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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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das Gesicht zu einem Grinsen verzog, entblößte er eine Reihe schiefer Zähne.
    »Grim, alter junge«, sagte der Kobold. Er flog zur Schulter des Gargoyles, schlug dagegen und kehrte an seinen Ausgangspunkt zurück. »Du hast Remis gerufen, wie ich hörte? Freut mich außerordentlich, dich zu sehen.«
    Remis strahlte von einem Ohr zum anderen, und für einen Moment wurde das grüne Licht eine Spur heller. Dann wandte der Kobold den Blick. Er schüttelte den Kopf, als er die entwurzelten Büsche, die zerbrochenen Zweige und den herabgestürzten Ast sah. Tadelnd hob er die rechte Augenbraue.
    »Was hast du gemacht?«, zischte er, die Hände in die Hüfte gestemmt wie ein altes Waschweib. »Hat dich nun doch die Alterstollheit befallen, oder hast du plötzlich Aggressionen entwickelt, von denen ich noch nichts weiß?«
    Grim stieß die Luft aus. »Remis«, grollte er und hob beschwichtigend die Klauen, an denen noch immer Erde klebte. »Ich suche einen Menschen. Seine Spur muss noch irgendwo hier sein, aber ...«
    Mit zusammengepressten Lippen schaute Remis den Erdklumpen hinterher, die von Grims Klauen zu Boden fielen. »Das ist noch lange kein Grund, hier herumzurandalieren, als gäbe es kein Morgen.« Missbilligend schüttelte er den Kopf.
    Grim schnaubte leise. »Ich bin nun mal nicht für Wälder geschaffen, ich bin ...«
    Aber Remis ließ ihn nicht ausreden. »Wald! Wald!«, rief er außer sich und warf die Arme in die Luft. »Das hier ist doch kein Wald!«
    Grim zog die Brauen zusammen. »Stehen hier Bäume?« Remis zuckte die Achseln. »Sicher, aber ...«
    »Mehr als zehn?«
    Der Kobold verdrehte die Augen. »Ja, aber ...«
    »Dann«, sagte Grim und beugte sich vor, »ist es ein Wald, ein verdammter Dreckswald, um genau zu sein — jedenfalls in meiner Welt, alles klar?«
    Remis sah ihn einen Moment lang unter zusammengekniffenen Brauen an, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. »Jedenfalls siehst du jetzt den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, was?«
    Er brach in Gelächter aus und entlockte Grim ein Stöhnen. Er hasste es, wenn Remis menschliche Sprichwörter verwendete. Aus seinem Mund klangen sie noch lächerlicher, als wenn die Menschen sie gebrauchten. Gleich darauf wurde Remis wieder ernst.
    »Einen Menschen suchst du also, hm?«, sagte er leise. »Nichts Neues so weit, würde ich sagen. Aber mit deinem riesigen Steinzinken kannst du ihn wegen des Regens nicht riechen, was?« Er verlor den tadelnden Ausdruck und zwinkerte übermütig. »Lass mich das machen, hast schließlich schon genug angerichtet, hörst du die Moostrolle, unglaublich, wie die schimpfen können, nicht wahr? Na ja, warte kurz, bin gleich zurück.«
    Es dauerte nicht lange, da tauchte Remis wieder auf. »Ja, es war ein Männchen, eindeutig noch relativ jung, würde ich sagen. Ist schon vor einer Weile hier vorbeigekommen.« Er schwirrte auf Grims linke Schulter. »Wir machen es wie immer: Du fliegst, und ich rede.«
    Wortlos brach sich Grim seinen Weg durch die Baumkronen und folgte Remis' Anweisungen durch die Stadt. Es war spät, doch noch immer glühten die Lichter zu ihnen herauf, die Straßen glänzten im Scheinwerferlicht, und die Leuchtreklamen warfen ihre Botschaften grell und bunt in die Nacht. Grim flog lautlos und so schnell, dass Remis sich mit beiden Händen an seinem Ohr festhalten musste. Die Lichter unter ihnen verschwammen zu funkelnden Teppichen, und Grim fühlte den Wind unter seinen Schwingen. Ein Lächeln hatte sich auf seine Lippen gelegt, als Remis ihn mit heiserer Stimme anhalten ließ.
    Sie landeten auf einem Häuserdach in einer kleinen Seitenstraße. Die meisten Fenster waren dunkel und schauten wie tote Augen in die Nacht, doch da, im Dachgeschoss des Altbaus auf der anderen Seite, brannte noch Licht. Grim segelte lautlos über die Straße und krallte sich oberhalb des Fensters fest. Remis surrte hinunter und spähte in die Wohnung. Dann winkte er Grim zu sich. Vorsichtig ließ der Gargoyle sich tiefer sinken, bis er kopfüber vor dem Fenster hing. Er roch den Duft von Petroleum, dann sah er mindestens sieben entzündete Lampen. Ja, hier hatte er es in der Tat mit einem Hartiden zu tun, der sich zumindest einigermaßen mit den Wesen auskannte, die unentdeckt unter den Menschen lebten.
    Es war kein Geheimnis, dass Gestaltwandler und zahlreiche Dämonen den Duft von Petroleum hassten wie die Pest, und auch für die Geruchszentren eines Gargoyles gab es Angenehmeres. Dabei hatte er es hier nur

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