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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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allerliebst, Grim, ehrlich. Man könnte meinen, ich hätte mich allmählich daran gewöhnt, aber nein: Ich bin jedes Mal aufs Neue entzückt! Es ist doch wirklich ein Hochgenuss, dir zuzuhören. Da könnte man ...«
    Ein Blick von Grim ließ ihn verstummen. Grummelnd spie er weißes Feuer auf die Holzscheite im Kamin, die augenblicklich zu brennen anfingen, und zog sich rasselnd zurück. Mia riss die Augen auf. »Weißes Feuer«, murmelte sie und trat näher an den Kamin heran.
    »Vorsicht«, Remis schwirrte zu ihr und hob die Hände. »Das ist kein gewöhnliches Feuer. Es ist unberechenbar. Normalerweise mag es keine Menschen, doch Bocus hat sicher mit ihm geredet, also ... Aber es ist besser, du setzt dich da hin, es wird schnell warm werden.«
    Mia setzte sich auf einen der staubigen Stühle und zog die Brauen zusammen. »Er hat mit dem Feuer geredet?«, fragte sie, ohne den Blick von den Flammen abzuwenden.
    Grim schnaufte, zog einen Stuhl zurück und setzte sich. »Es gibt so einiges, was du nicht weißt, so viel steht fest«, sagte er.
    »Sagt der, der noch nicht einmal weiß, was ich in meiner Tasche habe«, konterte sie. Was dachte er, wen er vor sich hatte?
    »Also«, meinte Remis, der sich auf die Tischplatte gesetzt hatte, und sah Mia erwartungsvoll an. »Wie wäre es, wenn du es uns jetzt zeigen würdest?«
    Mia nickte, aber als sie das Paket aus ihrer Tasche zog, schien es ihr, als würde es auf einmal schwerer werden. Sie spürte ihren Puls in den Fingerspitzen. Langsam legte sie es auf den Tisch und löste die ledernen Schnüre. Sie hörte, wie Grim die Luft einsog, als das glühende Siegel zum Vorschein kam. Ihre Finger zitterten, als sie es berührte. Rasselnd zogen sich die Ketten ins Innere zurück und gaben das Pergament frei.
    Es war totenstill, nicht einmal das Feuer machte ein Geräusch. Nur das Pergament raschelte ein wenig, als Mia es auf dem Tisch ausbreitete. Undeutlich schimmerten die goldenen Zeichen darauf, wie Steine, die tief auf dem Grund eines Sees liegen. Mia kniff die Augen zusammen, aber kaum, dass sie eines der Zeichen eingehender betrachtete, verschwand es. Seufzend wandte sie sich ab und sah zu, wie Remis über das Pergament flog, die Nase dicht über dem Blatt, als wäre er ein leuchtender grüner Staubsauger. Eine steile Falte hatte sich zwischen seinen Brauen gebildet, während Grim regungslos dasaß und keinen Ton von sich gab.
    »Hm«, machte Grim schließlich. »Was hat das zu bedeuten?«
    Mia stieß die Luft aus. »Woher soll ich das wissen? Wie ihr seht, bleiben die Zeichen nie lange genug, um sie richtig erkennen zu können — davon mal abgesehen, kann ich sie sowieso nicht lesen.«
    »Da bist du nicht allein«, murmelte Grim nachdenklich. Mia sah ihn verständnislos an. »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, dass wir die verdammten Zeichen nicht einmal sehen können, alles klar?«, erwiderte er gereizt.
    Sie presste die Lippen zusammen. Wenn er meinte, mit ihr in diesem Tonfall sprechen zu wollen — das konnte er haben. Verächtlich stieß sie die Luft aus. »Alles klar. War ohnehin dumm von mir zu glauben, dass ein Gargoyle lesen kann.«
    Für einen Moment sah er sie ärgerlich an. Dann holte er tief Luft. »Du musst uns die Zeichen beschreiben«, sagte er, und sie konnte hören, dass ihm die Ruhe in seiner Stimme nicht leichtfiel. »Wie sehen sie aus?«
    »Stift«, erwiderte sie kühl. Als weder Grim noch Remis reagierten, schlug sie mit der Hand auf das Pergament. »Einen Stift brauche ich und einen Zettel, dann zeige ich euch, was ich sehe!«
    Grim bedachte sie mit einem skeptischen Blick, aber Remis sprang auf, schwirrte in irrsinniger Geschwindigkeit quer durch den Raum und wühlte wie ein Eichhörnchen in einer der Truhen. Mit einem vergilbten Blatt Papier und einem Bleistift kam er zurück und legte beides vor Mia auf den Tisch.
    Sofort begann Mia zu malen, so gut es eben ging. Tatsächlich gelang es ihr, einige Zeichen vollständig abzubilden, und als sie den Stift beiseitelegte und aufsah, hatte sich zwischen Grims Brauen eine steile Falte gebildet.
    »Fyrenisch«, murmelte er und tippte vorsichtig auf die Schriftzeichen, die über das Papier liefen wie in Tinte getauchte Rattenfüße. »Die Sprache der Freien.«
    Mia holte Atem. Auf einmal hörte sie Jakobs Stimme, leise und flüsternd wie Wind in herbstlichen Blättern.
Nicht alle Gargoyles hassen die Menschen. Zu allen Zeiten hat es auch andere gegeben — jene, die sich immer wieder auf die Seite der

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