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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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aber Mia sah das Muskelspiel in seinen Schläfen, als er den Kopf neigte.
    »Ja«, sagte er nachdenklich, »ich kannte ihn. Doch das ist lange her. Er zog sich selbst in die Schatten zurück, und eines Tages verschwand er völlig.«
    Grim nickte langsam. »Die Sache ist die ... Ich muss ihn finden.«
    Etwas wie Überraschung flackerte über Lyskians Gesicht. »Wenig ruhmreich und daher unerwähnt in den Annalen der Gargoyles ist seine Verfolgung bis nach Thyros. Denn keiner seiner Verfolger ist von dort zurückgekehrt. In der Nähe des Todesgürtels soll er zuletzt gesehen worden sein.« Er sah Mia an. »Nicht immer war Ghrogonia die Hauptstadt der Gargoyles, musst du wissen. Vor den Kriegen und lange vor dem Zauber des Vergessens lag sie in einem gewaltigen Gebirge unterhalb Roms. Man nannte sie Thyros, die Goldene Stadt — ein Sinnbild der gargoylschen Macht und ...«, er warf Grim einen Blick zu, »ihres endgültigen Sieges über mein Volk im zweiten Zyklus der Ersten Tage. Nach der Schlacht in der Unterwelt Prags unterzeichneten wir in der Hauptstadt den Vertrag von Thyros — die Kapitulation. Von dieser Stunde an fiel die Macht über die Schattenwelt an die Gargoyles — und so ist es bis heute.« Er lächelte düster. Dann holte er Atem und fuhr mit gleichmütigerer Stimme fort: »Auf dem Höhepunkt seiner Macht nahm Konis, der Rebellenführer der Hybriden, die Stadt in Besitz, und während der anschließenden Kriege wurde sie fast vollständig zerstört. Es waren blutige Kämpfe. Das Gebirge rings um die Stadt färbte sich rot vom Blut der Gefallenen — und das ist es bis heute. Nach Konis' Niederlage wurde sein Sitz sich selbst überlassen. Kurz darauf stieg rätselhafter Nebel rings um die Stadt auf, der nie mehr vollständig verschwand. Bald ging das Gerücht, es würde dort spuken. Immer wieder wagten sich ein paar Abenteuerlustige in den Nebel — und kehrten nie wieder zurück. Es heißt, das Blut der Gefallenen habe das Gebiet verflucht.« Er machte eine Pause, dann schüttelte er den Kopf. »Pheradin muss vollends den Verstand verloren haben, dass er sich dieser Stadt genähert hat. Aber vielleicht ... nun, vielleicht hat er den Tod auch gesucht.« Schweigend sah er Mia an. Verlegen wandte sie sich ab.
    Grim setzte sich vor. »Aber niemand weiß, ob er tatsächlich tot ist, nicht wahr?«
    »Nein.« Lyskian hob die Schultern. »Natürlich nicht. Niemand war so wahnsinnig, ihm in den Nebel zu folgen. Wer weiß, vielleicht hockt er noch immer in irgendeinem Felsloch und meditiert.«
    Mia räusperte sich. »Dann müssen wir ihn suchen«, sagte sie und war froh, dass ihre Stimme noch funktionierte.
    Lyskian sah sie an wie vom Donner gerührt. »Ihr wollt nach Thyros?« Er schaute zu Grim und wieder zu ihr zurück. »Das kann nicht euer Ernst sein. Was auch immer ihr von Pheradin wollt, es kann nicht so wichtig sein, dass ihr euch dafür in die Hölle begebt.«
    Grim zuckte mit den Schultern. »Immerhin geht es nach Italien. Dort wurde ich geboren. Endlich Schluss mit dem Regen!«
    Lyskian stieß verächtlich die Luft aus. Er sah Mia eindringlich an. »Er kann leicht reden, aber du bist nur ein Mensch. Du solltest Angst haben in Anbetracht dessen, was dir bevorsteht!«
    Mia schaute auf das Buch, in dem er gelesen hatte. »Drei Viertel alles Bösen, das in der Welt getan wird, geschieht aus Furchtsamkeit.« Sie war selbst überrascht, dass sie sich an diesen Satz von Nietzsche erinnerte, aber Grim war es offensichtlich noch mehr. Mit offenem Mund starrte er sie an. Lyskian hingegen lächelte ein wenig. Eine Weile ließ er seinen Blick auf ihr ruhen, aber dieses Mal wandte sie sich nicht ab. Schließlich holte er tief Atem.
    »Gut«, sagte er langsam. »Ihr wollt also gehen. In Ordnung. Ich kann euch ohnehin nicht aufhalten.« Dann beugte er sich vor und griff so plötzlich nach Mias Hand, dass sie nicht zurückweichen konnte. Seine Augen brannten in schwarzem Feuer. »Aber vergiss nicht, Menschenkind«, flüsterte er. »Man muss Flügel haben, wenn man den Abgrund liebt.«

Kapitel 27

    rim konnte sich nicht erinnern, jemals so schlechte Laune gehabt zu haben. Ihm war kalt, sein Rücken tat weh — und obendrein regnete es. Es regnete! Dabei waren sie in Italien, verflucht noch eins, was fiel dem Himmel ein, es regnen zu lassen! Seit zwei Nächten waren sie unterwegs, und eigentlich hätte Rom längst unter ihnen auftauchen müssen. Anfangs hatte er geglaubt, höchstens ein paar Stunden für den Flug zu

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