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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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gebrauchen. Gleichzeitig hörte er das Fauchen weiterer Katzen, die ihnen nacheilten.
Sie wollen uns nicht fangen,
dröhnte es in Grims Kopf wie aus tausend betrunkenen Mündern.
Sonst hätten sie es schon längst getan, und sie wollen uns auch nicht fressen — das soll jemand anderes erledigen.
Diese Bestien trieben sie vor sich her wie Wölfe die Lämmer.
    »Saint-Eustache«, keuchte Mia und warf sich gegen die Tür der Kirche, die sie in diesem Moment erreichten. Polternd flog das Portal auf. Grim folgte Mia und Remis ins Innere der Kirche und verriegelte die Tür mit einem mächtigen Schutzzauber. Gleich darauf krachten mehrere Katzen dagegen und stießen ein schmerzerfülltes Fauchen aus. Grim starrte in die Finsternis, er hörte, wie die Katzen das Gebäude umkreisten und wie einige von ihnen auf das Dach sprangen. Ihre Krallen klangen wie das Kratzen von Nägeln auf einem Sargdeckel. Grim spürte Mias Hand in seiner Klaue, Remis bohrte ihm seine Finger in die Schulter und keuchte wie kurz vor einem Erstickungsanfall. Mia sammelte einen Eiszauber in ihrer Hand, Grim konnte seine Macht fühlen. Er selbst wickelte brennende Schnüre um seinen linken Arm. Sollten sie ruhig einen Weg hineinfinden — sollten sie kommen! So leicht würden sie es ihnen nicht machen. Etwas ruhiger sah er sich um.
    Die kühle, abgestandene Luft der Kirche umgab ihn wie unsichtbarer Rauch. Er roch den Duft der Kerzen, die vor wenigen Tagen entzündet worden waren, und die dunkle, schwere Trägheit von Alter, die in diesen Mauern herrschte.
    Dann vernahm er ein Geräusch, ein kaum hörbares Dröhnen, das schwere Körper machen, wenn sie durch die Luft springen und auf altem Stein oder Holz landen. Grim fühlte, wie Mias Hand sich in seiner Klaue verkrampfte. Ihre Verfolger konnten es nicht sein, sie hatten noch keinen Weg hineingefunden. Wieder erklang das dumpfe Geräusch, näher dieses Mal — tödlich nah.
    Grim wandte den Blick und starrte in die Dunkelheit der Decke, dorthin, wo eine leichenblasse Säule sich erhob. Er kniff die Augen zusammen — und erstarrte. Dort hockte ein Panther, groß wie ein Damhirsch. Mit mächtigen Pranken hatte er sich in den Stein gekrallt, sein Schwanz peitschte unruhig durch die Luft und schlug Gesteinsbrocken aus der Säule, wenn er sie traf. Lederne Schwingen schmiegten sich an seinen Körper, und anstelle eines Fells besaß er ölige, narbenübersäte Haut. Grim sah in seine Augen, sie waren grau wie eine sternenlose Nacht, doch nun, da der Panther wusste, dass er erkannt worden war, entzündeten sie sich in weißem Licht.
    Grim zog Mia an sich. Er wandte den Kopf und entdeckte im Licht der weißen Augen weitere Panther, alle von ähnlichem Äußeren wie der erste, wenn auch nicht ganz so groß. Sie lauerten auf den hölzernen Bänken, krallten sich in Wände und Säulen wie in weichen Lehm und ließen vereinzelt ein tiefes, gieriges Grollen aus ihren Kehlen aufsteigen. Grim kniff die Augen zusammen, doch er konnte in der Finsternis am Ende des Ganges nichts erkennen außer ...
    Ein Fauchen ließ ihn zusammenzucken. Der Panther an der Säule war dicht hinter ihm auf den Gang gesprungen und trieb ihn vorwärts. Jetzt sah Grim die Fäden, die den Leib des Untiers an zahlreichen Stellen zusammenhielten, und bemerkte knisternde Leiber, die sich unter dessen Haut durcheinanderwälzten. Er zog Mia enger an sich. Remis atmete hektisch auf seiner Schulter, als die übrigen Katzen ebenfalls ihre Plätze verließen und sie vorwärtstrieben. Jetzt waren ihre Pranken lautlos auf dem steinernen Boden. Gleich darauf spürte Grim die Kälte. Wispernd kroch sie vom Altar den Gang hinunter. Ein Gesicht flackerte vor seinem inneren Auge auf, er hielt den Atem an, als drückten zwei Totenhände gegen seine Brust. Abrupt blieb er stehen. Im selben Moment entzündete sich ein Licht am Ende des Gangs. Eine Gestalt erschien vor dem Altar, die Gestalt eines Jägers.
    »Alvarhas«, flüsterte Mia kaum hörbar, und der Name fuhr wie eine eiskalte Klinge an Grims Kehle.
    Der Alb lächelte regungslos, ehe er sich in Bewegung setzte. Dicht vor Grim blieb er stehen, umfasste ihn mit der Grausamkeit seines diamantenen Auges und raunte sanft: »Ich habe auf euch gewartet.«
    Grim hob verächtlich den Blick. Er spürte den Zauber in seiner Hand, die Schnüre schnitten sich in sein Fleisch. »Du scheinst dich danach zu sehnen, verprügelt zu werden«, grollte er und sah zu seiner Befriedigung den Anflug von Ärger auf dem sonst

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