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Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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behaupten kann«, grinst sie mir her. »Meine Großmutter war Deutsche. Und sie hat mich großgezogen. Ihr ganzes Leben lang hat sie nur Deutsch gesprochen. Fünfundsiebzig Jahre lang. Sie hat sich einfach geweigert, Russisch zu sprechen, obwohl sie jedes Wort verstanden hat. Können Sie sich das vorstellen?«
    Das kann ich mir hervorragend vorstellen.
    »Und wie sind Sie nach Deutschland gekommen?«, will ich jetzt wissen.
    Sie schnauft tief durch. Dann räumt sie die Teller weg und bringt den zweiten Gang. Sie nimmt wieder Platz und fängt an zu plaudern. Und bis zum Nachtisch hat sie mir fast ihre ganze Lebensgeschichte erzählt. Wenn man bedenkt, dass wir vier Gänge hatten und jede Menge an Getränken, kann man sich vielleicht vorstellen, dass sie nicht direkt zielstrebig zum Punkt gekommen ist. Ich mach’s kürzer, und zwar so: Die Frau Barschl ist damals im zarten Alter von sechzehn Jahren von irgendeiner Menschenschlepperbande mit verheißungsvollen Versprechungen und samt ihrer werten Mutter nach Deutschland geholt worden. Kaum hier angekommen, war die Mutter plötzlich verschwunden, und die arme Ivana ist in einem dubiosen Bordell gelandet. Dass sie dort nicht nur Gläser polieren musste, dürfte wohl klar sein. Ja, und so ist das wohl ein ganzes Weilchen gegangen. Bis eines schönen Tages ein Prinz auf einem Schimmel kam und sie von ihrem Elend erlöste. Gut, es war kein Prinz, sondern der Barschl, und auch das mit dem Schimmel ist gelogen. Aber immerhin hat der gerade Dahingeschiedene seinerzeit eben diesen Puff geschlossen und den Betreiber verhaftet.Natürlich wurde die komplette Belegschaft verhört, wieder und immer wieder. Und im Laufe eines dieser Verhöre dürfte er sich dann wohl in seine spätere Gattin verliebt haben, der Barschl. Auf Gegenseitigkeit hat das jedenfalls nicht beruht. Aber er hat sie einfach vor die Wahl gestellt: Ehe oder Knast. Sie hat sich damals für die Ehe entschieden. Wobei ihr wohl nicht ganz klar war, dass Knast hier in unserem wunderbaren Land nicht notgedrungen auch »lebenslang« bedeutet. Und obwohl sie von Anfang an kreuzunglücklich war, wollte sie an eine Scheidung gar nicht erst denken. Weil eben immer dieses Damoklesschwert Gefängnis und Abschiebung über ihr baumelte.
    Ihre Augen sind ganz nass, wie sie davon erzählt. Mich kann sie damit aber nicht beeindrucken. Mich nicht.
    »Jetzt weiß ich so ziemlich alles aus Ihrem Leben. Aber immer noch nicht, was das mit dieser Einladung hier zu bedeuten hat«, frag ich beim Kaffee, der leicht bitter und stark sandig schmeckt.
    »Ja, das weiß ich eigentlich auch nicht so genau. Vielleicht musste ich mich einfach mal irgendwo aussprechen. Ich hab doch sonst niemanden. Und Sie … Sie sind mir eben sympathisch, Franz. Ich mag Sie«, sagt sie und schaut mich durch ihre feuchten Wimpern hindurch ganz eindringlich an.
    »Frau Barschl, schau ich aus wie ein Depp?«, frag ich, stell die Tasse ab und beug mich nach vorne. Sie schnauft tief durch und schüttelt den Kopf.
    »Ihnen kann man wohl nichts vormachen, stimmt’s?«
    »Relativ wenig«, sag ich.
    »Also gut. Eigentlich wollte ich erst im Laufe des Abends darauf kommen, aber dann bringen wir’s eben hinter uns«, sagt sie weiter. »Ich geh davon aus, dass Sie mich verdächtigen, meinen Mann umgebracht zu haben.«
    »Da liegen Sie vollkommen richtig, Süße.«
    »Und, ja, ich möchte Sie nun gerne vom Gegenteil überzeugen.«
    »Nur zu!«
    »Setzen wir uns doch ein bisschen rüber. Da ist es viel bequemer«, sagt sie und deutet auf die Couch.
    Denkt die, ich durchschau das nicht? Aber gut, spielen wir das Spielchen mit. Mal sehen, was dabei rauskommt. So setz ich mich halt rüber auf die Couch. Sie füllt die Gläser erneut, wandert in meine Richtung und setzt sich unglaublich nahe an meine Seite. Dann stoßen wir an. Dann hab ich ihre Hand auf dem Knie.
    »Herr Kommissar«, haucht sie. »Warum sind Sie nur so furchtbar steif? Entspannen Sie sich doch ein bisschen.« Sie fingert an meinen Hemdknöpfen herum. »Sie müssen mir einfach glauben. Bitte! Ich könnte Sie doch niemals belügen«, haucht sie weiter und nagt an meinem Ohr. Ja, glaubt die denn wirklich, dass ich mit der Brennsuppe dahergeschwommen bin?
    »Sie sind eine russische Nutte und haben Ihrem Mann jahrelang die große Liebe vorgeheuchelt«, sag ich und befreie meinen Lauschlappen aus ihrem Gebiss. »Selbst wenn Sie behaupten würden, dass der Schnee weiß ist, würde ich das überprüfen!«
    Jetzt haut

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