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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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zitternder Nervosität. Dann drückte der Zwerg die Schultern nach hinten und reckte energisch den Kopf. Doch ehe er etwas sagen konnte, schob das Pferd den Kopf vor. »Du kennst die Gesetze«, grollte es aus tiefer Kehle. »Kein Fremder betritt das Reich hinter den Felsen — es sei denn, er wird dazu aufgefordert. Deine Begleiter sind hier nicht erwünscht. Du hast sie hierher gebracht und damit alles gefährdet, was den Pakt begründet hat. Du bist kein ... Freund.«
    Da bäumte das Pferd sich auf und schleuderte die Vorderbeine durch die Luft. Grim wurde von einem Huf gegen die Brust getroffen, in hohem Bogen flog er in einen Dornenbusch und zerkratzte sich die steinerne Haut. Sofort kam er auf die Beine, doch noch ehe er auch nur einen Zauber hätte wirken können, schlangen drei Rosenkrieger ihre Arme um seinen Körper. Die Dornen auf ihrer Haut drangen in sein Fleisch ein, er fühlte die Widerhaken, die sich in seine Adern drückten, und brüllte vor Schmerz. Mit aller Kraft entfachte er seine Magie. In einer goldenen Welle aus Licht schoss sie aus jeder Pore seines Körpers und schleuderte die Krieger zurück.
    Keuchend fuhr Grim herum, Hortensius raste wie ein Berserker mit dem Streitkolben auf das Pferd zu, das in tödlicher Geschwindigkeit nach ihm austrat, und Carven rannte so schnell er konnte vor zwei Rosenkriegern davon. Schon schleuderten sie dürre Ranken, erfassten seine Beine und rissen ihn zurück. Grim warf ihnen einen Flammenzauber entgegen, für einen Moment wurden sie in gleißendes Licht gehüllt. Doch dann sprangen sie daraus hervor, die Blätter und Blüten waren rußschwarz geworden, aber aus ihren Händen schossen spitze Dornenklauen. Sie ließen sich auf alle viere fallen und sprangen mit keuchendem Brüllen auf Grim zu. Gleich darauf traf ihn ein gewaltiger Hieb im Rücken.
    Er hörte das Wiehern des Pferdes wie aus weiter Ferne. Es schien ihm, als wäre durch diesen Tritt jeder Knochen seines Leibes auf der Stelle zu Staub geworden. Betäubt fiel er zu Boden und spürte, wie sich Rosenranken um seinen Körper wanden, tödlich wie Schlangenleiber. Ihre Dornen schickten lähmendes Gift in seine Glieder, sie umschlossen seine Magie, als wäre diese nichts als ein schwach flackerndes Flämmchen.
    Grim stöhnte. Wie durch Schleier sah er Hortensius am Boden liegen. Der Gaul über ihnen wieherte erneut, es war ein Geräusch, das Grim schaudern ließ. Selbst Remis hing von zwei dornigen Blättern umschlossen an einer Staude, und Grim fühlte bereits die Klauen der Ohnmacht, die sich über seine Sinne legten, als plötzlich etwas durch die Luft auf sie zuflog. Es war ein Stein, leuchtend grüne Flammen umloderten ihn in magischer Kraft. Polternd schlug er dem Pferd gegen die Seite. Grim wandte den Blick — und sah Carven.
    Der Junge stand in einiger Entfernung, hielt noch einen Stein zum Wurf in der Hand und atmete wie nach einem langen Lauf. Da wandte das Pferd den Kopf. Aus gierigen Augen stierte es Carven entgegen.
    »Kinderfleisch«, kroch es aus der Kehle des Untieres. Im nächsten Moment sprang es auf den Jungen zu.
    Grim brüllte, doch Carven bewegte sich nicht von der Stelle. Regungslos stand er da, und Grim sah Bilder durch seinen Blick flackern, sah, wie der Junge von dem Pferd zermalmt wurde, ehe es geschah, sah auch die Furcht, die als grässliche Fratze durch Carvens Gedanken eilte und sie lähmte, und er hörte seine eigenen Worte — tausendfach gebrochen schnitten sie Carven ins Hirn.
Du bist kein Krieger, sondern ein Junge, der beschützt werden muss.
    Kaum war das letzte Wort in Grims Gedanken verklungen, riss Carven den Kopf hoch und schaute ihn an. Das Pferd war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt, und für einen Moment flammten die Augen des Jungen in schwärzester Nacht.
Nein,
schoss es Grim durch den Kopf.
Dieses Kind ist mehr als das.
    Er wusste nicht, ob diese Erkenntnis ihn besorgt oder froh werden lassen sollte, aber dann schrie Carven aus Leibeskräften und schleuderte den Stein auf das Pferd.
    Dort, wo die Faust des Jungen den Stein umfasst hatte, verwandelte dieser sich in Gold. Grelles Licht brach aus seinem Inneren, und dann, mit einem ohrenbetäubenden Dröhnen, schlug er im Kopf des Pferdes ein. Einen Augenblick lang blieb das Untier reglos stehen. Benommen starrte Grim auf das pechschwarze Loch, das der Stein ihm geschlagen hatte, und sah, wie sich die Augen des Pferdes nach oben verdrehten. Dann brach das Licht des Steins durch seinen Körper, die

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