Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Schwester.
»Herzlichen Dank!«, sagt die Frau Barschl und geht dann davon. Ich schau mir die Stationstafel an: Gynäkologie steht da drauf. Aha.
Ich begeb mich mal ins Schwesternzimmer und zeige dem Rotschopf meinen Dienstausweis.
»Gnädigste, ich ermittle in einem Mordfall«, sag ich. »Die Dame von gerade, wen will sie hier besuchen?«
»Haben Sie eine richterliche Verfügung?«, kommt es wie aus der Pistole geschossen.
»Nein, aber die kann ich besorgen.«
»Dann tun Sie das«, sagt sie und straft mich dann mit Ignoranz.
»Und so ganz unbürokratisch …?«, versuch ich es noch mal.
»Nein!«
Lieber eine Tote als eine Rote, schießt es mir durch den Kopf. Da ist schon was dran.
So greif ich zu Plan B und begeb mich erst mal an das andere Ende vom Flur. Und schon nach einigen fruchtlosen Versuchen find ich ein Zimmer, wo die Patientin tief und fest schläft. Ich merk es gleich, weil sie schnarcht, dass sich die Balken biegen. Dass Frauen so dermaßen schnarchen können, ist mir ein Rätsel. Die Susi auch. Die Susi kann schnarchen, dass ich sogar aufwach davon. Da muss ich sie natürlich wach schütteln. Und sie fragt dann immer, was los ist. Du schnarchst, sag ich zu ihr. Aber sie glaubt es mir nie. Sie denkt immer, dass ich Sex will. Und sie deswegen geweckt hab. Meistens haben wir dann auch Sex. Hinterher schnarcht sie weiter. In aller Seelenruhe. So, als wär gar nix gewesen. Ja, so ist das mit den Weibern. Die können ganze Wälder absägen mit ihrem Geschnarche und geben’s noch nicht einmal zu. Aber jetzt bin ich abgeschweift.
Also, diese Frau hier schnarcht eben auch, drum ist anzunehmen, dass sie schläft. Und das ist gut so. Bei der drück ich nämlich jetzt auf die Notklingel und mach mich darauf gleich aus dem Staub. Und wie erwartet, saust im Nullkommanix die rote Schwester an mir vorbei in die Richtung vom Notruf. Ich schick mich wie blöd und finde recht schnell die Unterlagen, die ich suche. Die aus Zimmer siebzehn. Jahrelange Suchaktionen lassen dich einfach irgendwann zum Profi werden. Da gibt’s keinen Zweifel. Dann kopier ich mir die Krankenakte und bin auch schon wieder draußen, noch ehe Pumuckl Wind davon kriegt. Danach geh ich zum Brunnermeier. Er schaut schlecht aus, frag nicht. Ich kann ihn zwar nur durch ein Fenster betrachten, aber selbst auf diese Entfernung ist das gut erkennbar. Reden kann ich nicht mit ihm. Er ist seither noch nicht aufgewacht, sagt der Doktor. Körperlich besteht wohl keine große Gefahr mehr, aber er kann natürlich nicht sagen, wie tief die seelischen Störungen sind. Na bravo! Und weil ich hier jetzt eh nix mehr tun kann,frag ich bloß noch nach dem Zimmer vom Zahnarzt, verabschiede mich und mach mich von dannen.
Er hat großes Glück gehabt, sagt der Dentalmediziner. Riesengroßes Glück sogar. Schleudertrauma, ein paar Prellungen und sonst nix. Schon in ein paar Tagen kann er wieder raus, sagt er. Obwohl er irre Schmerzen hat. Das schon. Jede Bewegung tut ihm weh. Selbst, wenn er nur starr und steif im Bett liegt. Und anfassen … anfassen kann man ihn praktisch überhaupt nicht. Das wär grad so, als bekäm er elektrische Schläge.
»Wird schon!«, sag ich aufmunternd und klopf ihm ein paar Mal auf die Schulter. Er hat Tränen in den Augen.
Dann frag ich nach dem Unfallhergang. Dieses Rindvieh, sagt er, dieses Rindvieh dieses beinige, ist mit Minimum hundertzwanzig Sachen einfach in die Bundesstraße reingefahren. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und quasi direkt in seinen nagelneuen Toyota rein.
Ich schreib das kurz mit, tätschel seinen Oberschenkel, und weil ihm jetzt direkt vor lauter Wut der Schweiß ausbricht, brech ich hier ab und geh.
»Eberhofer!«, kann ich vernehmen, grad wie ich ins Auto einsteigen will. Ich schau mich kurz um und da steht einer von den Pflegern und kommt dann auf mich zu.
»Wo ist der Übeltäter?«, will er wissen.
»Heute kein Übeltäter«, sag ich und steig ein.
»Wie jetzt? Sie haben keinen Besoffenen dabei? Keinen Junkie oder so was?«
Ich schüttle den Kopf.
»Dann können Sie doch nicht hier parken!«, ruft er empört und legt die Hände auf mein Autodach. »Das ist ein Parkplatz für Dienstfahrzeuge im Einsatz, verstanden. FürLeute, die schnell und dringend einen Arzt brauchen. Sie können doch nicht einfach bei einem Privatbesuch Ihr Auto hier abstellen!«
»Wenn du Lauser nicht sofort deine Griffeln von meinem Einsatzwagen nimmst, bist du der Nächste, der schnell und dringend einen Arzt
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