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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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abgemüht hatten. Er hörte die Schreie der Sterbenden, die bei lebendigem Leib mit den verfluchten Felsen verschmolzen waren, und er konnte ihr Blut riechen, das noch immer die Luft schwängerte mit Tod und Verzweiflung.
    Dicht vor dem Eingang blieb Samhur stehen und kaum, dass er die Hand hob, glomm die Finsternis in rotem Licht auf, knisternd, als würde ein gewaltiges Wesen darin Atem holen. Grim fühlte die Hitze, als er neben dem Jäger innehielt, aber es war nicht die Glut von Feuer, die ihn berührte. Es war ein tieferes, tödliches Fieber.
    »Daimon«, raunte Samhur dunkel. Er stand regungslos, doch ein verzaubertes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er in die Glut schaute, ein Lächeln, das in seltsamem Kontrast zu der Kälte stand, mit der er die grausamen Schatten des Turms über seine Glieder streichen ließ. »Daimónion, Raz’kantyél, Bhaal Vahron. Wie viele Sprachen kennen einen Namen für dich, wie viele Zungen haben ihn über sterbende Lippen gestoßen? Und doch bist du nur eines: Das, was alle Zeit überdauert hat, das Herz des Zorns, das auf ewig hier unten lauern wird auf jene, die nicht anders können, als sich in deine Finsternis zu stürzen. Geist! Ich höre deine Stimme.«
    Und als hätten seine Worte das Knistern der Glut zum Verstummen gebracht, vernahm auch Grim auf einmal einen Laut. Es war ein Ton, der jedes andere Geräusch verschlang und die Hitze, die gerade noch durch seine Adern gerast war, in schmerzhafter Kälte erstickte. Ein Schrei drang aus dem Turm, hell und gläsern und jenseits allen Lebens. Grim stand da, fühlte die Schlingen, die dieser Schrei um seine Brust band, und sah den Schatten zu spät, der in diesem Moment hinter einem steinernen Wall hervorsprang.
    Der Schlag traf ihn so heftig, dass er meinte, sein Schädel würde explodieren. Er flog durch die Luft, hörte ein grelles Fiepen und taumelte, als er beim Landen versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Der Boden verformte sich, als hätte er mindestens siebzehn Praghun getrunken, und die verfluchten Wälle tanzten um ihn herum wie wild gewordene Mephisti. Keuchend holte er Atem, doch da grub sich etwas in seine Brust. Er verbrannte sich die Klauen, als er danach griff, und dieser Schmerz sprengte den Schwindel von seiner Stirn. Mit glühenden Fingern packte er die Fessel, die ihm die Kraft raubte, und riss sie von seinem Körper. Wutentbrannt schleuderte er sie zu Boden. Er kannte die Magie, die ihn soeben durchströmt hatte, er spürte die Präsenz des Schattens, der hoch oben auf einem der Felsen stand, und er hörte das ledrige Geräusch der Schwingen, als der Gargoyle sich in die Luft erhob. Grim hielt den Kopf gesenkt, die Schwärze des Bodens brannte in seinen Augen, doch als er aufhörte zu atmen, fühlte er nichts mehr als die Kälte des Steinbluts in seinen Adern und den Willen, dem Entsetzen nicht noch einmal Raum zu geben. Wie von ferne sah er, dass Samhur von zwei Schattenflüglern und den verfluchten Bluthunden bedrängt wurde, Glutzauber ließen seinen Schutzwall Funken sprühen. Kurz tauchte Remis hinter einem der Wälle auf und zog sich blitzschnell hinter die Steine zurück, als ein Querschläger wenige Handbreit neben seinem Schädel einen Felsbrocken spaltete. Dann stieß Grim die Faust in die Luft und traf Kronk an der Schläfe. Ein Keuchen wich aus dessen Kehle, das wie ein Schmerzenslaut klang, aber Grim wusste, dass er vor allem dem Dämon zusetzte, diesem verdammten Mistkerl, der sich in seinem Gefährten festgesetzt hatte wie eine widerliche Ratte, und Genugtuung pulste durch seine Glieder.
    Kronk schlug auf dem Boden auf, doch ehe Grim ihn mit einem Bannzauber fesseln konnte, schoss eine grüne Tentakel aus dessen Arm und schlang sich um seine Kehle. Eiseskälte strömte in Grims Körper, seine Klauen begannen unkontrolliert zu zucken. Mit aller Kraft schlug er sie in die Tentakel, doch sein Flammenzauber ließ die Fessel nur noch härter werden. Sie zog sich zusammen, schwer atmend ging Grim zu Boden, er zwang die Panik in sich nieder, als seine Beine taub wurden, und fühlte undeutlich, wie Kronk sich näherte.
    Seine Schritte waren schwerfällig, als würde der Dämon Grims Qualen auskosten wollen, und als dieser den Kopf hob und Kronk ansah, da war es nicht mehr das Gesicht seines Freundes, in das er blickte. Er schaute in die Augen des Khans. Weiß waren sie, und ihr Ausdruck verzerrte das steinerne Gesicht zu einer teuflischen Fratze. Messerscharfe Zähne zerrissen Kronk die Haut

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