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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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zurück, werden wir sie nicht wieder in Besitz nehmen können, da unser Geist sich weigern wird, nach dem Erlebnis der Freiheit erneut in eine körperliche Hülle gesperrt zu werden. Vermutlich hört es sich für euch verworren und merkwürdig an ...«
    »Allerdings«, murmelte Remis und wurde ein wenig rot unter seiner grünen Haut, als er merkte, dass er seine Skepsis laut ausgesprochen hatte.
    »Es ist der einzige Weg«, sagte Theryon. Seine Stimme hatte einen dunklen, schweren Klang angenommen, der Grim einen Schauer über die Haut schickte.
    »In Ordnung«, grollte er und warf Mia einen Blick zu, die zustimmend nickte.
    Theryon bewegte die Hand über der Glut des Kreidezeichens. Vereinzelt flackerten zarte Flammen auf, und Lichtstrahlen brachen durch die Glut, die suchend wie Scheinwerfer über die Decke des Zimmers flackerten.
    »Nehmt euch an den Händen«, sagte Theryon und fasste nach Grims Klaue.
    Kaum hatten sie den Kreis geschlossen, loderten die Flammen auf und wurden gleich darauf von grellen Lichtstrahlen verschluckt, die aus dem Zeichen hervorbrachen. Geblendet kniff Grim die Augen zusammen und fühlte, wie das Licht über sein Gesicht tanzte und sich warm und weich auf seinen Körper legte. Gleich darauf fuhr ein Windhauch über sein Gesicht, der Boden erbebte unter ihm.
    »Haltet die Augen geschlossen«, hörte er Theryons Stimme. Dann traf ihn ein gleißender Strahl aus Licht an der Brust. Er flog durch die Luft und spürte flammende Funken um sich herumtanzen, die zischend auf seiner Haut erloschen. Er hatte Theryons und Mias Hände nicht losgelassen, und er hörte an Remis' Kreischen, dass auch der Kobold sich noch in ihrem Kreis befand. Für einen Augenblick schienen sie zu schweben. Grim sah rote und goldene Lichter hinter seinen Augenlidern, er fühlte sich seltsam losgelöst. Dann wurde es dunkel. Grim öffnete die Augen und fand sich zu seinem Erstaunen an der Zimmerdecke wieder. Noch immer hielt er Theryons und Mias Hände, doch ein geisterhaftes Flimmern überzog ihre Haut, und dort, tief unter ihnen, kippte gerade sein Körper zur Seite und fiel in tiefen Schlaf. Mia stieß einen Laut des Erstaunens aus. Auch Remis starrte mit weit aufgerissenen Augen auf seinen schnarchenden Koboldkörper dort unten, und als Theryon dunkel und konzentriert seinen Zauber sprach, sah er Grim an, als könnte dieser etwas für die plötzliche Vergeistigung seines Selbst.
    Grim holte tief Atem. Er fühlte sich leichter, aber ansonsten schien es kaum einen Unterschied zu seinem Dasein mit Körper zu geben. Er musste daran denken, dass Gargoyles, die einen Arm oder ein Bein verloren hatten, noch Jahre später über Gefühle in diesen verschwundenen Gliedmaßen sprachen, und auch von Menschen hatte er Ähnliches schon gehört. Nachdenklich betrachtete er seinen reglosen steinernen Leib, während Theryons Zauber ihn fortzog in einen dunklen, tunnelartigen Gang.
    Sie wurden von einer unsichtbaren Macht umschmeichelt, als würden sie im Strom eines Flusses dahintreiben. Schneller und schneller ging es vorwärts, Grim musste aufpassen, Mias Hand nicht zu verlieren, die verschwindend klein in der seinen lag. Strudel aus grünem und blauem Licht umtosten ihn, immer wieder stieß er gegen die Wände des Tunnels, die sich bei jeder Berührung ein wenig zusammenzogen und schimmernde Bläschen wie Perlenreihen ausstießen. Theryons Stimme war nichts als ein dunkles Murmeln im Hintergrund von Grims Bewusstsein, bis der Feenkrieger plötzlich seine Klaue fester umgriff und laut einige Worte in die Dunkelheit schleuderte. Sie trafen Grim wie Kugeln aus dünnem, magischen Glas, die splitternd durch seinen geisterhaften Körper flogen. Im nächsten Moment wurde es hell, und sie rasten von der Decke eines hell erleuchteten Saals auf den Boden zu. Schnell breitete Grim die Schwingen aus, doch Theryon flüsterte schon einen weiteren Zauber, der sich wie eine dicke Schicht aus durchsichtigem, zähflüssigen Brei ein ganzes Stück weit über dem Boden ausbreitete und sie sanft auffing.
    Staunend sah Grim sich um, während sie langsam zu Boden sanken. Noch nie, so glaubte er, war er in einem solchen Saal gewesen. Er schien aus Elfenbein zu bestehen und strahlte aus sich selbst heraus, als würden ihn sanfte Ströme aus goldenem Licht durchfließen. Säulen und Zwischenwände wie aus Spitze hielten die Decke, Mosaike in Silber, Gold und Purpur bedeckten die Wände, und bis zum Boden reichende Fenster ließen den Blick frei auf

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