Grim - Das Siegel des Feuers
Grim genau sah, dass die Neugier ihn fast umbrachte.
Er grinste breit. »Ich werde es dir erzählen«, sagte er. »Wenn alles vorbei ist.«
»Aber selbst wenn du Seraphin besiegen kannst — wir müssen den Schutzwall durchbrechen und gegen seine Schergen antreten, um die Gargoyles von diesem verfluchten Zauber des Rattenfängers zu befreien. Und dafür brauchen wir magiefähige Wesen. Die OGP ist quasi nicht mehr existent, und die anderen Gargoyles, die wenigen, die noch übrig sind, haben Ghrogonia verlassen. Wen also willst du um Hilfe bitten?«
Grim schaute düster vor sich hin. Dann hellte sich sein Blick auf. »Keine Sorge«, sagte er mit einem Lächeln. »Ich habe da so meine Quellen.«
In diesem Moment ging ein Rauschen durch die Luft. Grim zog die Brauen zusammen und folgte Mourier nach oben. Das Geräusch kam von der Straße. Vorsichtig verließen sie Karphyrs Hütte und schauten zu einer der Leinwände hinauf, die noch immer in der ganzen Stadt hingen. Zuerst flackerte das Bild, dann wurde es deutlich — und was Grim dann sah, machte ihn sprachlos.
Kapitel 58
ie Fesseln schnitten Mia ins Fleisch. Seraphin hatte sie auf einen Stuhl gebunden, bei jeder Bewegung zogen sich die Schnüre enger zusammen. Sie spürte die Kälte des Bannzaubers auf ihrer Stirn, der ihre Magie unterdrückte — vermutlich hatte Seraphin Angst, dass sie aus Versehen irgendetwas zerstören könnte. Denn sie saß vor der Leinwand, dicht vor dem schwebenden Würfel. Seraphin bediente verschiedene Knöpfe, bis die Armee der willenlosen Gargoyles gezeigt wurde, die vor den Toren der Stadt wartete.
Seraphin wandte sich zu ihr um. Sie erschrak, als sie ihm ins Gesicht sah. Seine Wangen waren eingefallen, seine Augen traten ein Stück weit aus ihren Höhlen und wurden von roten Adern durchzogen. Das Schlimmste aber war sein Lächeln, dieses starre Maskenlächeln, das keine seiner Empfindungen verriet. Er ging neben ihr in die Hocke.
»Du lässt mir keine andere Wahl«, sagte er leise.
Mia hätte ihm am liebsten ins Gesicht gespuckt. »Du hast mich belogen«, zischte sie. »Du wolltest mich für deine Machenschaften missbrauchen, deine widerwärtigen und wahnsinnigen Pläne! Wieso tust du das? Du hast von Freiheit gesprochen, von einer vereinten Welt! Wie kannst du wollen, dass Gargoyles und Menschen sterben? Was ist frei an einer Welt, die auf dem Blut Unschuldiger errichtet wird?«
Seraphins Gesicht zeigte keine Regung. Für einen Moment fragte sie sich, ob er sie überhaupt gehört hatte. Ein merkwürdiger Glanz hatte sich in seine Augen geschlichen, ein Fieberblick wie bei einem kranken Tier.
»Unschuldig«, sagte er dann. Das Wort klang fremd aus seinem Mund — so sehr, dass Mia einen Moment brauchte, um zu verstehen, dass er es noch nie ausgesprochen hatte. Sein Mund verzog sich zu einem höhnischen Grinsen. »Niemand ist unschuldig.«
Er sah sie an, als hätte sie etwas erwidert, dann beugte er sich vor. Er war ihr jetzt so nah, dass sie die Kühle seiner Haut fühlen konnte. Sein Atem streifte ihre Wange.
»Weißt du, was sie gesagt haben, als sie über der Leiche meiner Frau standen?« Seine Stimme klang wie Glas kurz vor dem Zerspringen.
»In dieser Welt gibt es keinen Platz für Kreaturen wie euch.
Sie haben sie getötet, einfach für das, was sie war. Und sie haben dabei ... gelächelt.«
In seinen Blick trat ein Schmerz, der es Mia schwer machte, die Wut in ihrer Stimme aufrechtzuerhalten. Entschlossen presste sie die Zähne zusammen. »Du bist nicht anders als sie«, brachte sie hervor.
Da lachte Seraphin auf, hell und klar. »Sieh dir die Menschen an — Ignoranz! Und betrachte die Gargoyles — Furcht! Das sind ihre Götter, und sie selbst sind Geschwüre, nicht mehr, ein widerwärtiges Ekzem, das schon viel zu lange auf und in der Erde wuchert und alles im Keim erstickt, was jenseits seiner Götter leben will. Ja, sie sind ein Geschwür — und ich werde die Welt von ihnen befreien! Sie werden zu meinen Füßen liegen und um ihr Leben betteln — diejenigen, die übrig bleiben. Wer weiß, vielleicht werde ich es ihnen geben. Aber es wird mir gehören, jederzeit werde ich darüber verfügen können — und ich werde es sie wissen lassen! Ich werde die Welt nach meinen Vorstellungen formen, eine freie, eine Hybridenwelt! In ihr werden andere Regeln gelten, und alles, was vorher schlecht und schwarz war, wird weiß und gut.«
Mia spürte das Licht des Menschenzepters auf ihrer Haut.
Nur wenn es freiwillig
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