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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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konnte nicht sagen, ob es Asche war oder Staub, der das Holz bedeckte, und doch schien es ihm in diesem Moment, als gäbe es keine wichtigere Frage als diese.
    Lheki sprang auf die Lehne des Sessels, und als hätte diese Bewegung sie geweckt, hob die Vampirin den Kopf und sah zu ihren Besuchern herüber. Erst jetzt erkannte Grim ihr Alter, das sich hinter dem Gesicht der jungen Frau verbarg, die sie einmal gewesen war, und es schien ihm, als würde sein Blick tausend Masken durchbrechen. Er sah sie in Ketten auf einem steinernen Boden, den Leib mit wehenden Tüchern bedeckt, sah sie gerüstet auf mächtigem Schlachtross und am Rand einer Klippe, das Haar im Wind flatternd wie ein Krähenschwarm. Er sah sie lächeln, in einer Wüste, auf den Zinnen eines Bergs und über den Leichen ihrer Feinde, und dieses Lächeln war es, das ihn zurücktrug in ihr Zimmer unten im Meer und ihm ohne jedes Wort sagte, dass er umsonst gekommen war. Es gab keine Antworten auf seine ungestellten Fragen, und keiner ihrer unzähligen Namen würde ihm sagen, wer sich wirklich hinter dem mondbleichen Gesicht mit den traumschönen Augen verbarg. Namen bedeuteten nichts in der Kälte dieses Meeres.
    Samhur war stehen geblieben, und nun, da sie ihn mit ihrem Blick streifte, neigte er den Kopf. Grim beeilte sich, es ihm gleichzutun, und Remis flog rasch zu Boden und hinterließ bei seiner Verbeugung feine Abdrücke im Staub. Kaum merklich hob die Zarin die Hand, eine Hand wie aus Eis geschlagen, und grub sie in Lhekis Fell, offenbar ein Zeichen, das ihnen erlaubte, sich zu rühren.
    »Majestät der Nacht«, begann Samhur und Grim hörte erstmals, seit er ihn kannte, etwas wie Demut in seiner Stimme mitschwingen. »Fürstin der Nebellande, Gebieterin der Ostmoore und der Greifen des Asporeyos, empfangt meinen Gruß. Lange ist es her, seit sich unsere Wege zum letzten Mal kreuzten, und ich wünschte, es wären andere Gründe, die mich zu Euch führen, doch … « Er hielt inne und schüttelte langsam den Kopf. »Ihr werdet von den Zuständen der Oberwelt gehört haben. Von Verus Crendilas Dhor, der die Dämonen Ghrogonias befreite, der die Macht des Fluchturms mit den Träumen der Menschen schürte und gerade in diesen Momenten die Goldene Stadt in eine Festung verwandelt, die für kein freies Geschöpf mehr zu betreten sein wird. Noch können wir den Zauber brechen, den er über die Stadt der Menschen gelegt hat, und ihn und seine Schergen von dem Thron stoßen, der ihnen nicht gebührt. Aber wir müssen schnell handeln, und da er den Zauber von den mächtigsten Dämonen bewachen lässt, die seine Armee aufbieten kann, brauchen wir Eure Hilfe.« Er hielt kurz inne. »Unser Weg führt uns in die Tunnel der Schatten, und ich erbitte Eure Erlaubnis, sie betreten zu dürfen. Ich erbitte das Licht des Gnyos, Herrin der Nacht.«
    Ein Flackern ging durch die Augen der Zarin. Sie rührte sich nicht, während sie den Jäger fixierte, und Grim bemerkte das angespannte Muskelspiel in dessen Schläfen. Dann wandte Skarnaara sich ab. Ihr Blick glitt über den Boden, er streifte Remis nur für eine Winzigkeit, und richtete sich dann auf Grim. Sofort schloss sich etwas Kaltes um seine Kehle und hinderte ihn daran, sich abzuwenden, und als die Schwärze ihrer Augen ihn umfasste, fühlte er die Stimmen der Krieger, die an den Feuern der Katakomben von ihr gesprochen hatten, eisig wie Geistergesänge über seine Haut streichen. Selbst die tiefste Nacht war hell angesichts dieser Finsternis, kein Funke loderte mehr in ihr – es war, als würde sie selbst in Flammen stehen. Doch diese Feuer waren kalt, und als sie kaum merklich den Kopf neigte und ihn wie aus weiter Ferne anschaute, da spürte er, dass sie selbst es war, die dieses Haus in ein Meer verwandelt hatte, in einen Ort jenseits aller Zeit. Sie sah aus wie eine junge Frau, doch sie war älter als alle Gargoyles, die er kannte, und sie konnte die Jahrhunderte in den Schatten nicht verbergen. Sie strömten über ihre Haut wie Seide, und der grausame Hauch der Ewigkeit legte sich als kalter Kuss auf Grims Lippen. Gleich darauf löste sich die Fessel um seine Kehle. Ein stechender Schmerz durchzog ihn, als er Atem holte, und er empfand etwas wie Wehmut, als Skarnaara samtene Dämmerung über ihren Blick legte und ihre Finsternis vor ihm verschloss. Auf einmal erschien ihm die Luft um ihn herum glühend heiß, und fast sehnte er sich zurück in die Kühle und Einsamkeit, die hinter diesen Schleiern lag.
    »Was

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