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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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bewegte. Im nächsten Moment stürzte sich der Gargoyle vor. Das Fenster zerbrach, klirrend fielen die Scherben zu Boden. Der Mann sprang aus dem Bett, die Frau schrie voller Entsetzen und eilte zu ihrem weinenden Kind. Der Gargoyle trat auf den Mann zu. Seine Augen glühten in weißem Licht. Der Mann stürzte sich auf ihn, doch es war, als würde er auf einen Felsen einschlagen. Er schrie seiner Frau etwas zu, doch schon traten andere Gargoyles ins Zimmer und machten eine Flucht unmöglich. Das Kind wurde ihr aus den Armen gerissen und achtlos fallen gelassen. Mia hörte das Knacken von brechenden Wirbeln, dann lag das Kind still. Die Gargoyles rührten sich nicht, während das Ehepaar in blanke Panik verfiel. Da bewegte Morl erneut einen Schalter. Mit einer einzigen Bewegung packte der stämmige Gargoyle den Mann, riss ihn an der Kehle in die Luft — und stieß ihm die Faust in die Brust. Mia presste sich beide Hände auf den Mund, als sie sah, wie der Gargoyle dem Mann das Herz aus dem Leib riss. Die Frau schrie ein letztes Mal, dann wurde auch sie gepackt. Ihre Rippen brachen, als der Gargoyle ihr das Herz herausriss. Die toten Körper fielen zu Boden. Regungslos standen die Gargoyles mit den zuckenden Herzen da, die von einem blauen Schimmer überzogen wurden. Mia fuhr zurück, als plötzlich Seraphin auf der Leinwand auftauchte — flackernd und unscharf, ein Hologramm. Er stand neben den Leichen der Menschen und hielt beide Zepter in der Hand. Seine Lippen bewegten sich, als er sie über seinen Kopf hob. Wieder drückte Morl einen Schalter. Die Gargoyles traten sich gegenüber, rissen sich gegenseitig die steinernen Herzen aus der Brust und pflanzten die menschlichen Herzen an deren Stelle. Mit schreckgeweiteten Augen sah Mia, wie Seraphin etwas murmelte. Blaue Lichtströme flossen über die Gargoyles hin, gleißende Blitze schossen aus den Zeptern in ihre Körper. Sie zuckten mehrfach wie unter Stromstößen und fielen zu Boden. Mia starrte Seraphin an, der schwer atmend im Zimmer stand und auf die Gargoyles niederschaute. Da bewegten die Gargoyles die Finger und richteten sich langsam und mühevoll auf. Fassungslos sah Mia zu, wie sich der Stein von einer Hälfte ihrer Körper zurückzog. Wie auf Kommando hoben sie die Köpfe und starrten Mia aus kalt lächelnden Augen an. Dann wurde die Leinwand schwarz.
    Mia schaute in die Dunkelheit und konnte es nicht glauben. »Hybriden«, flüsterte sie. »Er will Hybriden aus Menschen und Gargoyles machen.«
    Morl nickte. »Deswegen braucht er das Zepter. Nur mit beiden kann er diese ... Kreaturen zum Leben erwecken.«
    Mia sah ihn an. Er war blass geworden, aber der fiebrige Ausdruck war aus seinem Blick verschwunden. »Er will den Zauber des Vergessens lösen«, sagte sie kaum hörbar.
    Morl lächelte bitter. »Das ist wahr. Aber er will es nur aus einem einzigen Grund: Damit kein Fluch auf den menschlichen Herzen seiner Geschöpfe liegt. Das ...«
    Er brach ab, um Mia festzuhalten, die auf einmal schwankte. Ihr war schwindlig, ihre Gedanken rasten wie wahnsinnig durch ihren Kopf. Sie spürte das Bedürfnis, sich zu übergeben. Die Schreie der Menschen erschütterten sie bis ins Mark. Da tauchte ein Bild in ihr auf, das Gesicht eines Gargoyles mit einer Narbe über dem rechten Auge. Grim.
Er wurde verwundet, vermutlich schwer. Das lag nicht in meiner Absicht. Ich weiß nicht, wie es ihm geht. Ich kann ihn suchen lassen, wenn du es willst.
Mias Herz zog sich zusammen, als Seraphins Worte in ihr widerklangen. Jedes einzelne war eine Lüge gewesen, und Grim ... War er tatsächlich ... tot? Dieser Gedanke lähmte sie auf eine Weise, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte. Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten.
    »Nein«, sagte sie mit fester Stimme.
    Entschlossen trat sie vor den schwebenden Würfel. »Seraphin wird diesen Kampf nicht gewinnen. Überall in der Stadt gibt es Leinwände, nicht wahr? Die Rebellen müssen wissen, was Seraphin vorhat — er hat sie genauso belogen wie uns. Sie werden ihm nicht folgen, wenn sie die Wahrheit erfahren — und vielleicht werden sie gegen ihn kämpfen.«
    Morl sah sie aus schmalen Augen an. »Das kannst du nicht wissen. Vielleicht heißen sie seine Pläne gut. Die Zeit der Unterdrückung und Verfolgung war lang. Sie hat ihre Spuren hinterlassen in den Köpfen der Hybriden.«
    Mia holte tief Atem. »Du kennst dein Volk besser als ich. Was denkst du?«
    Für einen Moment stand Morl regungslos. Dann hob er die Hand und drückte

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