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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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und Fassungslosigkeit darin gefunden, natürlich, aber da war noch etwas anderes, ein zaghaftes, helles Leuchten, wie Kinder es in den Augen haben, wenn sie zum ersten Mal in ihrem Leben einen geschmückten Weihnachtsbaum sehen. Ich habe Menschen gesehen, die mitten auf der Straße standen, neben ihren gerade zusammengebrochenen Autos, und den Himmel anstarrten, über den Polarlichter tanzten wie Märchengestalten. Ich habe Kinder gesehen, die auf dem farbigen Wasser der Rinnsteine hier in der Nähe Papierboote schwimmen ließen, und Erwachsene, die von den fluoreszierenden Pflanzen an den Fassaden der Häuser bezaubert wurden. Noch suchen die Menschen die falschen Erklärungen für das, was um sie herum passiert, aber so ist es ihnen möglich, den Zauber zu akzeptieren — und ihn zu fühlen.«
    »Sie akzeptieren ihn nicht«, erwiderte Grim. »Täten sie das, bräuchten sie keine Erklärungen mehr.«
    Mia zuckte die Achseln. »Es ist nicht leicht, das hinzunehmen, was unfassbar erscheint. Die Menschen haben Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Doch vielleicht werden sie eines Tages gelernt haben zu fallen, vielleicht kann ich ihnen dabei helfen. Und dann werden sie erkennen, dass sie Magie in ihrem Leben brauchen, um nicht an sich selbst zu ersticken.«
    Grim schaute sie an, und in diesem Moment strahlte etwas in ihr so hell, dass es ihn wärmte.
    »Noch heute Nacht reisen wir nach Irland«, sagte sie mit einem Lächeln. »Dort wartet der Krieger des Lichts darauf, von uns gefunden zu werden. Die Zwerge werden uns bei der Suche helfen und uns zu einem Menschen führen, der insgeheim schon immer gespürt hat, dass er anders ist — wie ich selbst. Erinnert ihr euch noch daran, als meine Hartidfähigkeiten sich zeigten?«
    Grim verdrehte die Augen, und Remis grinste in sich hinein. »Allerdings«, kicherte der Kobold. »Du hast einen Eiszapfen nach Grim geworfen und ihn an der Wange verletzt. Du hättest ihn hören sollen, er dachte, du wolltest ihn umbringen! Er ...«
    Da durchzog plötzlich ein Ton die Nacht, der Remis unterbrach. Es war das Kratzen schwerer Pranken auf Stein. Gleich darauf schoss ein blaues Licht direkt auf Grim zu. Er sprang hoch in die Luft, doch das Licht folgte ihm, und ehe er ihm hätte ausweichen können, schlug es zischend in seiner linken Schulter ein. Grim brüllte vor Schmerz, als er einen fingerdicken Pfeil aus seinem Fleisch riss, und starrte angestrengt in die Finsternis der Straße, aus der das Geschoss gekommen war. Doch er konnte keinen Angreifer ausmachen. Dafür spürte er, wie das Gift der Pfeilspitze seinen linken Arm und die Schwingen lähmte, und das war noch nicht alles: Etwas näherte sich aus den umliegenden Straßen — etwas Großes mit scharfen Krallen. Fluchend murmelte er einen Heilungszauber und griff nach Mias Arm.
    »Schnell«, raunte er. »Weg hier!«
    Sie hasteten über die Rue Berger, vorbei an moosüberwachsenen Autos und durch die Kraft der Bhor Lhelyn umgestürzten Straßenlaternen. Grim hörte Mias Atem und fühlte die schnellen Sprünge von Großkatzen, die ihnen nacheilten — lautlos wie Schatten. Er zählte fünf von ihnen, und als sie in die Nähe des Forum des Halles gelangten, stießen sieben weitere aus dunklen Straßenzügen hinzu. Sie erreichten eine stockfinstere Seitengasse, schnell zog Grim Mia hinein und presste sich gegen eine Wand. Remis konnte gerade noch sein Licht dämpfen, als auch schon der schattenhafte Umriss einer Großkatze an ihnen vorbeijagte, ohne sie zu bemerken. Grim warf einen Blick in den Himmel. Seine Schwingen hingen wie vertrocknetes Laub von seinem Rücken, an einen Flug war nicht zu denken. Verflucht, wo war Theryon, wenn man ihn brauchte?
    »Wir müssen uns verstecken«, flüsterte er kaum hörbar. »Auf den Straßen sind wir leichte Beute, wir ...«
    Weiter kam er nicht. Die riesige Pranke einer Katze tauchte aus dem Nichts auf und hieb nach seinem Gesicht. In letzter Sekunde riss Grim Mia und Remis zur Seite und raste mit ihnen die Straße hinab. Die Katze sprang ihnen so schnell nach, dass Grim ihren dunklen Körper bei einem Blick über die Schulter nur undeutlich erkannte, und zerbrach den Asphalt unter ihren Pranken. Mit einem Brüllen schleuderte Grim einen Flammenzauber hinter sich. Er roch verbranntes Fell und hörte ein wütendes Fauchen, als die Katze die Flammen durchsprang, doch sie ließ ihre Beute nicht entkommen. Grim riss mit Gewalt an seinen Schwingen, doch es war zwecklos, sie waren nicht zu

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