Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
sag ich ziemlich gönnerhaft. »Ich wollte ja auch nur die Sonnenbrille zurückgeben. Nicht, dass sie die hernach noch suchen müssen.«
»Das ist wirklich ganz lieb. Und ich würde Sie gern, sagen wir einfach: als Wiedergutmachung, zum Essen einladen.Was meinen Sie? Vielleicht gleich heute Abend? Dann koch ich uns was Feines.«
Ja, wenn sie natürlich was Feines kocht, wie soll man da Nein sagen?
So verabreden wir uns für acht Uhr bei ihr daheim.
»Hast du einen Vogel, oder was?«, schreit mich die Susi an, gleich wie sie bei mir zur Tür reinkommt. »Wieso gehst du zu der Tussi zum Essen?«
»Ja, sag einmal, kann das sein, dass du meine Telefongespräche abhörst?«, frag ich zurück.
»Wieso du zu der zum Essen gehst, will ich wissen!«
Sie gibt einfach nicht auf.
»Weil die Frau Barschl eine lustige Witwe ist, verstehst. Und es sehr gut möglich ist, dass sie ihren Alten auf dem Gewissen hat.«
»Ha!«, ruft sie jetzt relativ hysterisch. »Und das willst akkurat du jetzt herausfinden. Und ausgerechnet beim Essen!«
»Ja, zur Not. Wenn es der Sache dienlich ist, dann eben auch beim Essen«, sag ich, steh auf und schieb die Susi sanft, aber vehement zur Zimmertür raus.
»Wie schaut sie eigentlich aus, diese Barschl?«, fragt sie noch ganz leise und bockig.
»Greislich, Susi. Unglaublich greislich!«
Da lächelt sie. Und gibt mir ein Bussi. Und wieder mitten im Rathausgang.
Kapitel 7
Bevor ich mich am Abend gewaschen und rasiert auf den Weg nach Freising mache, fahr ich noch schnell in der PI Landshut vorbei. Mal schauen, was die werten Kollegen schon alles rausgefunden haben bei ihren Ermittlungen im Barschl-Fall. Weil: schließlich ist es nicht weniger als mein eigener Schädel, der aus der Schlinge soll. Sie haben gar nix rausgefunden. Nullkommanull. Ich rede mit diesem und jenem und auch mit Thin Lizzy. Aber nix. Keine neuen Erkenntnisse. Irgendwie beschleicht mich langsam der Verdacht, dass hier mit einer gewissen lustlosen Halbherzigkeit ermittelt wird. Alle sagen nur: Ja, ja, sie tun dieses und jenes und in Wirklichkeit tun sie gar nichts. Außer Kaffee trinken oder dem Stopfer Karl seine Fotos anschauen. Die Flitterwochenfotos sozusagen. Wo die Waldburga drauf ist. In allen möglichen Posen. Am Strand, auf dem Schiff, an der Bar und im Pool.
»Sag einmal, Karl«, frag ich ihn schließlich. »Kann es sein, dass ihr überhaupt keinen einzigen Anhaltspunkt habt?«
»Mei, Franz, so genau kann ich dir das nicht sagen. Ich bin heute grad den ersten Tag wieder hier. Und muss mich selber erst informieren.«
»Doch, Eberhofer, einen Anhaltspunkt haben wir durchaus«, mischt sich jetzt Thin Lizzy ein. » Sie sind nach wie vor unser Anhaltspunkt. Und unser einziger Verdächtigermit starkem Motiv, einer Tatwaffe und denkbar schlechtem Alibi. Solang aber der Moratschek seine schützende Hand über Sie hält …«
»Da lachen ja die Hühner!«, sag ich. »Wenn das Ihr einziger Anhaltspunkt ist, dann Mahlzeit!«
Bevor ich zur Frau Barschl fahr, halt ich noch kurz an einer Tankstelle. Wegen Blumen. Schließlich bringt man ja Blumen mit, wenn man zum Essen eingeladen wird, oder? Ich nehm Nelken, weil die oft auf Friedhöfen zum Einsatz kommen, und ich glaub, das passt hier ganz gut, so rein themamäßig.
»Oh, Nelken«, sagt die Frau Barschl, wie ich ihr den Strauß in die Hand drück. Sie lässt mich rein und deutet mir den Weg zum Esszimmer. Dort ist auch schon aufgedeckt wie für ein Festmahl. Mit Kerzen und Servietten und allem erdenklichen Pipapo. Ich setz mich mal nieder und betrachte das Meisterwerk. »Sehr schön«, sag ich, und sie freut sich.
»Bin gleich wieder da. Würden Sie vielleicht schon mal den Aperitif einschenken?«
Aperitif, soso. Ich schau mich kurz um und entdecke auf der Anrichte drüben eine Flasche Champagner auf Eis und die dazugehörigen Kelche.
Donnerwetter!
Sie kommt mit zwei Tellern zurück, auf denen Undefinierbares liegt, doch es riecht göttlich. Wir stoßen an.
»Also Frau Barschl, warum genau haben Sie mich jetzt eigentlich zum Essen eingeladen? Die Sache gestern ist ja kaum der Rede wert«, frag ich zuerst mal.
Es schmeckt auch göttlich. Ein bisschen nach Gemüse, ein bisschen nach Fisch.
Sie lächelt und tupft sich mit der Serviette über den Mund.
»Nennen Sie mich Ivana. Ich hasse den Namen Barschl.«
»Das kann ich verstehen.«
Sie lacht.
»Ivana … ist das russisch?«
Sie nickt.
»Sie sprechen akzentfreies Deutsch.«
»Was man von Ihnen nicht
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