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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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der Menschen mitgehört hatte, an die strengen Blicke der Eltern und die unterwürfigen, manchmal auch trotzigen Gesichter der Kinder. Mourier schien sein Schweigen als Zustimmung zu deuten. Zufrieden hob er den Kopf.
    »Was interessiert dich ein Mensch«, sagte der Löwe versöhnlich. »Einer mehr oder weniger ist für uns ohne Belang.«
    Grim sah ihn an. Er hörte Krallas lachen, und auf einmal wurde ihm übel. Etwas in seinem Inneren krampfte sich zusammen und brachte ihn dazu, sich abzuwenden. Er hörte den Schuss, sah Jakobs Blick, fühlte, wie das Leben aus ihm wich, und sah den grauen Todesschleier, der langsam über seine Haut kroch. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Plötzlich sah er sich von außen, sah, wie er den Mund öffnete, und hörte die Worte: »Ich kündige.«
    Der Schreck traf ihn beinahe ebenso heftig wie Mourier. Der Löwe zuckte zusammen, seine Augen wurden kreisrund, und aus seinem Mund kamen unverständliche Laute. Grim straffte die Schultern. Sein Blut wogte in seinen Adern, und gleichzeitig durchfloss ihn ein Glücksgefühl, wie er es seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt hatte. Am liebsten hätte er laut gesungen — und er hatte noch nie gesungen.
    »Und jetzt«, sagte er und ging drohend auf Mourier zu, »verschwinde von meinem Turm! Verschwinde mit deinem Lumpenpack und deinen Fähnchen und nimm dieses Truthahnskostüm gleich mit!« Er stampfte mit dem Fuß auf, dass der Turm erzitterte. Wieder sah er Jakob in den Staub fallen, die Wut schoss schwarze Flammen in seinen Blick und ließ ihn mit lautem Brüllen auf Mourier zustürzen.
    Der Löwe fuhr zurück, so hatte er Grim noch nie erlebt, er rutschte mit den Hinterbeinen über das Geländer und schlug sich das Kinn auf. Im letzten Moment erhob er sich in die Luft, flatternd wie ein Spatz. Keuchend stob er in die Nacht.
    »Undankbare Kreatur!«, hörte Grim ihn aus sicherer Entfernung kreischen, während seine Schergen ihm nachflogen, als wäre er ein Magnet und sie die Nägel. Krallas warf Grim aus seinen wimpernlosen Augen einen finsteren Blick zu, dann folgte er den anderen.
    Grim atmete aus. Er sah ihnen nach, bis sie in der Nacht verschwanden, einer nach dem anderen, wie erlöschende Funken.

Kapitel 22

    ia hörte nichts als ihre eigenen Schritte. Der Gang wölbte sich über ihr wie ein Himmel aus Stein. Zum ersten Mal achtete sie bewusst auf die Türen, die von ihm abgingen. Manche waren riesengroß mit mächtigen Eisenbeschlägen, andere schmal und hölzern, aber alle schienen ein Geheimnis zu hüten, etwas, das still im Verborgenen darauf wartete, entdeckt zu werden. Mia spürte ihr Herz in ihrer Brust, während sie den Gang hinunterlief. Offenbar waren die anderen ausgeflogen. Großartig. So hatte sie sich die Zusammenarbeit nicht vorgestellt. Dabei hatte sie sogar diese stinkende Tinktur verwendet, die Grim ihr gegeben hatte.
Wenn du das nicht benutzt,
hatte er in seiner charmanten Art gesagt,
ist es reine Glückssache, ob du dort überleben wirst, wo wir hingehen.
Wo das sein sollte, hatte er mit düsterem Lächeln verschwiegen.
    Ihr Gesicht verfinsterte sich, als sie an Grim dachte.
Was willst du hier?
Wie abweisend er das gesagt hatte. Und sein Blick — als wäre sie ein dummes Kind, das ihm ein Spielzeug an den Kopf geworfen hatte. Doch im nächsten Moment hatte er sie auf eine Weise angesehen, die in krassem Gegensatz stand zu seinen bärbeißigen Worten. Wieder sah sie ihn oben auf dem Turm stehen, der Schein des Mondes lag auf seiner schwarzen Haut wie ein Schleier aus Silber, seine Augen schimmerten wie nasse Kohlen in der Dunkelheit. Was war das für ein Gefühl gewesen, das sie bei seinem Anblick empfunden hatte? Sie verlangsamte ihren Schritt und blieb stehen, als sie sich dessen bewusst wurde: Geborgenheit. Sie ließ das Wort in ihrem Kopf in tausend Funken zerspringen und war wütend auf sich selbst. Phantastisch. Schlimmer hätte es nicht kommen können, als ausgerechnet
jetzt,
ausgerechnet bei
ihm
so etwas zu empfinden. Sie hatte sich nicht oft so gefühlt in ihrem Leben nach Lucas' Tod. Er hatte einen Zweifel und eine Angst auf sie geladen, die nie ganz verschwanden.
    Lucas. Bei ihm hatte sie sich selten geborgen gefühlt, aber sie hatte sich danach gesehnt, so sehr, früher, wenn sie mitten in der Nacht aufgewacht war und gemerkt hatte, dass ihre Mutter im Nebenzimmer weinte, während er durch die Weltgeschichte reiste, um merkwürdige Wesen zu zeichnen, die es angeblich wirklich gab. Dann hatte sie ihn

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