Grim
und ließen Blut über seine Lippen laufen.
»Brut des Feuers«, raunte der Dämon mit einer Stimme, die mehr an das gefährliche Grollen eines Löwen erinnerte als an die dunkle, raue Stimme von Kronk. Der Frost hatte Grims Magen erreicht, er spürte seine Arme nicht mehr. »Du wagst es, mich herauszufordern – mich, einen Diener Sherezars? Ich könnte dich ertränken im Donner des Berstenden Meeres und dich verbrennen in der Glut von Sonne und Mond!« Er hielt kurz inne und grinste verschlagen. »Doch vielleicht werde ich es nicht tun. Mein jetziger Wirt ist stark, aber du gefällst mir noch besser. Ich werde dich in Ketten legen, bis ich diesen lächerlichen Leib vernichtet habe, und dann wirst du mir dienen!«
»Ich würde dir dein verdammtes Grinsen in deinen Allerwertesten schneiden, wenn du einen hättest!« Grim hatte diese Worte ausgespuckt wie einen toten Wurm, und er konnte sehen, wie sie dem Khan ins Gesicht sprangen. Doch ehe der Dämon etwas erwidern konnte, riss Grim seine Schwingen zurück und zwang sich auf die Beine. Donnernd traf er den Khan, sprengte die Fessel und packte ihn am Bein. Mit aller Kraft grub er seine Klaue in Kronks Wade, und der Schrei, der umgehend die Luft zerriss, war nicht nur der des Dämons. Vor langer Zeit hatte Kronk im Kampf mit dem Schwarzen Dschinn Bagdads beinahe sein Bein verloren und noch immer bereitete ihm die Stelle des Dschinnbisses bisweilen unerträgliche Schmerzen – schrecklich genug, um ihn für einen Moment außer Gefecht zu setzen. Sein Körper sackte zusammen, und ehe der Dämon wusste, wie ihm geschah, wand Grim diamantene Bannschnüre um seine Glieder und band ihn an einen der steinernen Wälle.
Samhurs Schrei ließ ihn herumfahren. Der Jäger entledigte sich seiner Angreifer mit einer mächtigen Druckwelle aus rotem Feuer, doch während die Bluthunde und einer der Schattenflügler keuchend zu Boden gingen, schwang sich der zweite Rekrut in die Luft. Mit einem Brüllen stieß er die Arme vor, und noch ehe ihn Samhurs Bann treffen konnte, strömten die Schatten des Turms auf ihn zu. Sie fegten über die Wälle, Grim duckte sich, um nicht von ihnen mitgerissen zu werden, und er hörte die Stimmen der Nacht um sich brausen wie tausend singende Klingen. Glühend brachen die Siglen aus der Fassade, Ströme aus Asche rasten in die Fäuste des Dämons, und mit einem grellen Blitz schickte er die Flüche des Zorns in dunklen Strömen auf seine Gegner.
Samhur wirbelte herum, er erschuf eine weißglühende Lanze in seiner Hand, die den ersten Schwarm zerschlug, doch als ein weiterer über Grim hinwegflog, stachen die Flüche wie Messer nach ihm. Er schrie auf, eilig errichtete er dreifache Schutzwälle über sich, doch Kharamons Feuer schmolz seine Zauber und brachte die Dämonen zu alter Stärke zurück. Der Khan kam auf die Beine, die Bannschnüre fielen von ihm ab, als wären sie aus Asche, doch Grim sah ihn nur noch schemenhaft. Die Flüche zwangen ihn auf die Knie, und als sie seinen Rachen hinabstoben, erstickten sie seinen Schrei. Er hörte, dass der Khan sich näherte, spürte schon die Flammenfaust, die ihn jeden Augenblick treffen würde – und nahm plötzlich eine Schwingung war, einen Ruf durch die wütenden Schwärme, der die Flüche um ihn her zerriss.
Gewaltsam hob er den Kopf. Samhur stand inmitten des Sturms und breitete langsam die Arme aus. Sein Mantel flatterte, er hielt den Blick gesenkt, doch Grim sah das Lächeln auf seinem Gesicht, dieses maskenhafte, grausame Lächeln, das die Dunkelheit in seinen Augen aufflackern ließ. Schweigend schaute Samhur zu ihm herüber, ja, er sah ihn direkt an, als würde er die Dämonen nicht bemerken, die sich nun auf ihn stürzten und dem silbernen Schutzwall über ihm tiefe Kerben beibrachten. Schatten loderten aus seinem Blick, schrecklicher als das Fluchfeuer, das sich in den Augen des Khans entfachte, und Grim spürte den Abgrund, der sich in diesem Moment in dem Jäger öffnete, die Kluft, aus der die Finsternis sprang wie eine Bestie. Sie drängte sich in Schlangenleibern von innen gegen Samhurs Haut, sie formte sein Gesicht neu und überlagerte es flackernd – auf dem Antlitz des Jägers erschienen unzählige andere, schattenhaftere Dämonengesichter, die nun wie tausend schwarze Seelen nach außen drängten.
Grim konnte sich nicht von ihm abwenden. Es war, als würde der Jäger etwas in ihm rufen, etwas, das sich mit funkenstiebenden Hufen auf den Weg machte, um ihm zu folgen, und als Samhur
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