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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Er hatte viele Talente im Überfluss — aber Geduld gehörte nicht dazu. Wütend schnaubte er durch die Nase. »Das ist ...«
    Da fuhr Hortensius herum, baute sich vor Grim auf und stach mit dem Zeigefinger in Richtung seines Gesichts. »Ihr befindet euch in einer der größten Krypten in Irland und England«, sagte der Zwerg ärgerlich, und das Echo seiner Stimme irrte eine Weile wie ein Flüstern durch die Gewölbe. »Sie trägt das gesamte Gewicht der Kathedrale und des Hauptturms, und sie versteht sich darauf, lärmende Eindringlinge für immer in sich einzuschließen. Da, seht selbst!« Er deutete auf eine Vitrine an der Wand, in der eine Katze und eine Ratte ausgestellt wurden — beide in mumifiziertem Zustand. »Die beiden wurden im Jahr achtzehnhundertsechzig in einer Orgelpfeife gefunden. Offensichtlich waren sie bei einer lärmenden Verfolgungsjagd stecken geblieben. Was ich damit sagen will: Einer Kirche wie dieser dürfte es ein Leichtes sein, einen grölenden Halbgargoyle zur Raison zu bringen. Alles klar?«
    Mia unterdrückte ein Lachen, als Hortensius Grim einen wütenden Blick zuwarf, aber Remis kicherte leise. Erst als Grim ihn düster ansah, presste er die Lippen aufeinander und hielt die Luft an, bis ihm die Röte in die Wangen stieg, um seine Heiterkeit bei sich zu behalten. Schweigend setzten sie ihren Weg fort, vorbei an grob gehauenen Steinpfeilern, bis Hortensius vor einer Wandnische stehen blieb. Eine von der Zeit zerfressene Statue stand in einer Ecke, kurz meinte Mia, sie hinter ihrem halb aufgelösten Gesicht lachen zu hören. Neben der Statue erhob sich ein steinernes Portal — der Eingang zu einer Gruft. Ornamente liefen über die Steinblöcke hin, die es umfassten. Hortensius entzündete die anderen Kerzen. Zwei davon reichte er Theryon und Mia, eine gab er Carven.
    »Bleibt zusammen«, sagte er gedämpft. »Diese Gruft ist ein magischer Ort, und auch wenn wir in friedlicher Absicht kommen, ist unser Eindringen hier nicht ungefährlich. Legt eure Hände auf die Statue.«
    Schweigend taten sie, was er ihnen sagte, und Mia fuhr zusammen, als die Statue plötzlich den Mund öffnete und weißer Nebel zwischen ihren Lippen hervortrat. Flüsternd glitt er über die Steine des Portals — und löste sie auf. Dahinter lag vollkommene Finsternis. Langsam zog Mia die Hand zurück. Die Dunkelheit erschien ihr wie ein lebendiges Wesen, das nur darauf wartete, sie zu verschlingen. Doch Hortensius straffte die Schultern und wollte gerade das Grab betreten, als Grim ihn zurückhielt.
    »Einen Augenblick«, grollte er. »Ich habe vergangene Nacht schon einmal fast mein Leben verloren, nur weil Monsieur Klein-aber-oho es nicht für nötig befunden hat, uns über die Gefahren einer Übernachtung auf den Hügeln von Tara zu informieren. Das wird mir nicht noch einmal passieren.«
    Hortensius funkelte ihn wütend an. »Dann solltest du vielleicht lieber draußen warten, wie Feiglinge es tun«, erwiderte er giftig.
    Ehe Grims Klaue die Kehle des Zwergs packen konnte, schob Theryon sich dazwischen. »Wir haben in der letzten Nacht genug Schrecken erlebt«, sagte der Feenkrieger ernst. »Es wird nicht nötig sein, uns darüber hinaus gegenseitig von der eigenen Schrecklichkeit zu überzeugen, indem wir uns beleidigen.«
    Hortensius schnaubte leise, und Grims Gesicht versteinerte trotz seiner Hybridgestalt für einen Moment vollständig. Dann nickten sie kaum merklich.
    »Dieses Grab ist ein Ort der Ersten Zeit«, sagte der Zwerg. »Und wie all diese Plätze ist es angefüllt mit mächtiger, geheimer Magie. Schon in frühester Vorzeit wurde es von Menschen und Anderwesen genutzt, selbst die Dämonen sollen hier einst Rituale für ihre Verschiedenen abgehalten haben. Mit einem solchen Ort ist nicht zu spaßen. Ich wollte nur, dass ihr vorbereitet seid. Das ist alles.«
    Mia ließ den Blick über die kunstvollen Ornamente gleiten, die über die Steinblöcke liefen. »Liegen alle Krieger des Lichts hier begraben?«, fragte sie ehrfürchtig.
    Hortensius schüttelte den Kopf. »Nein. Sie wurden alle verbrannt, wie es für hohe Würdenträger üblich war. Das war nach der Tradition Kirgans die einzige Art, um Freiheit im Tod zu erlangen, und bereits dem ersten Krieger des Lichts wurde die Ehre gewährt, wie ein König in die Hallen des Todes einzuziehen.«
    Mia zog die Brauen zusammen. »Aber Aldrir ...«, begann sie, doch Hortensius sah sie mit einem Blick an, der ihr jedes weitere Wort im Hals stecken

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