Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
Vom Netzwerk:
zu widersprechen«, zischte der Löwe. »Das ist deine letzte Chance, so viel verspreche ich dir. Ich habe mich lange genug von dir zum Narren halten lassen. Jetzt wirst du mir deine Loyalität beweisen! Die Zeiten, da ich dich brauchte, sind vorbei. Andere können problemlos deinen Platz einnehmen!«
    Er warf Krallas einen Blick zu, der sein Lachen offenbar kaum unterdrücken konnte. »Vor allem deswegen, weil du nicht einmal deinen letzten Auftrag zur Befriedigung erfüllt hast.«
    Mit einem Schlag war Grim hellwach. Er starrte Mourier an und begriff, noch ehe der Löwe fortfuhr.
    »Der Junge ist tot.«
    Plötzlich war es totenstill auf dem Turm. Nicht einmal die lächerlichen Fahnen der Greifen machten mehr ein Geräusch. Grim hörte nur Mouriers Worte, wie sie als Felsbrocken gegen seinen Brustkorb schlugen und ihn schwanken ließen.
    »Er ist tot«, wiederholte der Löwe und schob seinen Kopf ganz nah vor Grims Gesicht. »Und du hast es mir nicht erzählt. Trauerst du um ihn? Ist es das? Du bist nicht umsonst in den Streifendienst versetzt worden, und du weißt, was man sich seit dem Zwischenfall über dich erzählt. Sind die Gerüchte wahr? Hinter vorgehaltener Hand nennen sie dich Verräter und — Menschenfreund!«
    Krallas sog scharf die Luft ein, doch Grim hörte es kaum. Dieses eine Wort traf ihn wie ein Schwerthieb, und eine Kälte breitete sich in ihm aus, die ihn frösteln ließ. Er hörte das irre Lachen des Kahlkopfs in sich widerhallen.
Was bist du, ein Menschenfreund?
Er hob den Blick und sah das Feuer seiner Augen in Mouriers matten Pupillen. Für einen Moment flog ein Schrecken über das Gesicht des Löwen. Er wich zurück, kaum merklich zwar, doch die Geste genügte, um den Bann zu brechen. Auf einmal waren die Geräusche wieder da, und die Schwere, die sich auf Grims Schultern niedergelassen hatte wie ein steinerner Rabe mit scharfen Klauen, flog davon.
    Er starrte Mourier in die Augen, unbarmherzig zwang er ihn zurück, bis er zwischen seinen Greifen stand und zu ihm aufsah.
    »Ich habe dir nichts von seinem Tod erzählt.« Grim ließ seine Stimme als schwarze Welle auf Mourier zurollen und sah zu seiner Befriedigung, dass der Löwe zusammenfuhr. »Ich hätte dir schon nichts von ihm erzählen sollen, als er noch lebte. Habt ihr nichts Besseres zu tun als Verleumdungen zu säen? Seid ihr blind und taub? Ich habe euch gesagt, welche Kreaturen sich in Ghrogonia eingeschlichen haben, und was war eure Reaktion?«
    Mourier stieß die Luft aus. »Zu einem Taschenspieler bist du gegangen, von ihm hast du deine Informationen, wie kannst du erwarten ...«
    »Ich erwarte es!«, grollte Grim. »Ich bin ein Schattenflügler, und der, von dem ich meine Informationen bekommen habe, war einst euer engster Vertrauter. Jetzt hasst ihr ihn, weil er klüger war, als ihr dachtet. Gut! Meinetwegen! Aber es nähert sich Gefahr für Ghrogonia, und ihr seid unfähig, sie zu erkennen. Tausend Gesetze erlasst ihr für jeden Dreck, ihr reguliert sogar das Defäkieren der Tauben über den Dächern der Stadt, so viel Angst habt ihr, dass euch der Taubenmist beim Fallen den Schädel spaltet. Aber wenn wirkliche Gefahr droht, dann seid ihr blind. Ihr seid Narren, wenn ihr mir nicht glaubt.«
    Mourier kniff die Augen zusammen. »Achte auf deinen Ton. Du weißt, was Thoron gesagt hat. Es ist deine Pflicht als Schattenflügler ...«
    Grim lachte auf. »Es interessiert mich nicht, was du für meine Pflicht hältst!« Er senkte den Kopf und schaute Mourier an, der auf einmal seltsam klein wirkte zwischen den lächerlichen Greifen mit ihren albernen Wimpeln. »Und es interessiert mich auch nicht, was du mir zu sagen hast.« Ein eisiger Sturm brauste in seinem Inneren, er erschütterte ihn und brachte ihn gleichzeitig zur Besinnung. So durfte er mit Mourier nicht reden, das wusste er, und doch fühlte er sich so befriedigt, dass er seine Worte nicht zurücknehmen konnte.
    »Bunker«, presste Mourier hervor und erbleichte unter seiner Steinhaut. »Das ist unumgänglich für diese Frechheit!« Dann fiel sein Blick auf das Kostüm, das noch immer in Krallas' Händen lag. »Nun«, fauchte er hinter zusammengepressten Zähnen. »Du kannst deine Strafe mildern. Immerhin steht die Choreographie für die Pyramide fest, es würde ewig dauern, alles noch einmal umzuwerfen. Aber ich erwarte, dass du dich von jetzt an zusammenreißt!«
    Fast hätte Grim gelacht. Er musste an die unzähligen Tadel denken, die er unfreiwillig vor den Wohnungen

Weitere Kostenlose Bücher