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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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ein Tanzbär im Zirkus wiegst du dich zu einer Musik, die nicht die deine ist, und lässt dich von Stöcken schlagen, die du mit einem einzigen Hieb zerbrechen könntest. Es ist wahr, gegen die Macht der Träume verblasst jede Magie … Doch es liegt so viel mehr in dir, so viel mehr, und du weißt es!
    Grim fuhr zusammen, als sich das Brennen in seiner Brust unter Verus’ Worten entfachte, und er hörte das dumpfe Brüllen der Flamme tief in seiner eigenen Dunkelheit widerklingen.
    Sie eröffnet dir das Wesen der Dinge , sagte der Dämon. Sie ermöglicht es dir, zum Kern eines jeden Wesens vorzustoßen, und weißt du, was du dort tun kannst? Du kannst es nach deinem Bild verändern. Hierin liegt die Macht der Ersten Stunde. Hierin liegt die Macht der Götter. Und du trägst sie in dir.
    Grim hob den Blick, etwas in Verus’ Stimme brachte ihn dazu, und kurz sah er den Dämon in den Katakomben Prags vor sich, damals vor so langer Zeit, als Grim vor ihm auf den Knien gelegen hatte, besiegt beinahe, ehe Kronk und Walli gekommen waren und sie den Dämon gemeinsam bezwangen. Ein Lächeln lag auf Verus’ Gesicht, ein Lächeln, das jede Kälte, jede Grausamkeit verloren hatte – ein Lächeln, das wie ein Rätsel war.
    Du hast vergessen, was damals geschehen ist, sagte er in Grims Gedanken. Doch eines Tages wirst du dich erinnern. Hör auf, dich vor dem zu fürchten, was du sein kannst! Hör auf, vor deiner Bestimmung zu fliehen! Du kannst dich befreien, wenn du die Kraft nutzt, die in dir liegt!
    Grim sah Verus lächeln, und für einen Moment umhüllte ihn dessen goldener Schein und nahm jeden Schmerz mit sich. Er dachte an seinen Traum von der Welt der Götter, fühlte wieder die Farben auf seiner Haut, die er damals in ihr entfacht hatte, sah die Stadt in der Wüste, die ein Meer geworden war, und spürte die Blicke jener anderen auf sich ruhen, jener, die in Asche und Finsternis verharrten und auf ihn warteten. Das Brennen loderte auf, es schmerzte ihn so sehr, dass er es fast nicht mehr ertrug, doch gleich darauf sah er sich Rhu gegenüber, dieser Sphinx in Fuchsgestalt, der leise von der Flamme des Prometheus zu ihm sprach. Ich warne dich … Du kannst sie in dir versiegeln, aber eines Tages … Ich sage dir: Eines Tages wirst du ihre Macht nutzen, und dann kann weder Himmel noch Hölle dich vor dem retten, der du werden sollst. Du hast die Welt noch nicht brennen sehen, mein Freund. Doch dieser Tag wird kommen – wie die Feuer der Letzten Stunde, die Feuer, die du legen wirst. Die Augen des Fuchses brannten sich in Grims Haut, so kalt waren sie, eisig wie das Brüllen der Flamme, die nun in ihm aufloderte und jeden verfluchten Schmerz mit sich reißen konnte, doch er wandte den Blick ab. Er dachte an Mia, an ihre Hilflosigkeit und ihre Furcht, und ballte die Klauen. Verflucht, er war ein Kind des Feuers, er würde jede Flamme der Welt beherrschen, wenn er sich dazu entschloss!
    Kurz tauchte Verus’ Gesicht vor ihm auf, er lächelte nicht, er sah ihn nur an mit einem rätselhaften Ausdruck in den Augen, den er nicht deuten konnte. Dann riss Grim den Kopf in den Nacken und brüllte, doch sein Schrei ergoss sich in sein Inneres, raste durch seine Adern und sprengte den Wall, den er einst um jene Flamme gezogen hatte. Gleißendes Feuer brach sich seinen Weg und durchdrang seine Magie, bis es ihn ausfüllte in einem stillen, kalten Glühen, das ihm jeden Schmerz nahm, jede Furcht und jeden Zweifel. Das Brennen in seiner Brust wurde dumpf, und er gab sich dem Feuer hin, das über seine Haut strich wie die Hand einer Mutter über die Wange eines heimgekehrten Sohnes. Wie durch dicke Tücher fühlte er die Fesseln Seraphins an seinen Armen, und er folgte dem Strom der Flamme in sie hinein, und weiter, immer weiter hinein in Seraphins Traum.
    Er stürzte in weißes Licht, fand sich in einer Wüste wieder, eine Ödnis mit glutrotem Sand, dann auf einem Meer, dessen Wellen Gischt in flammenden Farben trugen, und inmitten eines verschneiten Waldes, dessen Bäume vor Kälte zerbrachen wie Glas. Stürme aus Feuer und Eis schlugen ihm entgegen, menschliche Gesichter tauchten vor ihm auf, die er noch nie zuvor gesehen hatte und die ihm doch so bekannt schienen, als wäre nicht Seraphin es gewesen, der sie erblickt hatte, sondern er selbst. Anderwesen kamen hinzu, Gargoyles, Kobolde, Hybriden, er sah sich selbst, sah Mia und Remis, doch jedes Mal, wenn er glaubte, bei einem Bild innehalten zu dürfen, tat sich ein neuer Abgrund

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