Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
so nullkommanull Lust auf daheim hab, geh ich noch zum Wolfi.
Der Flötzinger ist auch da und hockt vor seiner Apfelschorle. »Saunaclub Jacqueline« steht in schnörkeligen Buchstaben auf seinem T-Shirt. »Sie kommen als Fremder und gehen als Freund« steht etwas kleiner darunter. Und lauter rote Herzen zieren das Gesamtkunstwerk.
»Tolles Shirt«, sag ich und bestell mir ein Bier. Der Flötzinger schaut an sich runter.
»Was? Ach so«, sagt er und nickt.
»Saunaclub Jacqueline. Sehr chic«, sag ich weiter. »Seit wann genau gehst du da hin?«
Er zuckt ein bisschen unmotiviert mit den Schultern.
»Mei, man muss sich halt fit halten, gell. Und ein bisschen schwitzen hat noch niemandem geschadet«, sagt er und nimmt hastig einen Schluck. »Was gibt’s jetzt da zu grinsen, ha?«, fragt er dann.
»Oh mei, Flötzinger. Ist es denn wirklich schon so weit?«
Der Wolfi poliert seine Gläser. Und auch er kann sich ein breites Grinsen nicht wirklich verkneifen.
»Geht deine Mary da auch mit hin?«, fragt der Wolfi schließlich. »In deinen Saunaclub?«
»Nein, natürlich nicht. Was soll sie da auch?«, sagt der Heizungs-Pfuscher und nippt etwas unmotiviert an seiner Schorle. »Außerdem dürfte die eh schon genug schwitzen. In ihren blöden Flanellnachthemden.«
Weil wir nicht aufhören können zu grinsen, hat er aber bald die Schnauze voll, der passionierte Saunagast. Trinkt aus und geht.
Wie ich eine Stunde später zum Hof reinkomm, kannich es schon hören. Abgesehen von den Beatles, die fast in ungewohnter Lautlosigkeit vor sich hin dudeln, ist ein Radau drüben im Wohnhaus, das glaubst du nicht. Drinnen stehen der Paul und der Papa quasi Brust an Brust und brüllen sich an, das hat die Welt noch nicht gesehen. Und der Moratschek … der Moratschek hüpft wie ein Känguru außen herum und versucht zu vermitteln. Oder anzufeuern. So genau lässt sich das gar nicht ausmachen. Offenbar weigert sich der Paul vehement, die Musik wieder lauter zu stellen. Weil er halt einfach nicht einschlafen kann. Und weil er diese blöde Dudelei sowieso nicht mehr länger ertragen kann. Beim besten Willen nicht, sagt er. Und der Papa sagt, er kann den Paul nicht länger ertragen. Und er soll gefälligst hingehen, wo er hergekommen ist. Weil ihn schließlich kein Mensch eingeladen hat. Und überhaupt kann er in seinem eigenen Haus die Musik spielen, die er mag. Und auch so laut, wie er mag. Und erst recht so lang, wie er mag. Und aus. Plötzlich geht oben die Tür auf von der Oma ihrem Zimmer, und sie erscheint in ihrer ganzen Herrlichkeit. Stampft die Treppe herunter und brummt Undefinierbares. Dann schreit sie: »Rotzlöffel!«, und tritt dem Papa gegens Schienbein, dass er nur noch japst. Sie stellt die Musik ab, nimmt den Paul bei der Hand und die beiden entschwinden in höhere Galaxien.
Der Papa schaut bloß deppert hinterher.
»Gut«, sagt der Moratschek relativ schrill. »Es ist schon narrisch spät. Ich fahr dann auch lieber mal. Gute Nacht beieinander.«
Und weg ist er.
»Du, Papa ….«, sag ich, um die Situation ein bisschen zu entspannen. Aber ich glaub, er mag nicht.
»Hau ab!«, sagt er bloß. Mei, da kann man dann auch nichts machen.
Am nächsten Tag im Büro läutet mein Telefon. Dran ist die Susi. Das ist komisch, dass sie mich anruft, weil sie grad mal zwei Zimmer weiter hockt und normalerweise herkommt, wenn irgendwas los ist.
»Wieso rufst du an?«, will ich wissen.
»Ich hab hier grad eine gewisse Frau Barschl am Telefon. Eine Ivana Barschl, um genau zu sein. Und sie hat eine ganz zuckersüße Stimme«, sagt die Susi vielleicht eine Spur schnippisch.
»Und weiter?«
»Ja, und sie lässt fragen, ob hier ein gewisser Eberhofer arbeitet. Ein ganz schnuckeliger Polizist soll das sein.«
So was am frühen Morgen. Das tut einfach unglaublich gut. Ich lehn mich weit in meinem Sessel zurück und streif mir die Haare aus der Stirn.
Wunderbar.
»Franz, bist du noch dran?«, fragt die Susi und reißt mich aus meiner Wolke.
»Ja, freilich«, sag ich.
»Und? Was soll ich jetzt machen?«
»Ja, durchstellen halt! Was fragst jetzt da so blöd?«
»Arschloch!«, sagt sie noch, dann klickt es in der Leitung.
»Hallo? Herr Eberhofer?«, flötet es aus dem Hörer.
»Frau Barschl! Wie komm ich zu der Ehre?«
Sie kichert wie ein junges Mädchen.
»Ach, ich wollte mich nur entschuldigen, weil ich gestern so kurz angebunden war. Aber sie haben mich ja direkt aus der Dusche geläutet. Und …«
»Kein Problem«,
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