dich also darin einhüllen kannst, wird es für dich zu einem Schutzschild. Nicht für lange, nehme ich an, aber zumindest sollten die Dinge erst einmal von dir abprallen, wenn sie nicht zu solide sind. Beim Cameron wäre dieser Trick nutzlos, aber ein Geist sollte davon abgehalten werden. Du könntest es an Albert ausprobieren.«
    »Ich vertraue lieber dir als Albert einzuladen, mich zu umarmen, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Wieso? Hast du Angst, dass er auf dich sauer sein könnte?«
    »Ich weiß nicht, aber heute möchte ich es nicht herausfinden.«
    »Gut, dann versuch es einfach mal. Wenn dir das lieber ist, kann ich es ja testen.«
    »Ich bin mir nicht sicher …«
    Ich tastete nach den Rändern des Grau. Aber da ich mich so darum bemühte, wich es natürlich vor mir zurück, sobald ich mich ihm näherte. Ständig glitt mir die flimmernde Wand zwischen dem Hier und dem Dort aus den Händen.
    »Es ist kein Körper, den du fassen musst«, erinnerte mich Mara. »Es ist ein mentaler Trick. Versuch es noch mal.«
    Die neblige Substanz vor mir bog sich um mich herum, sodass eine Blase zwischen ihr und mir entstand. Ohne nachzudenken streckte ich meine Hände danach aus. Das Grau funkelte vor mir wie Glas und wich ein wenig aus, damit es die gleiche Distanz hielt wie zuvor. Ich starrte es an und öffnete langsam meine Arme.
    Das glimmernde Grau wuchs. Es fühlte sich schwer an, als ob es an Gewicht zugenommen hätte und jetzt gegen meine Hände drückte. Meine Fingerkuppen wurden weiß, so bitterkalt war es. Ich zog meine Hände zurück, und das Grau nahm schlagartig wieder die Substanz an, die es vorher gehabt hatte.
    Also versuchte ich es erneut und drückte wieder dagegen. Diesmal spürte ich, wie die Veränderung es steifer werden ließ und die Kälte zunahm. Ich presste noch härter dagegen und fiel hinein. Verzweifelt stolperte ich durch den Frost, von dem kalten, sich windenden Nebel völlig geblendet. Einen Augenblick lang verlor ich die Orientierung und bekam Angst, doch es gelang mir, mich zu sammeln. Ein starker chemischer Geruch stieg mir in die Nase, während ich mich hinaus kämpfte. Mara streckte mir ihre Hand entgegen, als ob das helfen würde.
    Sie musterte mich von oben bis unten. »Das hat beinahe funktioniert. Versuch es noch einmal.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall, nicht jetzt. Es ist verdammt anstrengend, weißt du. Dieses Zeug fühlt sich nicht gerade angenehm an. Es stinkt, ist eiskalt und macht mich schwindlig. Dort gibt es weder ein Oben noch ein Unten.«
    »Ist es wirklich so schlimm? Das wusste ich nicht.«
    »Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis, nehme ich an.«
    Sie lachte. »Mich mit meinen eigenen Waffen schlagen! Du könntest aber zumindest versuchen …«
    »Ich werde üben, aber nicht jetzt. Trotzdem vielen Dank für den Tipp.«
    »Gern geschehen. Das sollte dir zumindest helfen, die Biester vorerst in Schach zu halten. Es werden nämlich allmählich mehr. Schließlich produzierst du Wellen – vergiss das nicht.«
    »Das vergesse ich

Weitere Kostenlose Bücher