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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Inneren, ihre Augen, grün wie das Meer kurz vor einem Gewitter.
    Mit letzter Kraft zerriss Grim den Bann, der auf ihm lag, und schlug seine Klauen in den noch halb zerfetzten Körper des Fremden. Mit einem Schrei wich dieser zurück. Eine frische Wunde klaffte an seiner Schulter. Grim schaute auf seine Klaue. Er hatte dem Fremden ein großes Stück Fleisch aus dem Körper gerissen.
    Da durchzogen Schwingenschläge die Luft. Die Verstärkung näherte sich. Der Fremde fuhr zusammen, mit einem gewaltigen Satz sprang er auf die Tür zu. Ein schattenhaftes Lächeln zog über sein Gesicht, als er sich noch einmal zu Grim umdrehte. »Wir sehen uns wieder«, flüsterte er. »Nun weiß ich, wo ich dich finden werde.«
    Dann streckte er die Hand nach dem Messer aus, das vom Boden blitzschnell in seine Hand flog, zeichnete erneut etwas in die Luft und sprang durch die Tür in die Nacht.
    Wie benommen starrte Grim auf das langsam erlöschende Zeichen des Fremden, die Umrisse eines Panthers, die sich in der Luft schwarz färbten. Der Schreck fuhr ihm mit glühenden Nägeln in den Nacken. Ein Feuerzauber kurz vor seiner Entfaltung.
    »Lauft!«, brüllte Grim und packte die Frau am Kragen, die am Boden zusammengesunken war.
    Mit letzten Kräften stürmten Kronk und die anderen hinter ihm her. Remis krallte sich an einen Zipfel seines Mantels, und es gelang ihnen in letzter Sekunde, sich auf einem benachbarten Fabrikdach in Sicherheit zu bringen. Ein gewaltiger Knall zerriss die Nacht, als die Lagerhalle in einem funkensprühenden Feuerwerk in die Luft flog. Gleich darauf landeten mehrere Schattenflügler neben ihnen.
    »Keine Angst«, raunte Grim der Frau zu, die wie gelähmt dastand und in die Flammen starrte. »Sie sind jetzt in Sicherheit.«
    Unauffällig winkte er einen Gargoyle von der Verstärkung zu sich. »Erinnerungslöschung«, murmelte er und überließ ihm die Frau. Dann schaute er zu der explodierenden Halle zurück. Kronk trat neben ihn.
    »Was war das für ein Kerl?«, fragte sein alter Gefährte mit deutlichem Schrecken in der Stimme.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Grim kaum hörbar. Langsam öffnete er die Klaue, in der er noch immer das Fleisch des Fremden hielt. »Aber ich werde es herausfinden. So viel steht fest.«

Kapitel 4

    ie Schluchten glühten in tiefrotem Licht. Von oben sah es aus, als zögen Ströme aus Blut durch die zerklüftete Ebene, und erst als Mia auf ihrem fliegenden Esel tiefer sank, erkannte sie die Gebäude mit den lodernden Laternen, die in den Abgründen rings um Ghrogonia neu errichtet worden waren. Gerade durchflog sie die Klabauterkluft, in der noch vor wenigen Monaten ein schmutziges Rinnsal für Abwasser und Exkremente an den schäbigen Hütten vorbeigelaufen war. Jetzt stapelten sich die herausgeputzten Häuschen in den buntesten Farben wie riesige Streichholzschachteln übereinander, und unter dem frisch gepflasterten Grund der Schlucht verlief die neue Kanalisation. Mia hörte die Stimmen der Klabauterkinder, die prasselnd wie platzende Knallerbsen zu ihr heraufdrangen, und streckte die Hand nach dem weichen Fell ihres Esels aus. Früher war er kaum mehr als ein armseliger Lastenträger gewesen, ein Arme-Leute-Taxi. Nun gehörte er zum führenden Taxiunternehmen der Stadt und durfte nicht nur die ausgebauten Luftstraßen in die Schluchten benutzen, sondern wurde für seine Arbeit auch anständig entlohnt. Ja, Ghrogonias Gesicht hatte sich gewandelt, und das betraf nicht allein die Schluchten und ihre Bewohner. Anstelle der alten Drachenstadt war eine farbenprächtige, flirrende Metropole getreten, die sämtliche Kulturen und Bewohner der Anderwelt in sich vereinte. Sinnbild hierfür war der Senat, der seine Pforten unter dem Vorsitz von Mourier, dem steinernen Löwen und König der Gargoyles, vor einigen Monaten für alle Völker geöffnet hatte. Nun saßen neben Gargoyles auch Hybriden, Mutanten, Gnome und viele andere auf den steinernen Rängen des Parlaments, und es ging in den Sitzungen häufig hoch her. Denn noch hatten die verschiedenen Gruppierungen sich nicht aneinander gewöhnt. Die konservativen Gargoyles klammerten sich nur allzu gern an der alten Zeit fest, und Mia wusste, dass viele von ihnen sich vor den Hybriden und Mutanten fürchteten und die umgesiedelten Gnome am liebsten wieder in die einstigen Ghettos zurückgeschickt hätten. Und auch unter den noch vor Kurzem unterdrückten Anderwesen gab es Strömungen, die der neu entfachten Freundschaft zwischen den

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