Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
gemacht. Wirklich, sehr, sehr glücklich! Es war einfach wunderbar und das Wetter so himmlisch!«
Ja, selig sind, die arm sind im Geiste.
»Ein großartiger Aufkleber ist das. ›Uschi on board‹. Ganz einfach großartig«, sagt der Papa noch mit belegter Stimme. Ja, das war klar.
Hinterher geh ich mit dem Ludwig meine Runde, und dann fall ich ins Bett. Kaum eingeschlafen, ruft die Susi an. Sie will wissen, ob ich noch bei ihr vorbeischau. Aber ich kann nicht. Nicht ums Verrecken. Ich kann die Schnute direkt sehen, die sie zieht. Und schlaf wunderbar weiter.
Kapitel 10
Durch die Wochenendturbulenzen steck ich am Montag hüfthoch in Arbeit. Und wenn ich dran denke, dass es die werten Kollegen noch nicht einmal geschafft haben, einen winzigen Ermittlungserfolg im Barschl-Fall vorzuweisen, kräuseln sich mir die Nackenhaare. Vom Bart mag ich gar nicht erst reden. Also check ich zuerst mal das Polizeisystem, um nachzuschauen, welchen Individuen der Barschl im Laufe seiner Dienstjahre einen Umzug in die JVA ermöglicht hat. Da kommt einiges zusammen, mein lieber Schwan! Und wenn ich mal auf die reduziere, die zur Tatzeit nicht mehr im Knast residierten, bleibt trotzdem noch immer ein Dutzend. Ich schreib mir die Namen auf und mach mich auf den Weg nach Landshut. Doch bevor ich die PI stürme, halt ich noch kurz an der Taxizentrale. Die Frau dort kenn ich von einem meiner früheren Fälle. Sie sieht wieder umwerfend aus, und ihr Dekolleté ist immer noch tipptopp. Keine Frage. Leider trägt sie mittlerweile so eine Art Ehering.
»Ah, darf man gratulieren«, sag ich gleich nach der Begrüßung und deute auf das Goldstück. Sie nickt ganz versonnen und lächelt mich an. Schade. Wirklich. Dann aber geb ich ihr einen Zettel mit meinen Daten. Und ich bitte sie zu überprüfen, ob in der Tatnacht eine Fuhre von der PI zur Adresse von der Frau Barschl gemacht worden ist odernicht. Sie wird das gern checken, sagt sie. Und mir so schnell wie möglich telefonisch Bescheid geben. Na also.
In der Inspektion geh ich zuerst einmal zum Stopfer Karl rein. Der freut sich, wie ich komm, und schenkt mir gleich einmal Kaffee ein. Meine Nachfrage zwecks baldiger Täterüberführung muss er leider verneinen. Aber soviel er weiß, sind alle Kollegen mordsbeschäftigt, sie wollen den Fall ja zügig knacken. Ja, das kann ich mir vorstellen. Er selber hat damit nicht viel zu tun, sagt er, weil er ja nur Spurensicherung macht. Und die ist längst abgeschlossen.
»So, Karl, dann werd ich dir jetzt mal was geben«, sag ich und kram die Opferliste vom Barschl hervor.
»Das sind alle, die unser armer Dahingeschiedener jemals verknackt hat. Und die überprüft ihr jetzt alle schön der Reihe nach.«
»Du, Franz. Magst das den Kollegen nicht lieber selber sagen? Weil: ich … ich bin ja sozusagen gar nicht so richtig involviert in den Fall, verstehst?«
Aber der Franz mag nicht. Ich deute auf den Zettel und sag: »Überprüfen!« Und weil der Kaffee eh furchtbar ist, lass ich ihn stehen und geh.
Danach fahr ich ins Krankenhaus. Mal sehen, wie’s unseren Geschädigten so geht. Also dem Brunnermeier natürlich. Und meinem Zahnarzt.
Ich stell den Streifenwagen in die Rettungszone. Genau dort, wo ich sonst auch immer parke, wenn zum Beispiel eine Blutentnahme fällig ist. Also bei einem Betrunkenen etwa. Oder bei einem Junkie. Nicht, dass das so arg oft vorkommt bei uns in Niederkaltenkirchen, das nicht. Aber ab und zu halt dann doch.
Weil der blöde Aufzug ewig nicht kommt, nehm ich schließlich die Treppe. Und dann, bei meinem mühsamenAufstieg, da seh ich es. Ich schau praktisch so zufällig durch eine der Glastüren. Und was entdecke ich da? Dort im Gang ist die Frau Barschl. Wie sie leibt und lebt. Sie trägt zwar Sonnenbrille und Kappe, aber das verdeckt natürlich diesen Wahnsinnskörper nicht. Den würd ich aus Tausenden wiedererkennen. Sie steht dort also auf dem Krankenhauskorridor, geht ein paar Schritte auf und ab. Und bleibt wieder stehen. Grad so, als würd sie auf etwas oder jemanden warten. Jetzt bin ich einigermaßen überrascht, muss ich sagen. Was sucht die denn hier? Ich hab meine Gedanken noch gar nicht fertig geordnet, da kommt eine rothaarige Schwester winkend auf sie zugeeilt. Um nicht gesichtet zu werden, geh ich hinter der Wand in Deckung, kann aber mit dem Fuß unbemerkt die Tür einen kleinen Spalt öffnen.
»Ich hab nachgesehen. Die Frau Hausladen liegt in Zimmer siebzehn, gleich hier ums Eck«, sagt die
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