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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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hatte. Beinahe hätte Grim gelächelt. Er hatte Cecile zwar von dem Teleportzauber erzählt, der Geschöpfe nach Ghrogonia bringen konnte, wenn sie das Wasser der Wallacebrunnen oder der Fontaine des Innocents tranken — doch jetzt, da blaue Fünkchen über den Becher hinliefen, schienen ihr doch Zweifel zu kommen. Gerade wollte Grim etwas sagen, als Josi den Becher Falifar hinhielt, der einen Schluck nahm und ihn im Mund behielt, bis Josi den Becher an die Lippen setzte. Sie verschwanden im selben Moment. Da holte Cecile tief Luft.
    »In Ordnung«, murmelte sie und sah Mia noch einmal an. »Vergiss nicht, dass ich stolz auf dich bin«, sagte sie kaum hörbar. »Auch Lucas wäre stolz auf dich und ... Jakob.«
    Grim sah, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Mia hatte ihr mit keinem Wort von Jakob erzählt, um sie nicht in Unruhe zu versetzen, das wusste er, und er wusste auch, dass sie es jetzt bereute, da sie ihre Mutter so dastehen sah mit dem winzigen Zauberbecher, der ihr Angst machte, inmitten der sich verwandelnden Stadt. Schweigend sah er zu, wie Cecile den Becher leerte. Kaum war sie verschwunden, zog eiskalter Wind über den Platz. Grim legte Mia einen Arm um die Schultern, doch ehe er sie an sich ziehen konnte, hörten sie helle Schritte näher kommen.
    Mia versteifte sich in seinem Arm, er spürte, wie sie die Luft anhielt. Schnell schickte er einen Flammenzauber in seine Faust, denn er rechnete damit, jeden Augenblick die Gestalt von Alvarhas aus den Straßenzügen auftauchen zu sehen. Langsam schob er sich mit Mia und Remis rückwärts, um in der nächstgelegenen Gasse unterzutauchen, doch kaum, dass er sich bewegt hatte, brachen die Schritte ab. Atemlos blieb Grim stehen und lauschte, doch er hörte nichts als leisen Wind — und den kühlen Atemhauch, der plötzlich seine Wange streifte. Blitzschnell fuhr er herum, riss die Faust in die Luft — und konnte den Zauber im letzten Augenblick entkräften.
    »Verflucht, was denkst du dir?«, grollte er und packte Lyskian am Kragen, der dicht vor ihm stand.
    Der Vampir lächelte, doch er war noch immer so blass, dass Grim ihn mit finsterer Miene losließ. »Ich dachte mir, dass ihr ein wenig Ablenkung gebrauchen könntet, während ihr im Dunkeln herumsteht und wartet.« Er lachte leise, aber seine Stimme klang hohl und wie gebrochen, als würde er durch tausend verschlossene Türen mit ihnen sprechen.
    »Du solltest dich nicht in unserer Nähe zeigen«, sagte Grim leise. »Ich kenne die Späher des Lords — und die Folgen, die eine Anklage wegen Hochverrats nach sich ziehen kann.«
    Lyskian nickte kaum merklich. Seine rechte Hand ruhte wie immer auf seinem Spazierstock, und er stand vollkommen regungslos, doch Grim bemerkte das Muskelspiel an seinen Schläfen. Für einen Augenblick erschien ihm sein Freund beinahe menschlich. Abrupt hob Lyskian den Kopf.
    »Nein«, flüsterte der Vampir sanft. »Nicht mehr.«
    Grim seufzte. Wann lernte er es endlich, in Lyskians Gegenwart seine Gedanken zu verbergen?
    »Grim hat recht«, sagte Mia. Sie war blass geworden, als sie Lyskian erkannt hatte, und Grim dachte an die Verlassenheit und Enttäuschung, die im Senatssaal in ihrem Blick gelegen hatte. »Du darfst dein Volk nicht in Gefahr bringen — genauso wenig wie dich selbst. Warum bist du hierhergekommen?«
    Lyskian lächelte ein wenig. »Mia Lavie«, sagte er sanft. »Schon oft bist du dem Tod aus den Klauen gerissen worden oder hast dich selbst aus seiner Umarmung befreit — und auch wenn sich das aus dem Mund eines Mörders möglicherweise merkwürdig anhört: Ich hätte gern, dass das so bleibt. Aus diesem Grund habe ich dir etwas mitgebracht — ein Geschenk.«
    Er griff in die Tasche seines Mantels und zog einen schwarzen Samtbeutel daraus hervor. Lautlos öffnete er ihn und schüttelte einen sechseckigen Kristall auf seine Handfläche. Rot flackerndes Licht brach sich in seinem Inneren, und Grim meinte für einen Moment, ein tiefes Grollen wie von einem fernen Gewitter zu hören. Mia nahm den Kristall von Lyskians Hand und drehte ihn vor ihren Augen.
    »Was ist das?«, fragte sie fasziniert.
    Lyskian bewegte die Finger über dem Kristall, schon verfärbte sich das Licht erst blau und dann schwarz. »Der Zorn des Baal«, erwiderte er. »Ein Dämonenzauber, benannt nach dem Dämon oder dem Gott, der angeblich über die Macht verfügte, jene unsichtbar zu machen, die ihn anriefen. Nach manchen Dämonologen ist seine Kraft im Oktober am stärksten.«
    Er

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