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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Schultern tragen.
    »Wo du gerade da bist«, sagte er gedehnt, »will ich es nicht versäumen, dich persönlich über die Kostümprobe für die Krönungszeremonie zu informieren.«
    Grim spürte, wie ihm heiß und kalt wurde. Er öffnete den Mund, aber er wusste nicht, was er erwidern sollte, und schloss ihn gleich wieder.
    Mourier hingegen schien langsam wach zu werden. »Die ganze OGP, ein Meer aus roter Seide und Taft, hier und da weiße Schärpen, Halskrausen — famos wird das, sage ich dir, ganz, ganz famos! Der König wird begeistert sein!«
    Grim starrte Mourier an und spürte, wie ihm die Gesichtszüge entglitten. Er hatte nur Seide und Taft verstanden und die Tatsache, dass Mourier ganz rot wurde, während er über seine Pläne sprach.
    »Halskrausen?«, fragte Grim schließlich, als Mourier ihn erwartungsvoll ansah, und fühlte sich von einem vernichtenden Blick getroffen.
    »In der Tat«, erwiderte der Löwe scharf. »Von so etwas verstehst du nichts. Es ist auch ohne Belang, solange du zur Anprobe erscheinst. Die Zeit drängt, verstehst du, und schließlich ist es mein Kopf, der auf dem Tablett landet, wenn alles nicht mehr rechtzeitig fertig wird oder jemand patzt.«
    Grim nickte so ernst es ihm möglich war.
Solange dein Kopf dann eine Halskrause trägt, ist doch alles in Ordnung,
dachte er und presste die Zähne aufeinander.
    Mourier hatte sich wieder seinen Berichten zugewandt und ließ Grim eine Weile dastehen. »Und welche Angelegenheit erforderte so dringend deine Anwesenheit?«, fragte er dann, als hätte das Gespräch über die Kostümprobe niemals stattgefunden. »Die, während der du die Pflanzen im Jardin des Plantes — nun, sagen wir: umdekoriert hast, wie mir zu Ohren kam?«
    Grim hatte gewusst, dass die vegetarischen Löwen ihn verpfeifen würden — und er hatte gewusst, dass Mourier ihn in diesem Tonfall fragen würde, er hatte es schon gewusst, als er sich auf den Weg nach Ghrogonia gemacht hatte. Mourier hatte ihn noch nie überrascht.
    »Moira ist tot«, sagte er ohne Umschweife. »Sie hat die Ewige Losung gesprochen und sich vergangene Nacht der Sonne geschenkt.« Er hielt kurz inne und bemerkte den erwarteten Schrecken auf Mouriers Gesicht. Der Tod passte nicht in sein Weltbild. Er war zu wenig berechenbar, zu wenig bequem, und außerdem machte er niemals eine Ausnahme.
    »Die Todesrose ...«, murmelte der Löwe und nickte.
    Tu nicht so, als würdest du Moira verstehen. Nicht einmal ich habe sie verstanden.
    »Ist das alles?« Mourier sah Grim an, er hatte dieses Glitzern in den Augen, das fast wie Wachsamkeit aussah. »Oder soll ich deinen Bericht einer Wahrheitsprüfung unterziehen? Nach den jüngsten Vorkommnissen wäre das vielleicht eine gute Idee, nicht wahr?«
    Grim biss die Zähne zusammen. Mourier hatte Möglichkeiten, alles zu erfahren, das wusste er. Er kannte die Goldene Fessel, jene Foltermethode, bei der durch ständige Elektroschübe das Gehirn zu einer Pampelmuse wurde und der Betroffene vorher noch schnell alles erzählte, was er wusste.
    »Moira hat mit einem Menschen gesprochen«, Grim spürte die Worte wie Gift auf seinen Lippen. Aber irgendetwas musste er erzählen, sonst würde Mourier zwangsläufig alles herausfinden — und das hätte den Tod der beiden Hartide bedeutet.
    Mouriers Augen wurden groß. »Mit einem Menschen? Aber warum?«
    Grim zuckte so gelangweilt die Schultern, wie es ihm möglich war. »Ich habe zufällig gesehen, wie er ihr ... auf dem Friedhof auf die Pelle gerückt ist. Ich vermute, dass es einer von diesen durchgedrehten Satanisten war. Wer sonst bricht schon nachts auf einen Friedhof ein? Wie auch immer, Moira war durch die Todesrose gezeichnet, sie konnte nicht so lange vollkommen unbeweglich dastehen, wie es nötig gewesen wäre, bis der Spinner das Weite gesucht hätte. Sie hat gezwinkert, der Kerl ist fast aus den Latschen gekippt. Daraufhin hat sie etwas gesagt, ich weiß nicht, was, aber vermutlich wollte sie seine Erinnerung löschen. Allerdings hat ihr Zauber nicht gewirkt, ihre Kraft war wohl schon zu schwach.« Er schaute betroffen zu Boden und fühlte sich einen Augenblick lang furchtbar, da er Moiras Krankheit für seine Zwecke missbrauchte. Aber es waren nicht nur
seine
Zwecke.
    Wenn ich schon nicht sagen kann: Gib auf ihn acht.
    »Ich habe dann ein Spektakel veranstaltet, das dem Kerl offenbar Angst eingejagt hat. Er ist abgehauen. Als ich Moira erreicht hatte, war sie so erschöpft, dass sie nicht sprechen konnte. Ich

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