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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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habe umgehend die Spur des Menschen aufgenommen, konnte sie aber nicht mehr rechtzeitig vor Tagesanbruch bis zum Ende verfolgen. Daher bitte ich um Erlaubnis, den Menschen ausfindig machen und seine Erinnerung löschen zu dürfen.«
    Von wegen. Nichts werde ich tun, gar nichts. Ich werde den Jungen in Ruhe lassen, so wie Moira es wollte. Mehr kann ich nicht für sie tun — aber das
werde
ich tun.
    Mourier musterte ihn prüfend, und es war unmöglich zu sagen, was der Löwe dachte. Da fiel Grim etwas ein.
    »Außerdem sind fremde Gargoyles in der Stadt«, sagte er schnell. »Aber davon hat die OGP wohl schon gehört.«
    Mourier sah verächtlich auf ihn herab. »Ich bin die OGP«, sagte er herablassend. »Und ich habe von gar nichts gehört.«
    Grim wurde unbehaglich zumute. »Dann weißt du nichts von ... dem Paten?«
    Der Löwe stieß die Luft aus. »Ein lächerlicher Film, nun ja, der erste Teil war recht gelungen, aber die folgenden ... Vor allem die Sterbeszene der Tochter, du meine Güte, da habe ich ...« Er unterbrach sich. »Du meinst nicht den Film?«
    Grim stöhnte innerlich. Es war nicht unüblich, dass Gargoyles sich für die Künste der Menschen interessierten. Es fiel ihnen schwer, selbst Kunst zu schaffen — den meisten war es schlichtweg unmöglich. Aber Grim kannte einige, die ganze Gemäldegalerien aus gestohlenen Bildern der Menschen in ihren Villen zusammengestellt hatten, andere wiederum begeisterten sich für ihre Dichter und Denker — und dann gab es die Banausen, die sich einfach gern mal einen Film anschauten, so wie er selbst und offenbar auch sein Chef. »Nein«, erwiderte er ernst. »Und auch nicht das Buch. Ich habe zwei fremde Gargoyles gesehen. Sie sprachen von einem Paten, für den sie den Mörder suchen sollten. Ich dachte, dass du vielleicht ...«
    Mouriers Augen wurden groß wie immer kurz vor einem Wutanfall. »Dass ich mir einen lächerlichen Spitznamen zulege?«, brüllte der Löwe, dass sich seine steinerne Mähne sträubte. Gleich darauf sank er zurück auf seinen Thron und stieß die Luft aus. »Du raubst mir die Kraft, Grim«, seufzte er und wischte sich mit der Pfote über die Stirn.
    Und du mir die Nerven,
dachte Grim, behielt es aber für sich.
    »Ich weiß nichts von diesem Paten, aber es ist interessant, dass es offenbar immer noch Gargoyles gibt, die neu sind in der Stadt und die Regeln nicht kennen. Hier gibt es die OGP, und nur sie befasst sich mit den Morden. Ich kümmere mich darum. Und was diese andere Geschichte angeht ...« Mourier senkte den Blick und blätterte beiläufig in den Berichten. »Sieh zu, dass du den Menschen findest.«
    Grim nickte und machte ein ernstes Gesicht. Keinesfalls durfte er Mourier seine Erleichterung zeigen. Er verbeugte sich, wie Mourier es stets forderte, und wollte sich gerade zurückziehen, als der Löwe ihn zurückrief.
    »Ach, und wo ... ist Moira jetzt?«
    Grim presste die Zähne aufeinander. Sie würden sie abholen, das taten sie immer. Wie hätten sich die Menschen erklären sollen, dass auf einmal eine Steinfrau auf einer ihrer Kapellen stand? Es hätte Fragen gegeben, unangenehme Nachforschungen vielleicht, öffentliche Diskussionen ... Nein, Moiras steinerne Überreste mussten verschwinden, und dann ... Die Gargoyles trauerten nicht um ihre Toten. Jedenfalls nicht so, dass es jemand merkte.
    Grim drehte nur den Kopf: »Auf einer Kapelle, Friedhof Pere Lachaise. Ich werde jetzt ...«
    Da sog Mourier die Luft ein. »Gehen?«, fragte er leise. »Nein. Das glaube ich nicht.«
    Verständnislos wandte Grim sich um und sah, dass Thoron, der König, gerade das Büro betrat. Schnell legte Grim sich die Hand auf die Brust und neigte den Kopf. Dann sah er auf. Thoron war ein mächtiger Gargoyle mit kalkweißer Haut, stechenden, nah beieinander stehenden blauen Augen und einer ausgeprägten Hakennase. Kälte ging von ihm aus, wie es bei Geschöpfen mit großer magischer Kraft üblich war. Er trug die Königskrone, und an seinem rechten Arm glomm das Zepter der Gargoyles in seinem trüben grünen Licht. Wie eine Schlange aus Stein und Kristall hatte es sich um den Arm des Königs gewunden und war teilweise mit ihm verschmolzen.
    »Grim«, sagte Thoron, nachdem er Mourier einen Blick zugeworfen hatte. Seine Stimme war ruhig und kühl wie ein See, von dem man nie wusste, wie tief er wirklich war. »Welch ein Vergnügen, den Besten der Schattenflügler nach seinem letzten Fauxpas bei diesem offiziellen Anlass zu sehen. Das wird den

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