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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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einen mosaikbesetzten Tunnel und erreichten bald eine dunkle Metalltür, vor der bereits ein halbes Dutzend Vampire stand und auf etwas zu warten schien. Neben der Türzarge blinkten zwei Schalter wie bei einem Fahrstuhl, als die Tür lautlos aufschwang. Mia folgte Grim hindurch und fand sich zu ihrer Verwunderung an der Haltestelle La Muette wieder, mitten im vornehmen sechzehnten Arrondissement. Die Neonleuchten an der Decke flackerten hektisch — und die Menschen auf dem Bahnsteig waren in ihren Bewegungen erstarrt. Mit leisem Klicken fiel die Tür hinter Mia ins Schloss und verschmolz mit der kalkweißen Wand der Station. Sofort hörten die Neonleuchten auf zu flackern, und die Zeit lief weiter, ohne dass die Menschen etwas von den Vampiren bemerkten, die sich unauffällig unter sie mischten. Mia folgte Grim durch das Gewühl. Sie verließen die Station und gelangten in die Rue de Passy.
    Mia schob die Hände in die Taschen ihres Mantels. »Kannst du mir das nächste Mal bitte vorher sagen, wenn wir kurz davorstehen, in einer Horde Vampire zu landen?«, fragte sie bissig.
    Grim lachte leise und blieb vor einer Treppe stehen, die zu einem hochherrschaftlichen Haus führte. »Kein Problem«, sagte er. »Vorher.«
    Damit ging er die Treppe hinauf. Mia beeilte sich, ihm zu folgen, und sah zu, wie er und Remis sich in ihre ursprüngliche Gestalt zurückverwandelten. Der Kobold sog auf ihrer Schulter die Luft ein, und sie meinte zu fühlen, dass er zitterte — aber ganz sicher wusste sie es nicht. Grim klopfte laut gegen die Tür, und es dauerte kaum einen Moment, da wurde sie aufgerissen.
    Mia schaute in das ebenmäßige Gesicht einer Frau. Sie hatte langes schwarzes Haar und trug ein dunkles Kleid, als wollte sie in die Oper gehen. In ihrer Hand hielt sie ein Glas mit — nun, auf den ersten Blick hätte Mia es für Wein gehalten. Aber sie wusste, mit wem sie es zu tun hatte. Sie schluckte und zog sich den Mantel enger um den Leib. Die Frau musterte Grim kühl, dann huschte ein Lächeln über ihre Lippen. Sie warf Mia einen missbilligenden Blick zu — offensichtlich hatte auch sie die wundersame Tinktur gerochen, die Mia sich hinter die Ohren geschmiert hatte.
    Wortlos ließ die Frau sie herein und geleitete sie über eine prunkvolle Treppe ins erste Obergeschoss. Überall saßen Vampire — auf den mit rotem Samt bezogenen Sesseln, in den Fensternischen, sogar auf den Treppenstufen. Alle trugen sie Abendgarderobe. Sie unterhielten sich leise, doch als sie Grim bemerkten, senkten viele leicht den Kopf. Grim erwiderte ihre Geste, und Mia begriff zu ihrer Überraschung, dass sie sich vor ihm verneigten. Sie selbst wurde dagegen mit der größtmöglichen Verachtung angesehen. Nur vereinzelt flackerte ein gieriges Feuer in den dunklen Augen der Vampire auf, aber das genügte schon, um sie zu Boden sehen zu lassen. Früher hätte sie sonst was darum gegeben, an einen solchen Ort geführt zu werden. Aber diese Wesen waren keine Gestalten aus einem Buch oder Film, keine Grafen, die in unsterblicher Liebe zu einem Menschen entbrannten. Sie tranken Blut, das war alles. Auf einmal kam Mia die Vorstellung, dass ein Vampir sich in einen Menschen verlieben könnte, unglaublich absurd vor; das wäre ja beinahe so, als würde sich ein Mensch in sein Sandwich verlieben. Da begann jemand Klavier zu spielen. Die Musik drang Mia in die Seele, ohne dass sie etwas dagegen hätte tun können, und hinterließ in ihrem Kopf nichts als Verwirrung und Dunkelheit.
    Sie erreichten eine Tür aus dunklem, glänzenden Holz. Für einen Moment legte die Frau Grim die Hand auf den Arm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Grim lachte leise. Dann waren sie allein. Mia atmete aus. Sie wollte so schnell wie möglich von hier verschwinden.
    Grim klopfte und öffnete, ohne zu warten, die Tür. Sie betraten eine beeindruckende Bibliothek. Die Bücher reichten auf dunklen, über mehrere Etagen reichenden Regalen bis zur Decke. Ein Kaminfeuer verbreitete angenehme Wärme, und auf einem großen Schreibtisch lagen unzählige aufgeklappte Bücher und Schriften. Ein hohes Fenster wurde halb von Samtvorhängen verdeckt, und davor saß, auf einem von vier Sesseln, ein Vampir.
    Er trug einen schwarzen Gehrock, hatte helles, fast weißes Haar, das in seinen Nacken fiel, und ein ungewöhnlich aristokratisches Gesicht. Seine dunklen Augen ruhten auf dem Buch, das er las. Mia erhaschte einen kurzen Blick darauf. Nietzsche,
Jenseits von Gut und Böse.
Ein Stich ging

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