Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
schönen dubiosen Witwe, um genau zu sein.
Der Rudi lacht, wie ich fertig bin.
»Da hat dich die Kleine wohl schon um den Finger gewickelt, Eberhofer«, sagt er und wischt sich mit der Serviette über den Mund. »Das erinnert mich an was, Franz. Hatten wir das nicht schon mal? Dass dir so eine miese kleine Mörderin völlig den Kopf verdreht hat? Und du Depp hast sogar noch bis zum Schluss deine schützenden Hände liebevoll über sie gehalten?«
Jetzt fängt der auch noch mit meinen Händen an!
»Mensch, Rudi, das ist eine sehr alte Geschichte. Und außerdem hat mir die Frau Barschl überhaupt nichts verdreht. Am wenigsten meinen Kopf, nur dass das klar ist. Was machen denn eigentlich so deine eigenen blöden Schnüffeleien? Hast du grad wieder einen von deinen untreuen Ehemännern im Visier?«
Der Rudi schmeißt seine Serviette in den Teller und nimmt einen Schluck Bier.
»Nein, keine Ehemänner. Und auch keine Ehefrauen, wenn du’s genau wissen willst«, sagt er ganz leicht eingeschnappt. »Geldwäsche, sag ich dir nur. Geldwäsche im ganz großen Stil. Du verstehst?«
Er hat jetzt wieder diese Tendenz ins Überhebliche hinein. Das ist typisch. Weil ich den Birkenberger aber kenn wie meinen eingewachsenen Zehennagel, kann er mich damit überhaupt nicht meinen.
»Das versteh ich absolut, Matula. Du bist der größte Detektiv, den die Welt je gesehen hat«, sag ich und steh auf.
»Wo willst du denn jetzt schon wieder hin?«, fragt der Rudi.
»Ja, heim halt. Ich kann doch so einen bedeutsamen Ermittler wie dich nicht stundenlang von seiner Arbeit abhalten, gell.«
»Franz, jetzt spinn nicht rum hier«, sagt er in einer leicht weibischen Tonart, die ich nur zu gut kenne. Aber der Franz spinnt schon. Setzt sich ins Auto und fährt gen Heimat.
Das heißt, vorher fahr ich noch schnell bei der Frau Barschl daheim vorbei. Weil die nämlich ihre Sonnenbrille in meinem Auto vergessen hat. Das merk ich gleich, wie ich einsteig. Es dauert ein Weilchen, bis sie mir öffnet, aber dann öffnet sie mir dafür ganz wunderbar. Sie hat ein Handtuch um den Leib geschwungen und um den Kopf ebenso.
»Stör ich grad?«, frag ich erst mal. Sie scheint ein wenig verdattert. Wahrscheinlich zwecks meiner Anwesenheit.
»Nein, ich … ich war bloß in der Dusche.«
»In der Dusche, soso«, sag ich, weil mir jetzt auch grad nix Besseres einfällt.
»Sind Sie aus einem bestimmten Grund hier?«, will sie wissen.
»Äh, nein. Doch … doch, Sie haben vorher Ihre Sonnenbrille in meinem Wagen vergessen«, sag ich so und überreich ihr das Fundstück.
Sie bedankt sich ein bisschen verlegen, verabschiedet sich und schließt die Tür. Dann fahr ich mal besser.
Der Moratschek hockt in der Küche, wie ich heimkomm.
»Schau, wer da ist«, sagt der Papa, als könnt ich den Richter nicht selber sehen. Dann erfahr ich, dass die beiden heute mal wieder einen Herrenabend planen. Und ich weiß genau, wie das endet. Rotwein und Beatles bis zum Zenit, danach noch ein Joint und die Stones, bis die Boxen bersten. Das hat mir grad noch gefehlt.
»Was gibt’s denn zum Essen?«, frag ich und schau in den Topf.
»Grießnockerlsuppe«, sagt der Papa. »Weil das nämlich die Leibspeis vom Paul ist, hat die Oma gesagt. Weil er die halt im Krieg schon immer von ihr gekriegt hat. War ja auch nix anderes da. Und wahrscheinlich ist es eh das Einzige, was er überhaupt noch zerdatschen kann mit seinen uralten Zähnen.«
»Soso. Und wo bitte schön ist dann das Suppenfleisch hin? Das hat er wohl doch noch beißen können, der Paul«, frag ich und nehm einen Teller aus dem Schrank.
»Nein, das hat überhaupt keiner beißen können, so zäh wie das war. Das hat der Ludwig gekriegt.«
Aha.
»Und wo ist die Oma überhaupt?«, frag ich und blas ein bisschen in die heiße Suppe.
»Im Kino. Ja, Madame ist im Kino. Da läuft grad so ein uralter Schinken mit dem Charlie Chaplin. Ein Stummfilm. Und da ist sie hin, deine Oma. Mit dem Paul natürlich«, sagt der Papa brummig.
»Natürlich«, sag ich.
»Ja, ja, alte Liebe rostet nicht«, sagt der Moratschek und schiebt sich ein Häufelchen Gletscherprise hinter die Kiemen. Die Suppe ist gut, da kann man nicht meckern. Wenngleich kein vollwertiges Mahl natürlich. Ein hart arbeitender Mann braucht was mit Biss. Also ess ich die Suppe auf,schnapp mir den Ludwig und geh rüber zum Simmerl. Ich krieg drei Fleischpflanzerlsemmeln und der Ludwig eine Weiße. Im Anschluss drehen wir gleich unsere Runde. Und weil ich
Weitere Kostenlose Bücher