Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
Vom Netzwerk:
einem?
    »IchbinkeinGeschichtenerzähler«,sagteer.»Docheinesweißich:Geschichten,Lieder,Legendensinddafürda,damitwirunsandieWahrheiterinnern.NichtdieWahrheitderWelt,darüberweißichnichts,vielleichtgibtessiegarnicht.IchmeinedieWahrheit,dieinunsliegt.«Ermusstesichanstrengen,umseineStimmeruhigklingenzulassen.»DortobensterbenMenschen,GargoylesundVampire.DortobenwandeltsichdieWelt,HerrinderNacht.WolltIhrwirklichkeinenAnteilmehrdarannehmen?WolltIhrweiterhieruntenbleiben,inStarreundKälte,alswärendieLieder,diemaninderlichtenWeltnochimmerüberEuchsingt,nichtsalsLügenundNarrenmärchen?IhrhabtdieseWeltdocheinstzudemgemacht,wassieheuteist.WolltIhrsiewirklichindenAbgrundreißenundverbrennensehenzunichtmehrals … AscheundRauch?«
    Grim wusste nicht, wie lange er so gestanden und Skarnaara angesehen hatte, er erinnerte sich später auch nicht mehr daran, wo der Glanz hergekommen war, der auf einmal in ihren Augen stand, oder wie schnell sie sich von ihrem Sessel erhoben hatte. Alles, was er wusste, war, dass sie auf einmal vor ihm stand, so nah, dass er ihren Atem an seinen Lippen spüren konnte, und er lächelte, weil dieser Hauch nicht kalt war und tot, sondern warm und sanft. Ein Funken loderte in ihrem Blick wie eine brennende Fackel, die jemand in einen unendlich tiefen Brunnen geworfen hatte, und als sie nach seiner Klaue griff und ein Licht darin entfachte, musste er es nicht ansehen, um zu begreifen, dass es das Licht des Gnyos war. Ihre Finger waren wie kostbarer Marmor auf seiner Haut.
    »Fliegt, wenn Ihr könnt«, flüsterte sie, und es lag zu gleichen Teilen Zuversicht und Schmerz in ihrer Stimme. Lautlos kehrte sie zu ihrem Sessel zurück, ihr Haar legte sich raschelnd um ihren Körper. Grim neigte den Kopf, er fühlte, wie Samhur ihn packte und mit sich zog, und hörte die Tür hinter sich zuschlagen. Das Lächeln jedoch ging ihm nach, als er die Gassen der Totenstadt durchquerte, und es schickte einen Schauer aus Wärme über seinen Körper: das Lächeln Skarnaaras – das Lächeln der Zarin der Nacht.

Kapitel 30
    D er Teufelsbach glänzte in der Nacht wie ein Tuch aus nasser schwarzer Seide. Heruntergekommene Häuser, die Fassaden in venezianischer Schwermut von den Wellen umspült, säumten seinen Lauf, und die Lichter der Karlsbrücke tanzten als glimmende Funken auf dem Wasser. Mia beugte sich über den Rand des kleinen Bootes und musste an die Legende denken, die Lyskian ihr von diesem Flusslauf erzählt hatte. Es hieß, dass sein Name von einer alten Frau stammte, die auf ihr Spiegelbild im Wasser herabgeschaut und plötzlich darin den Teufel erblickt hatte. Mia sah sich selbst ins Gesicht. Sie wirkte vor der samtenen Schwärze noch blasser als sonst, und sie erschrak, als das Antlitz einer Nixe dicht unter der Oberfläche auftauchte. Aus silbernen Augen schaute sie Mia an, ihre Finger legten sich an die Wasseroberfläche wie gegen einen Spiegel, und Mia konnte sich nur im letzten Moment davon abhalten, die Geste zu erwidern. Langsam schüttelte sie den Kopf. Sie wusste, dass diese Kreatur nichts mit dem Wassermann und seinem Gefolge zu tun hatte, doch sie kannte die Tücke der Meerwesen. Auch an diesem Ort war diese Geste vermutlich nichts anderes als tödliche Berechnung. Die Nixe lächelte rätselhaft. Ihr blauschwarzes Haar umspielte ihre Schultern, und als sie zurückglitt in die Tiefe, meinte Mia, ihren Atem auf den Lippen spüren zu können: seidig und kühl wie das Meer.
    Seufzend drehte sie sich zu den anderen um. Keiner von ihnen schien die Nixe bemerkt zu haben, nicht einmal Lyskian, der mit regloser Miene einen Punkt im Nirgendwo fixierte. Irgendetwas ging in ihm vor, das war ihr klar, und nun, da sie in dem kleinen Boot über den Fluss glitten, lautlos und ohne Umkehr, da fühlte sie den dunklen Schimmer seiner Augen auf ihrer Haut, der ihr schon einmal wie eine unheilvolle Vorausdeutung erschienen war. Es kam ihr so vor, als würde Lyskian seine Finsternis mit jedem Schritt verstärken, den er in dieser Stadt tat – als würde er mit stummer Zwangsläufigkeit den Schatten näher kommen, die er in sich verbarg, und als er ihren Blick erwiderte, sah sie ihn plötzlich am Rand seines Abgrundes stehen und hinabschauen in die Finsternis wie auf ein vergessenes Geheimnis. Bald schon, dachte sie und wusste nicht, woher dieser Gedanke auf einmal gekommen war, würde es für ihn vielleicht keinen anderen Weg mehr geben als mitten hinein.
    Ein Knarzen ließ Lyskian den Blick wenden. Dunkel

Weitere Kostenlose Bücher