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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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angehen?«
    »Theryon geht mich etwas an«, erwiderte Rhendralor, und zum ersten Mal hörte Grim etwas wie Zorn in seiner Stimme. »So war es stets. Er war mein Schüler, ich habe geschworen, ihn zu beschützen. Und im Gegensatz zu dir neige ich nicht dazu, meinen Schwur zu brechen.«
    Da lachte die Königin auf, hart und rau. »Nein«, erwiderte sie und trat auf den König zu. Grim hielt den Atem an, als sie den Kopf vorschob und mit blutiger Hand über Rhendralors Wange streichen wollte. Kurz davor hielt sie inne, Schatten tanzten über ihr Gesicht, es war, als würde sie innerlich mit etwas ringen. Der Blick des Königs war regungslos, doch Grim spürte die Kälte, die von ihm ausging und gegen die jeder Eiszauber der Königin nichts weiter war als ein sachter kühler Hauch. Es war ein Kampf, der hier zwischen den beiden tobte, und auch wenn Grim ihn nicht begreifen konnte, sah er doch, wie Rhendralor den Blick der Schneekönigin niederzwang. Sie atmete heftig, als sie den Kopf neigte, und als ihre blutverschmierte Hand über den Mantel des Königs strich, sah Grim Tränen in ihren Augen. »So war es stets«, flüsterte sie tonlos. »Du kennst den Schatten nicht. Du standest immer auf der Seite des Lichts. Doch dieses Mal bist du im Unrecht — selbst dein Volk hat dich verlassen, wenn man von ein paar törichten Narren absieht, die dir aus Sentimentalität die Treue halten!« Sie kniff die Augen zusammen, ihre Züge nahmen einen schlangenhaften Ausdruck an. »In den Finsternissen dieser Welt habe ich gehaust, bis deine einstigen Anhänger mit eigenen Augen gesehen haben, wie die Menschen ihre ehemalige Heimat zerstörten und das Erste Licht vernichteten — und immer größer wurde ihr Zorn, hatten sie doch ihre Welt nur unter der Voraussetzung verlassen, eines Tages dorthin zurückkehren zu können — eines Tages, wenn die Menschen sich geändert hätten! Aber das taten sie nicht, im Gegenteil, und der Zorn darüber trieb dein Volk in meine Arme! So kam es, dass ich die Königin wurde über die Welt der Feen, und das bin ich noch!« Sie war außer Atem und hielt kurz inne. »Theryon gefährdet meine Pläne«, zischte sie dann. »Das werde ich nicht dulden. Ich werde ihn töten und niemand —
niemand
wird mich daran hindern. Hörst du das — Vater?«
    Grim sog erstaunt die Luft ein, als die Königin bei ihrem letzten Wort den Blick wieder hob. Ein wütendes Flackern war in ihre Augen getreten, Grim fühlte den Zauber in ihrer Faust schon, bevor sie ihn entließ. Doch Rhendralor schien nichts davon zu spüren. Er sah die Schneekönigin an, regungslos wie zuvor, und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Da stieß die Fee ihre Faust vor, knisternde Flammen schlugen wie Tierkrallen nach Rhendralors Wange und gruben drei tiefe Kratzer in sein Fleisch.
    Sofort schlug der König ihr seinen Stab vor die Brust. Strahlend helles Licht entfachte sich zu einem flammenden Schild, der die Königin durch die Luft schleuderte. Ehe sie auf dem Boden aufkam, richtete Rhendralor erneut die Sternspitze auf sie, ließ sie auf die Wand zurasen und schlug sie mit voller Wucht dagegen. Noch im Sturz ballte die Königin die Fäuste, ein gewaltiger Eiszauber schoss in sieben giftgetränkten Zapfen aus ihren Händen. Sie rasten so schnell auf Rhendralor zu, dass Grim nichts weiter sah als grelle Blitze, doch der König wirbelte seinen Stab wie ein Schwert vor seinem Körper herum, bis alle Zapfen in funkensprühendem Feuerwerk zerschnitten waren. Er warf eine Fessel aus Licht nach der Königin, doch diese wich ihr aus, schlug mehrfach in die Hände und schuf kristallene Schollen in der Luft, über die sie mit wehendem Kleid auf ihren Vater zusprang. Scherben aus Eis flogen aus ihren Händen, dicht gefolgt von einer gewaltigen, tosenden Wolke aus flirrendem Schnee.
    Grim hörte das metallische Klirren der Flocken, er wusste, dass bereits ein einziges dieser dolchscharfen Geschosse tödlich war. Angespannt sah er, wie Rhendralor die Scherben in rasender Geschwindigkeit abwehrte, doch schon schoss die Wolke heran und hüllte den König der Freien Feen ein. Grim hörte, wie die Splitter durch seinen Körper jagten und ihn zerfetzten. Mit einem Brüllen stürzte er sich vor und stieß die Schneekönigin zu Boden, die gerade vor Theryon gelandet war. Kreischend flog sie gegen den Thron des Königs und überschlug sich mit ihm.
    Grim packte Theryon und Mia am Kragen und riss sie in die Höhe. »Wir müssen verschwinden«, keuchte er. »Sie

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