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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Häuser.
    »Doch«, sagte Pheradin mit einem Lächeln. »Ihr habt eine Chance. Mit uns.«

Kapitel 60

    ias Stirn brannte unter dem Bannzauber, und sie spürte, wie er seine eisigen Klauen nach ihren Gedanken ausstreckte. Ihren Körper hatte er bereits bezwungen. Wie gelähmt saß sie auf dem Stuhl und fühlte, wie ihr Kopf ständig auf ihre Brust sank, ehe sie ihn mit einem Ruck wieder emporriss. Sie zwang sich, die Augen offen zu halten, und konzentrierte sich auf das gefrorene Meer in ihrem Inneren.
    Ihre Magie war noch immer da, auch wenn sie in Fesseln lag — doch jede Fessel konnte man sprengen. Theryon hatte ihr von Bannzaubern erzählt.
Es ist, als würdest du in einen zu kleinen Käfig gesperrt, in dem du dich nicht mehr bewegen kannst — deine Magie kann sich nicht entfalten, sie ist nutzlos geworden für dich. Es sei denn, du zerbrichst den Käfig mit ihrer Hilfe.
Mia atmete schwer. Wenn es ihr gelang, den Zauber zu brechen, würde sie das Zepter einsetzen können. Im Zweikampf hätte sie gegen Seraphin keine Chance — aber vielleicht könnte sie ihn überrumpeln und fliehen. Mit aller Kraft schaute sie nach innen und versuchte, das Meer zu wecken, doch die Kälte auf ihrer Stirn unterbrach sie immer wieder. Kaum dass sich das erste Eis auf den Wellen brach, drückte der Zauber ihr die Augen zu, und sie verlor sich für einen Moment in endloser Dämmerung.
    Seraphin achtete nicht auf sie. Er hielt zwei Kreidestücke in den Händen, ein schwarzes und ein weißes, und zeichnete verschlungene Kreise auf den Boden um Mia herum. Der Zug der Gargoyles in die Oberwelt flackerte hinter ihm auf der Leinwand und zeichnete seine Umrisse scharf wie einen Scherenschnitt. Sein Gesicht war kalkweiß geworden, und seine Augen lagen tief in ihren Höhlen wie dunkle, glitzernde Seen. Er sah aus, als würde er aus nichts mehr bestehen als Licht und Schatten. Mit schnellen Bewegungen zeichnete er etwas in die Luft. Die Spur seines Fingers begann zu glühen, bis flammende Buchstaben einer fremden Sprache in der Luft standen. Langsam trat Seraphin durch das Feuer. Es tanzte über seine Haut, dann schloss es sich wieder zu den Zeichen zusammen, die regungslos hinter ihm in der Luft stehen blieben. Mia spürte ihr Herz in der Brust, als er vor sie trat. Er hob die Hand, mit leisem Flackern entzündeten sich die Kreidekreise. Blaue, rote und schwarze Flammen erhoben sich zu mannshohen Feuerwänden. Mia spürte die Hitze auf ihrem Gesicht, als Seraphin sie mit seinem Blick zum Aufstehen zwang. Es war, als würde er ihr Schlingen um den Körper legen und sie in die Höhe ziehen — sie konnte sich nicht dagegen wehren, seinem Willen zu folgen. Er berührte ihre Wange, und auf einmal sah sie nichts anderes mehr als sein Gesicht. Sie hörte das knisternde Geräusch des Feuers und roch den Duft von Seraphins Haut. Ein Schauer lief über ihren Rücken, als ihr bewusst wurde, dass sie diesen Geruch kannte und schon immer geliebt hatte: Es war das Meer, die Wellen, die tosend an den Strand kamen bei Stürmen im Herbst oder bei Fluten in Vollmondnächten. Nach Meeresstürmen roch seine Haut. Für einen Augenblick wurde sein Gesicht ganz weich. Es schien ihr, als würde sie ihn zum ersten Mal wirklich ansehen.
    Der fiebrige Glanz war aus seinen Augen gewichen, und ein sanftes, fast erstauntes Lächeln lag auf seinen Lippen, als würde er begreifen, dass er in die Dunkelheit gefallen war und jedes Licht verloren hatte. Mia wollte etwas sagen, um diesen Moment festzuhalten, irgendetwas, um die Finsternis um ihn zu zerreißen und ihn aus dieser Kälte zu holen, in die er sich selbst geschleudert hatte. Doch schon überzog die Maske wieder sein Gesicht und verschloss seine Gedanken vor ihr. Sie fror, als sie ihn ansah, sein makelloses Gesicht, seine tiefschwarzen Augen, sein Lächeln, das alles bedeuten konnte.
    »Deine Mutter muss nicht sterben«, flüsterte er. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Stirn spüren, so nah war er ihr. »Nicht, wenn du fühlst, was ich fühle. Du wirst sehen, was ich sehe. Und du wirst sein, was ich bin.«
    Mias Herz schlug so schnell, dass es wehtat. Sie wollte vor ihm zurückweichen, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht.
    Seraphin lächelte ein wenig. »Dann wirst du erkennen, dass mein Weg keine Irrfahrt ist. Du wirst sehen, dass er die einzige Möglichkeit ist, für die Hybriden eine freie, eine gerechte Welt zu schaffen. Ja, du wirst dich für mich und meinen Weg entscheiden — wenn du eine Hybridin geworden

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