Grim
Eines, das jedem lebendigen oder untoten Wesen gefährlich werden kann, selbst Dämonen und ihren Zaubern.
Sie zog die Schultern an, als sie durch einen Schleier aus Feuer sprang, und konnte nicht verhindern, dass ihr trotz der Hitze für einen Moment eiskalt wurde.
Schwarzes Petroleum , raunte Lyskians Stimme durch ihre Gedanken. Dies ist unser erstes Ziel.
Mia hatte während ihrer Ausbildung viel von Schwarzem Petroleum gehört, ihr war bewusst, dass es alles andere als leicht zu beschaffen war, und sie wusste auch, dass Jakob es damals in seinem Kampf gegen die Hybriden verwendet hatte. Lebhaft erinnerte sie sich an Grims Erzählungen über seine grausame Wirkung und an ihre eigene Verwundung, als sie die Waffe gegen Seraphin geführt hatte. Sie konnte sich Angenehmeres vorstellen, als noch einmal mit diesem Gift zu tun zu haben, und holte tief Atem. Entschlossen ignorierte sie die Hitze der Luft, die in ihre Lunge drang. Stattdessen klang Verus’ Lachen in ihr wider. Sie sah Kronk und die anderen hilflos in den Klauen der Dämonen, die Gesichter von Josi und ihrer Mutter schoben sich durch ihre Gedanken und die Schreie der Menschen Prags stachen ihr ins Fleisch, bis sie die Fäuste ballte. Sie würde sich Verus nicht zu Füßen werfen, niemals. Ich erinnere mich an dich , hatte er zu ihr gesagt. Ja , dachte sie mit finsterem Lächeln. Das würde er ganz bestimmt, wenn sie mit ihm fertig war.
Am Ende des Tunnels griff das Feuer mit glühenden Pranken nach Mias Gesicht. Mehrere Flammenschleier schoben sich ineinander, die Hitze ließ die Luft flattern. Lyskian wandte sich um, doch noch ehe er sie prüfend ansehen konnte, nickte sie. Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Mit jeder Sekunde, die sie zögerten, wurden die Dämonen in dem verfluchten Feuer stärker. Sie warf den Hartiden einen Blick zu und folgte Lyskian in die Flammen.
Sie sah kaum, wohin sie trat, so tief hatte sie sich die Kapuze in die Stirn gezogen, und die Kälte des Mantels umfing sie mit schützendem Griff. Sie konzentrierte sich auf ihren Atem, ihren Herzschlag, jede Bewegung ihres Körpers, und schaute immer wieder zu den Hartiden zurück, die sich dicht bei ihr hielten. An einer Leiter blieb Lyskian stehen und schickte einen knisternden Eiszauber durch die metallenen Streben. Dann schwang er sich die Sprossen hinauf. Mia wartete, bis die Hartide ihm gefolgt waren, doch als sie ihnen nacheilte, zerbrach die Hitze des Fluchfeuers Lyskians Zauber. Das Metall wurde heiß und noch ehe sie die letzten Sprossen erreicht hatte, verbrannte sie sich die Finger. Instinktiv ließ sie los, aber bevor sie fallen konnte, packte Lyskian sie am Kragen und zog sie hinauf in die Oberwelt.
Die Luft stand in Flammen, glühend heiß strömte sie Mias Kehle hinab. Vergebens versuchte sie, die aufkeimende Panik niederzudrücken, doch plötzlich hörte sie wieder die Schreie der Menschen, als die Dämonen über sie gekommen waren. Sie konnte sich nicht rühren, kaum mehr denken, und gerade, als sie schwankte, griff eine Hand nach ihr, kalt und beruhigend. Auf der Stelle war jeder Laut verstummt. Sie hörte nur noch Lyskians Schritte und spürte seinen Griff, mit dem er sie durch das Feuer führte. Im nächsten Moment tauchte eine Tür vor ihr auf, und kaum, dass sie über die Schwelle traten, verschwand das Feuer. Leise fiel die Tür hinter ihnen zu.
Mia riss sich die Kapuze vom Kopf, keuchend holte sie Atem. Sie befanden sich in einem kleinen Zimmer, das zunächst vollkommen leer erschien. Erst auf den zweiten Blick nahm sie die Spinnweben wahr, die von den Deckenbalken hingen, und die mottenzerfressenen Vorhänge vor den Fenstern, gegen die sich von der anderen Seite wirbelnder Nebel drückte. Sie waren rot wie die Vorhänge in ihrem Atelier, und kaum hatte sie das gedacht, stieg ihr der Geruch von Ölfarben und Staub in die Nase. Eine Staffelei stand in der Ecke, Mia meinte, das Bild darauf schon einmal gesehen zu haben, es zeigte die Silhouette eines Wolfs, aber sie erinnerte sich nicht, wann oder wo das gewesen sein könnte. Sie wandte den Blick, erst jetzt bemerkte sie die dunkelblaue Vase auf der Fensterbank, die wie sich auflösender Rauch verblasste. Mia musste an einen Teller ihrer Mutter denken, der von derselben Farbe war. Staunend sah sie zu, wie die Vase sich in eben diesen Teller verwandelte, doch kaum, dass ihre Finger ihn berührten, wusste sie nicht mehr, warum er ihr so bekannt erschien.
Dieser Ort beraubt uns , klang Lyskians Stimme durch
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