Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
Vom Netzwerk:
Lachen. Es raste über die Dächer auf ihn zu, und als er mit Mia auf den Armen aufstand, schlug es ihm als Sturmwind entgegen und ließ seinen Mantel flattern. Und da, als Lichtgestalt in dem Chaos, brach Verus durch die Dämmerung. Er landete einige Schritte von Grim entfernt, schlug eine gleißende Peitsche über das Pflaster und setzte es in grüne Flammen, um die Schattenflügler zurückzutreiben, die sich auf ihn stürzen wollten. Grim rief sie zurück. Vorsichtig bettete er Mia auf dem Boden und ertrug das Lächeln, mit dem Verus ihn zu sich befahl.
    »Vieles hast du vergessen«, raunte der Dämon kaum hörbar. »Vieles von dem, was damals in Prag geschah. Doch nicht alles, möchte ich meinen. Sieh hin.« Er streifte das Leinen von seiner Brust zurück. Ein Mal wurde sichtbar, gezeichnet durch schwarze Narben. »Mit diesem Bann hast du mich bezwungen, damals in den Katakomben. Ich riss mir ein Stück Fleisch aus dem Nichts meines Körpers, um den Fluch zu durchbrechen, doch es half mir nicht. Du hast mich niedergerungen mit deinen Gefährten. Erinnerst du dich daran?«
    Langsam trat Grim auf den Dämon zu. Er warf keinen Blick auf das Menschenzepter, das an Verus’ Arm glomm, und er ignorierte die Schreie der Ghrogonier ebenso wie die verbrennenden Dämonen. Mias versagender Herzschlag klang ihm in den Ohren, und jeder andere Gedanke, jedes Gefühl trat hinter diesen Laut zurück. Er nickte kaum merklich, und das Lächeln auf Verus’ Lippen wurde boshaft.
    »Ja«, zischte der Dämon. »Ich behielt das Mal, um mich ebenfalls zu erinnern, und wie es Zeuge meiner Qualen war, wird es nun Zeuge meiner Rache sein. Denn du warst es, der mich in meinen diamantenen Kerker sperrte, du, der mir das Zeichen auf den Leib peitschte und mich für Jahrhunderte der Glut meines Gefängnisses überließ! Du, Grim, Kind des Feuers, der einst zu meinen Füßen lag!«
    Unwillig stieß Grim die Luft aus. Jetzt war nicht die Zeit für Gespräche dieser Art. »Du wirst deinen Teil des Paktes einhalten«, sagte er. »Du wirst deinen Fluch von ihr nehmen und … «
    Verus legte den Kopf leicht zurück. »Du weißt nichts von meinem Volk, wenn du daran zweifelst«, erwiderte er nur. Dann flammten seine Augen auf in weißem Licht. »Und nun genug der leeren Worte! Zu viele Kinder des Zorns wurden heute niedergestreckt – tu, was ich dir sagte! Jetzt!«
    Grim hörte, wie Kronk hinter ihm keuchte, und er spürte sein eigenes steinschweres Blut für einen Moment erstarren. Doch er fühlte auch Mias Haar an seiner Wange, und ehe Mourier hoch über den Dächern ihn mit seinem Blick umfassen konnte, riss er die Faust in die Luft und schoss einen gleißenden Pfeil in den Schutzwall der Stadt. Grollend schlug er in den diamantenen Zauber ein, die Kuppel verfärbte sich in schwarzflackerndem Licht. Grim rührte sich nicht, doch er sah die Gesichter seiner Gefährten in Licht und Schatten getaucht, sah ihr Entsetzen – und hörte, wie der Wall zusammenbrach.
    Im nächsten Moment traf Grim ein heftiger Wirbelschlag. Er flog gegen den Torbogen, eine tiefe Wunde zog sich über seinen Leib, doch ehe er dem Gift des Dämons Einhalt gebot, das lähmend durch seine Adern schoss, zog er Mia an sich. Die Farbe kehrte in ihre Wangen zurück, die Kälte wich aus ihren Gliedern. Verus hatte Wort gehalten.
    Regungslos schaute der Dämon durch die niederfallenden Scherben des Walls auf Grim nieder, er lächelte, wie er damals gelächelt hatte in den Katakomben von Prag, und ein Schauer strich bei diesem Anblick über Grims Rücken. Welches Wissen war es, das der Dämon hinter seinen goldenen Augen barg, welche Erinnerung, die Grim verschlossen blieb? Die Luft schmeckte nach Geheimnis, und er konnte nicht anders, als den Atem anzuhalten. Dann erhob Verus sich in die Luft und jagte über die Dächer davon.
    Grim wollte ihm nacheilen, doch der Lähmungszauber hinderte ihn daran, und er musste zusehen, wie Kronk und die anderen sich an die Verfolgung machten. Glühend spürte er den Flammenschlag in Vladiks Faust, er hörte Wallis Zauber, der dem Dämon die Glieder zerschlagen sollte – und ihm stockte der Atem, als ein halbes Dutzend Dämonen heranjagte und sich auf die Schattenflügler stürzte. Mächtige Zauber ergossen sich auf Kronk und Pyros, Walli wurde von einem Blitzwirbel zu Boden gerissen, und ehe Vladik etwas dagegen tun konnte, packte ihn ein Dämon in Harpyiengestalt an der Kehle und fuhr in ihn ein. Remis stieß einen Schreckenslaut aus, doch

Weitere Kostenlose Bücher