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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Rekruten zeigen, dass du die Gesetze deines Königs sehr wohl anerkennst — entgegen aller ... nun, nennen wir es Gerüchte.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte der König sich an Mourier. Grim blieb, wo er war. Er mochte von den Hinrichtungen halten, was er wollte. Aber das eben war keine Einladung gewesen — sondern ein Befehl. Sollte Thoron ihn nicht neben den anderen Schattenflüglern in der ersten Reihe sehen, würde er das als Missachtung seines Ranges als König werten — und das wiederum würde Konsequenzen nach sich ziehen. Schlimmere als die Versetzung auf Zeit in eine niedere Rangstufe.
    Wortlos wartete er darauf, dass Thoron und Mourier ihre Besprechung beenden würden, und spürte plötzlich, dass ihn jemand beobachtete. Durch die halb geöffnete Tür konnte er Krallas sehen, wie er — den Kopf tief über eine Akte gebeugt — mit hämischem Lächeln zu ihm herüberstierte.

Kapitel 10

    euchtende Bojen begrenzten die Luftstraße und führten unzählige Flugobjekte über die Dächer Ghrogonias. Mia schaute neugierig über Jakobs Schulter. Die Straße war brechend voll, und der Esel kam auf der rechten Spur nur langsam voran. Vor ihnen schwebte ein Luftschiff, das sie an die Konstruktionszeichnungen von Leonardo da Vincis Fluggeräten denken ließ. Gewaltige Fledermausflügel trugen ein schmales, hölzernes Boot, in dem zwei muskulöse Trolle die Flügel auf und ab bewegten. Sie schienen es nicht sonderlich eilig zu haben.
    Da beugte Jakob sich vor, flüsterte dem Esel etwas ins Ohr — und vorbei war es mit der Ruhe. Wie von der Tarantel gestochen bäumte ihr Taxi sich auf und schoss nach vorn, geradewegs auf das Fledermausboot zu. Mia krallte sich an Jakob fest, mit einem Ruck flog der Esel über seinen Vordermann hinweg, setzte nach halbherzigem Schulterblick über auf die linke Spur und verursachte hinter sich ein Mordsgeschrei. Zwei ledergewandete Kobolde auf schwarzen Gänsen zischten an ihnen vorbei, nicht ohne dem Esel wüste Beschimpfungen entgegenzuschleudern, doch den kümmerte das überhaupt nicht. In Schräglage zwängte er sich zwischen zwei Gnomen auf steinernen Fluggeräten hindurch und raste in schwindelerregendem Slalom dahin.
    Mia spürte, wie ihr schlecht wurde, verdammt schlecht sogar, und als sie endlich zum Stehen kamen, schwankte der Boden unter ihr. Jakob steckte dem Esel glitzernde Kristalle und einen Apfel in die Satteltasche. Daraufhin erhob sich das Taxi mit zufriedenem Schnauben in die Luft und ließ sie allein. Mia atmete langsam ein und aus. »Das«, sagte sie nach einer Weile, »war die schlimmste Taxifahrt meines Lebens.«
    Jakob lachte. »Ja, man braucht eine Weile, bis man sich an Ghrogonias Rhythmus gewöhnt hat.«
    Mia seufzte und sah sich zum ersten Mal seit ihrer Landung um. Sie standen in einer schwach erleuchteten Straße, die aus einem langen Zug beinahe identischer Herrenhäuser bestand. Erst bei näherem Hinsehen stellte Mia fest, dass sie allesamt in einen umgestürzten Turm des ehemaligen Drachenschlosses geschlagen worden waren. Vereinzelt standen dunkle Gestalten im Schein der Straßenlaternen und unterhielten sich leise, andere liefen mit angezogenen Schultern über den Gehweg, als hätten sie es eilig. Ein kalter Wind strich um die Häuser, und an besonders hohen Gebäuden flackerten in regelmäßigen Abständen große Leinwände. Sie zeigten ein Podest auf dem Platz vor dem schwarzen Turm, den Mia schon im Anflug auf die Stadt gesehen hatte.
    »Darüber vermittelt der König seine Kundgebungen an ganz Ghrogonia«, sagte Jakob, der ihrem Blick gefolgt war. »Offenbar ist für heute noch etwas geplant.«
    Sein Gesicht hatte sich verdunkelt, doch ehe Mia etwas erwidern konnte, drang eine heisere Stimme über die Straße. »Ankauf von Lumpen!«
    Ein dürrer Waldschrat mit schwarzer, ledriger Haut und Glotzaugen zerrte einen Karren mit Gerümpel hinter sich her.
    Erschrocken sah Mia, dass er sie anstarrte, und fürchtete, jeden Augenblick als das entdeckt zu werden, was sie war: ein Mensch. Doch der Waldschrat hob nur die Hand zum Gruß und ging weiter.
    »Ankauf von Lumpen«, schrie er noch einmal, während er mit seinem Stock gegen einen metallenen Kochtopf schlug. »Papier! Leder! Alteisen!«
    Mia schüttelte den Kopf. Lumpensammler kannte sie nur aus Geschichten. Fasziniert sah sie, wie sich direkt neben ihr die eben noch verschlossene Tür eines der Häuser in glitzernde Staubkörnchen auflöste. Ein pechschwarzer Zentaur mit dichtem Backenbart trat auf

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