Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
sondern rosa, was aber keinen Deut besser ausschaut.
»Ob das ein Selbstmordversuch war?«, fragt er schrubbenderweise.
»Nach Unfall hat es jedenfalls nicht ausgeschaut«, sag ich noch. Aber dann läutet mein Telefon. Was ist denn heute eigentlich los? So oft läutet es ja normal im ganzen Monat nicht.
Einen Autounfall hat’s wohl gegeben. An der Einfahrt zur Bundesstraße. Also hinfahren und nachschauen. Ein elendiger Stress ist das bei der Polizei.
»Bürgermeister, ich muss weg. Verkehrsunfall auf der Bundesstraße«, ruf ich noch kurz und bin schon unterwegs.
Wie ich hinkomm, ist bereits der Notarzt da und ebenso die Feuerwehrler. Und die schneiden grad Menschen aus Autos, die komplett ineinander stecken. Kein schöner Anblick. Wirklich nicht. Wie endlich der Erste geborgen wird, muss ich meinen Zahnarzt in ihm erkennen. Meine Güte, das darf doch nicht wahr sein! Natürlich hab ich ihm – seit ich überhaupt denken kann – die Krätze an den Hals gewünscht. Aber doch nicht so was! Nein, so etwas nicht.
Er wird ordnungsgemäß in den Sanka verfrachtet, und schon geht es ab. Der zweite Fahrer kann relativ zügig geborgen werden, ist bei Bewusstsein und noch nicht mal wesentlich verletzt. Auch er wird kurz ärztlich versorgt und danach fortgebracht. Ich ruf den Abschleppdienst und fang an, meine Notizen zu machen. Und, ob du’s glaubst oder nicht, dann läutet mein Telefon. Es ist die PI Landshut, die jetzt anruft. Ja, heißt es, ich muss sofort kommen. Sie brauchen dringend meine Verstärkung.
»Nix!«, sag ich. »Ich tu hier keinen Fuß weg. Wir haben grad ein akutes Ärztesterben hier in Niederkaltenkirchen. Ich komm nicht. Auf gar keinen Fall!« Dann häng ich ein.
Wie ich am Abend in den Hof hineinfahr, bin ich erstens ziemlich platt wegen der ganzen Arbeit und zweitens hungrig wie ein Bär. Am Esstisch hocken außer den sonst Anwesenden auch noch der Leopold und die Mooshammer Liesl. Und offensichtlich schmeckt’s allen hervorragend. Die Oma steht auf und holt ein neues Gedeck.
»Jetzt rutsch halt ein bisserl, dass der Bub Platz hat«, sagt sie zum Papa.
Der schaut den Leopold ganz wehleidig an und sagt: »Siehst, Leopold, so geht es mir ständig. Eine einzige Gängeleiist das hier bei uns daheim geworden. Ja, eine einzige Gängelei.«
Der Leopold legt die Hand auf die vom Papa und seufzt ganz mitfühlend.
»Jetzt rutsch schon!«, sag ich und setz mich dazu.
Die Mooshammerin langt in den Brotkorb und bedient sich.
»Du, Franz«, sagt sie zu mir rüber. »Was ist denn da heute eigentlich los gewesen? Der Brunnermeier, der hat sich die Adern aufgeschlitzt, hat es geheißen. Und unser Zahnarzt, der soll ja gleich sein ganzes Auto zerlegt haben. Das ist doch direkt unglaublich. Jetzt erzähl schon, was du drüber weißt!«
»Ich weiß gar nix drüber, Liesl. Und wenn doch, dann ist es ein Dienstgeheimnis. Am besten, du liest morgen einfach die Zeitung. Da steht alles drin, was du wissen willst.«
»Schon recht«, sagt die Liesl ein bisserl beleidigt. »In Zukunft weiß ich dann aber auch nix mehr, wennst’ mich was fragst. Nur, dass das klar ist!«
Dann steht sie auf, verabschiedet sich und geht. Ich hinterher. Schließlich darf man eine so wichtige Informantin nicht kampflos aufgeben. Im Hof erzähl ich ihr dann kurz, was morgen ohnehin jeder weiß, und sie ist zufrieden.
»Du, glaubst denn wirklich, dass es ein Selbstmordversuch war, das mit dem Brunnermeier?«
Ich zuck mit den Schultern.
»Ja, mei, verstehen kann man das ja schon irgendwie. Der war ja auch immer so einsam, seit er aufgehört hat zu arbeiten. So gar keine Ansprach mehr, gell.«
»Lieber gar keine Ansprach wie eine unangenehme«, sag ich so und scharr mit dem Fuß im Kies.
»Ja, gell. Da hast recht. Eine unangenehme Stimmung ist das bei euch da herinnen. Wirklich ganz unangenehm. Ob das am Paul liegt?«
»Am Paul liegt’s definitiv nicht. Eher an den depperten zwei anderen.«
Die Liesl haut mir auf die Schulter.
»Wird schon wieder, Franz. Wird schon wieder!« Dann schwingt sie sich aufs Radl und fährt davon. Gleich im Anschluss kommen der Papa und der Leopold in den Hof und fallen sich theatralisch in die Arme.
»Vielen Dank, mein Sohn!«, sagt der Papa mit Tränen in den Augen. »Es war der schönste Tag seit Langem. Seit sehr langem sogar!«
»Schon recht, Papa. Das ist doch das Mindeste, was ich für dich tun kann. Was du alles so mitmachen musst hier! Und mich … mich hat unser Ausflug auch glücklich
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