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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Arm, aber der Nebel lähmte ihre Sinne und ließ ihre Finger hilflos durch die Luft gleiten.
    »Weil das die Aufgabe eines Kriegers ist«, drang da Hortensius' Stimme durch Mias Benommenheit.
    Der Griff des Fremden löste sich abrupt, sie stolperte rückwärts und hustete. Grim zog sie an sich, der Zauber war von ihm gewichen. Atemlos sahen sie, wie Hortensius sich vor dem Fremden aufbaute, der langsam sein Schwert zog. Eben noch kaum mehr als ein verrostetes Stück Metall, verwandelte sich die Klinge nun, da sie sich auf die Kehle des Zwergs richtete, in eine gleißende Waffe. Hortensius machte keine Anstalten, sich zu verteidigen, im Gegenteil: Er streckte die Arme langsam nach beiden Seiten aus, als wollte er zeigen, dass er keine Waffen trug, wenngleich der Streitkolben an seinem Gürtel eine andere Sprache sprach.
    Etwas wie Verwunderung glitt über das Gesicht des Fremden. »Du«, raunte er dann.
    Das Wort hallte durch den Raum, als würde es von einem Dutzend Dämonen wiederholt.
    Der Zwerg nickte. »Aldrir«, sagte er leise. »Ich bin es. Hortensius, dein Erster Ritter — und dein letzter.«
    Die Augen Aldrirs verengten sich, etwas zog über seine Lippen, das Erkenntnis oder Ekel hätte sein können. Zögernd trat er näher und berührte mit der Spitze seines Schwertes Hortensius' Brust. Carven wollte sich vorstürzen, doch Theryon hielt ihn zurück. Angespannt sahen sie zu, wie Aldrir Flammen in sein Schwert schickte und das Hemd des Zwergs langsam bis zum Bauch aufschnitt, ehe er es zur Seite schob. Nicht einmal berührte er dabei Hortensius' Haut.
    Auf der Brust des Zwergs klaffte eine faustgroße Narbe, direkt über seinem Herzen. Aldrir stieß einen Laut aus, der wie ein Stöhnen klang. Die Nebel in seinen Augen wurden auf einen Schlag schwarz wie die Schatten seiner Gruft. Er taumelte rückwärts, das Schwert zitterte in seiner Hand. Schwankend sank er auf einem Steinquader nieder.
    »Ich bin nicht ohne Grund gekommen«, sagte Hortensius mit fester Stimme.
    Aldrir nickte langsam wie in einem Traum. »Nein, das ist wahr. Du bist gekommen, um deinen Eid zu brechen.«
    Hortensius schüttelte den Kopf. »Niemals wirst du es erleben, dass ein Zwerg einen Schwur bricht, den er einmal geleistet hat. Doch wie du gerade erfahren hast, bedroht großes Unheil die Welt, und nur einer kann das Unvermeidliche aufhalten.«
    Aldrir neigte den Kopf, als würde auf einmal eine schwere Last auf seinen Schultern liegen. »Der Krieger des Lichts«, flüsterte er. »Derjenige, der meine Macht trägt — und mein Blut.« Er hob den Blick, Abwehr flammte über sein Gesicht.
    »Er ist unsere einzige Chance«, sagte Hortensius eindringlich. »Ich ...«
    Da sprang Aldrir auf, riss den rechten Arm in die Luft und deutete auf den Zwerg. »Erinnere dich an deinen Schwur! Du hast ihn nicht ohne Grund geleistet, damals auf den Hügeln Taras! Du weißt, was damals geschehen ist! Erinnere dich, mein Freund! Erinnere dich!«
    Hortensius sah Aldrir schweigend an. Eine Traurigkeit lag in seinem Blick, die Mia das Atmen schwer machte. »Ich habe nichts vergessen«, sagte er leise. »Und ich halte mich an meinen Schwur. Aber die Zeiten wandeln sich, und vielleicht tun sie das auch für dich, obwohl du außerhalb von ihnen stehst. Vielleicht bist du nun bereit, in den Augen deines Nachfahren das zu erkennen, was den Orden der Sterne einst begründete — etwas, das du selbst verloren hast. Vielleicht kann er den Glanz der Krieger des Lichts zurückbringen. Doch dafür brauche ich deine Hilfe. Wir können den Lauf der Dinge ändern, mein Freund — weißt du das nicht mehr?«
    Aldrir sank zurück auf den Stein, als hätte Hortensius ihn mit einem Schwerthieb verwundet. Langsam trat der Zwerg näher und legte ihm die Hand auf die Schulter. Mia sah, dass Aldrir seine ganze Kraft brauchte, um Hortensius anzusehen. Er hob die Hand, doch ehe er die Schulter des Zwergs erreicht hatte, erstarrte er in seiner Bewegung. Er schüttelte den Kopf, schwarze Tränen sammelten sich in den Winkeln seiner Nebelaugen und rannen über seine Wangen hinab wie Tinte über ein Pergament. »Nein«, flüsterte er, und der Ton seiner Stimme fuhr Mia wie ein Wispern aus toten Mündern ins Gesicht. Dann sprang er auf, stürzte sich in die Finsternis eines Tunnels und war verschwunden.
    Hortensius stand da wie vom Donner gerührt. Grim öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, doch ehe auch nur ein Wort über seine Lippen gekommen war, zerriss ein Donnern die Luft,

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