Grim - Das Siegel des Feuers
dermaßen vorwurfsvolles Gesicht, dass Grim sich genervt in die Luft erhob.
»Du hältst das vermutlich immer noch für eine gute Idee, hm?« Problemlos hatte der Kobold ihn eingeholt und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Natürlich«, erwiderte Grim, auch wenn er keine Ahnung hatte, wovon Remis sprach. »Ich habe nur gute Ideen, falls dir das entgangen ist.«
Der Kobold schwirrte direkt vor sein Gesicht. »Ich spreche von der Welt der Finsternis, wie du sie so schön genannt hast. Selbst, wenn man davon absieht, dass du dich mit dem Mädchen nicht gerade blendend verstehst ... Hast du dir mal überlegt, dass es gefährlich werden könnte?«
Grim zog die Brauen zusammen. »Keine Ahnung, wovon du redest. Gefahr ist meine Luft zum Atmen!«
Er packte Remis und raste in wahnsinnigen Loopings durch die Nacht.
»Verfl...«, sagte der Kobold mit kreischender Stimme, während er durch die Luft gerissen wurde wie ein willenloses Püppchen. Grim hörte es nur ganz schwach, das lang gezogene »...iiixt«. Überhaupt kamen nur halbe Wörter bei ihm an, doch das war ihm ganz recht so. Was interessierte ihn das Gerede eines Kobolds?
Bleib ...Ibn ...hen! mich! Was ... das!
Er musste lachen. Vielleicht hätte Remis ein Dichter werden sollen. Haikus wären ihm sicher nicht schwer gefallen. Lächelnd verlangsamte Grim seinen Flug. Mit einem Quietschen schoss Remis aus seiner geöffneten Klaue.
»Eine Frechheit!«, kreischte der Kobold. Er war knallrot im Gesicht und flatterte mit den Armen wie ein Kolibri. »Nicht für dich! Für
sie!«
Er schüttelte seine Haare, als wäre eine widerwärtige Spinne hineingeraten. »Sie ist ein Mensch, kapito? Und Reglementierung hin oder her — wenn du einen Menschen in eines dieser ... dieser Nester bringst, kannst du nicht erwarten, dass sich auch nur eine von diesen Kreaturen an die Regeln hält.«
Grim lachte leise. »Deswegen habe ich ihr die Tinktur gegeben. Drei Tropfen hinter jedes Ohr genügen, um sie unausstehlich zu machen. Keine Sorge: Meine Quellen sind sicher.«
Remis schwieg, aber seine Zweifel schienen noch nicht ausgeräumt.
»Es ist die einzige Möglichkeit«, sagte Grim. »Das weißt du genau. Außerdem werden wir schon auf sie aufpassen.«
Remis riss die Augen auf.
»Wir?
Was soll das heißen,
wir?
Glaubst du etwa ...«
»Natürlich! Was dachtest du denn?« Grim lachte in sich hinein. »Allein gehe ich nirgendwohin.«
Remis seufzte tief. »Möchte wirklich mal wissen, woher deine gute Laune auf einmal kommt.« Als hätten ihn seine eigenen Worte auf eine Idee gebracht, musterte er Grim eingehend. »Man könnte fast meinen, dass das mit dem Mädchen zu tun hätte. Ihre Anwesenheit ist dir anscheinend längst nicht so unangenehm, wie es auf den ersten Blick wirken könnte.«
Sofort verfinsterte sich Grims Gesicht. »Keine Ahnung, wovon du redest«, murmelte er. »Es ist ...« Weiter kam er nicht. Ein schriller Pfiff drang an sein Ohr. Wie ein Peitschenhieb schlug er durch die Nacht. Alarmiert landete Grim auf seinem Turm.
»Wo ist das Mädchen?«, fragte er kaum hörbar.
»Sie ist in ihrem Zimmer«, flüsterte der Kobold neben seinem Ohr.
Grim straffte die Schultern und sah, wie die ersten Gestalten in der Dunkelheit auftauchten.
»Mourier«, grollte er. »Und er hat seinen Harem mitgebracht.«
Regungslos sahen Remis und Grim zu, wie Mourier mit seinem Gefolge näher kam. Grim zählte fünf Gargoyles aus der Eliteeinheit der OGP, allesamt mit wehenden Umhängen um die Hälse und diesen lächerlichen roten Gamaschen für offizielle Oberwelteinsätze an den Fesseln, als seien sie Droschkengäule. Grim entdeckte Krallas an vorderster Front. Ein sensationsgieriges Lächeln lag auf dessen Gesicht, und der Umhang hing um seinen Hals wie ein blutiges Laken. Mourier hatte sich diese Uniform seiner engsten Getreuen ausgedacht, wer auch sonst. Er selbst war herausgeputzt wie ein Pfau. Der leuchtend rote Umhang flatterte im Wind, lange, ebenfalls rote Bänder wickelten sich wie Schleifchen um den steinernen Schweif, und in der Mähne leuchteten kleine silberne Sterne. Grim kam sich vor, als wäre er in einer Sissi-Parodie gelandet. Er verdrehte die Augen, als er die riesigen Gamaschen an den Löwenpranken entdeckte.
Fehlt nur der Apfel, und man hat ein Spanferkel — oder einen Spanlöwen,
dachte er mürrisch. Mourier sah aus, als würde er zum Tanzen gehen — rechts und links von den lächerlichen Greifen eskortiert, die mit aller Anstrengung zwei Fahnen mit
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