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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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gewaltigen schwarzen Portal wieder.
    »Rufe deine Magie«, hörte er Pedros Stimme. »Sprich dann die Worte Yor Yurfaman.«
    Grim tat, was Pedro ihm sagte. Er spürte, wie seine Magie ihren angestammten Platz verließ und sich in seinem Körper ausbreitete wie ein Schauer aus Wärme.
    »Öffne das Tor«, sagte Pedro.
    Grim legte die Hände gegen das Holz — es waren Menschenhände. Schwarze Flammen tanzten über sie hin. Vorsichtig zog er das Tor auf. Goldenes Licht fiel ihm entgegen, doch es ließ sich nicht von den Grenzen seines Körpers aufhalten. Es durchdrang ihn wie Sonnenwärme am Morgen. Die schwarzen Flammen auf seiner Haut wurden golden und sanken zischend in seinen Körper, bis er sich angefüllt fühlte mit Licht.
    Er fand sich in der Höhle wieder. Pedro legte ihm die Hand auf die Schulter. »Nun trägst du die höchste Magie in dir«, sagte er leise. »Jetzt wirst du Hel suchen, diese gottverdammte Königin der Toten, und du wirst diesen Ort verlassen. Hast du verstanden?«
    Grim öffnete den Mund, um etwas zu sagen, wandte sich dann ab und sagte es doch: »Komm mit mir.«
    Da lächelte Pedro. »Nein«, erwiderte er sanft. »Meine Zeit ist seit Langem abgelaufen. Ich habe meine Schuld getragen, dort, wo sie nie weniger wird, wo die Erinnerung nie erlischt — an einem Ort der Verbannten, einem Ort ohne Zeit. Jetzt ist es genug. Ich werde allein ins Reich der Toten gehen und dort bleiben, wie es für mich bestimmt ist.« Er griff nach Grims Hand. »Eines Tages kannst du mir vielleicht verzeihen«, sagte er kaum hörbar. »Ich wünsche es dir — nicht für mich ... aber für dich.«
    Grim spürte, wie sich seine Kehle zusammenzog. Leise murmelte er die Formel und kehrte in seinen steinernen Körper zurück. Er blieb kurz vor Pedro stehen. Tausend Worte lagen ihm auf der Zunge, tausend Fragen, tausend Gedanken. Aber als er Pedro ansah, war alles in seinem Hirn wie ausgelöscht.
    »Ich danke dir«, sagte er leise. »Für die Wahrheit. Und dafür, dass ich dich kennenlernen durfte ... Ich habe mir immer einen Vater gewünscht.«
    Er sah, dass sich Tränen in Pedros Augen sammelten. Schnell wandte er sich ab und schritt auf die goldene Brücke zu, die sich halb im Nebel verlor. Fast hatte er sie erreicht, als er sich noch einmal umdrehte.
    »Warum hast du die Zepter aufgegeben?«, fragte er.
    Pedro war kaum mehr als eine winzige helle Gestalt auf dem dunklen Ufer, und doch klang seine Stimme klar und deutlich an Grims Ohr. »Die letzten Worte meines jüngsten Sohnes haben mich aufgeweckt. Er sagte:
Das wird nie ein Ende haben — wenn du es nicht beendest.
In diesem Augenblick ist etwas Unschuldiges in meinen Armen gestorben. Durch meine Schuld.«
    Grim sah ihn an, schweigend und nachdenklich. Er hob die Klaue, eine stumme Geste in der Dämmerung der Hölle. Dann wandte er sich um und verschwand im Nebel.

Kapitel 52

    orl setzte sich auf einen der Sessel. Er trug eine schwarze Uniform, die ihm an den Schultern ein wenig zu groß war, und sah Mia von unten herauf an.
    »Ich habe gesehen, wie du hierher gebracht wurdest«, sagte er. »Ich konnte es kaum glauben, als ich dich erkannt habe. Ich hätte nicht erwartet, dass wir uns unter diesen Umständen wiedersehen.«
    Mia stieß die Luft aus. »Und ich hätte nicht gedacht, dass du dich auf seine Seite stellst.«
    Morl zuckte die Achseln. »Er will die Welt befreien. Ich wüsste nicht, was daran schlecht wäre.«
    »Woher weißt du, dass du ihm trauen kannst? Woher weißt du, dass er wirklich tut, was er sagt? Hast du seine großartigen Pläne jemals hinterfragt, hast du seine Worte geprüft? Woher weißt du, dass er die Wahrheit sagt?«
    Morl sah sie an, seine Augen wurden schmal. Er öffnete den Mund für eine Antwort, doch offensichtlich überlegte er es sich anders, denn er schloss ihn gleich wieder.
    Mia seufzte. »Er hat dich bequatscht, nicht wahr?«
    Morl hob leicht die Schultern. »Nach der Einnahme des Turms hat Seraphin sich an die Rebellen gewandt. Er rief uns auf, sich ihm anzuschließen, um mitzuhelfen, die Welt besser zu machen — eine gerechte Gesellschaft aufzubauen, in der es keine Willkür, keine Ungerechtigkeit, keine Gewalt mehr gibt. Und vielleicht wird es uns gelingen.«
    Mia nickte düster. »Ich sage es ja — er hat dich bequatscht. Genau das Gleiche hat er gerade bei mir versucht.«
    Morl lächelte zaghaft. »Und — hatte er damit Erfolg?«
    Mia biss die Zähne zusammen. Seraphins Worte hatten sie stärker durcheinandergebracht,

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