Grim - Das Siegel des Feuers
gelandet war.
»Ich sage die Wahrheit!«, rief er, so laut er konnte. »Und ich werde es euch beweisen!« Seine Stimme brachte sie zum Schweigen. »Ich brauche einen Freiwilligen.«
Unruhe entstand, doch kurz darauf wurde ein mickriger grüner Gnom aus der Menge nach vorn befördert. Er landete stolpernd vor dem Podest. Aus angstvoll aufgerissenen Augen starrte er nach vorn, seine Unterlippe zitterte. Grim seufzte leise. Entschlossen trat er einen Schritt vor.
»Wie ist dein Name?«
Der Gnom krallte die Hände ineinander, seine Augenlider zuckten, als er Grim ansah. »Froll«, erwiderte er unsicher. »Welches ist dein Element?«
Froll schluckte hörbar. »Feuer.«
Grim deutete auf einen Leuchter, der hinter ihm auf dem Tisch stand. »Kannst du diese Kerzen da entzünden?«
Froll hob die Achseln, dann streckte er einen Finger aus und murmelte etwas. Schweißperlen traten ihm auf die Stirn, und ein jämmerlicher Funke sprang über seine Hand auf eine der Kerzen zu. Fast meinte Grim, sie ergeben seufzen zu hören, als sie sich entzündete. Ein Raunen ging durch die Menge. Fron wischte sich mit vor Anstrengung geröteten Wangen die Stirn. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, legte Grim ihm die Hände auf die Schläfen. Er selbst spürte nur einen kühlen Hauch, der seinen Körper von innen durchstreifte. Doch Frolls Augen begannen zu leuchten, als hätte jemand ein Licht in ihm angezündet. Er starrte Grim wie hypnotisiert an, dann fielen seine Augen zu. Grim hielt ihn mit einer Hand fest, damit er nicht umfiel. Dann schnippte er mit dem Finger. Sofort war Fron wieder hellwach.
Grim deutete erneut auf den Kerzenleuchter. »Entzünde die anderen«, sagte er leise. »Entzünde sie mit aller Kraft, die du hast.«
Froll schaute sich angstvoll nach der Menge um, die regungslos zu ihm hochsah. Dann hob er die Hand. Seine Finger zitterten. Wieder flüsterte er etwas. Im nächsten Augenblick schoss ein Feuerball aus seiner Hand, der Grim rücklings gegen die Wand drückte und krachend in den Tisch einschlug. Mourier starrte mit versengten Schnurrbarthaaren auf die Flammen, und Fron fiel der Unterkiefer hinunter. Grim legte ihm eine Hand auf die Schulter und drehte ihn der fassungslosen Menge zu.
»Das«, sagte er ruhig, »ist höhere Magie. Mit ihrer Macht werden eure Zauber stärker, ohne dass sie mehr von eurer Kraft verzehren. Ich stelle sie euch gefahrlos zur Verfügung, wenn ihr mit mir in die Schlacht zieht. Ich fordere euch auf: Folgt mir und rettet diese Stadt vor dem Untergang!«
Er spürte sie deutlich, die Ruhe vor dem Sturm. Er sah die Faszination und Begeisterung in den Augen seiner Zuhörer und warf Mourier einen Blick zu, der rußgeschwärzt mit dem Kopf nickte.
»Du kannst uns viel erzählen!«, krähte da der Waldschrat und streckte die Faust in die Luft. »Wer sagt uns, dass du deine Macht nicht missbrauchst, sobald du auf unsere Kraft zugreifen kannst? Du könntest jeden Einzelnen von uns umbringen! Du willst uns Zugang zur Sphäre der höheren Magie gewähren — aber sie kann uns wahnsinnig machen, wenn sie nicht kontrolliert wird! Du behauptest, dass sie keine Gefahr für uns sei — aber wir haben nur dein Wort! Warum sollten wir dir vertrauen?«
Da klingelte etwas. Es klang wie das Schlagen feiner Glöckchen. Grim hob den Kopf und sah, wie sich eine untersetzte Gestalt durch die Menge schob. Die Umstehenden wichen zurück, ein Ausdruck von Respekt trat in ihre Augen. Kurz vor dem Podest teilte sich die Menge und gab den Blick auf den Neuankömmling frei. Grim hob überrascht die Brauen. Es war Vraternius. Der Gnom sah ihn für einen Moment regungslos an. Dann wandte er sich der Menge zu.
»Ihr habt recht«, rief er mit fester Stimme und deutete auf Grim, »wenn ihr an ihm zweifelt! Denn er ist ein Gargoyle, noch dazu ein launischer Kerl, der nur seinen eigenen Gesetzen gehorcht, ein Schattenflügler mit einem Hang zur Gefühlsduselei und enormen Körperkräften, die er auch einsetzt, wenn er es für richtig hält.« Er krempelte seinen rechten Ärmel hoch. Schreie des Entsetzens drangen durch den Raum. Seine Haut war rot und vernarbt — die Folgen des Feuerangriffs von Krallas im Schwarzen Dorn. »Dieser Gargoyle«, fuhr er fort, »ist all das, was ich sagte — aber das sind nur Worte gewesen. Ihr könnt sie so oder so verstehen, und es ist leicht, sie in eure Vorurteilsschubladen zu packen und ihn gleich dazu. Ihr kennt meine Meinung über die Steinköpfe! Ich habe damit nie hinterm Berg
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