Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
Vom Netzwerk:
über die sie herrschen konnten. Je länger sie in einem Wirt verharrten, desto stärker konnten sie sich mit ihm verbinden, aber dennoch war jede Empfindung für sie dumpf und wie durch tausend Tücher. Sie hatten ihren Geist erhöht, doch die Welt war ihnen entglitten, sie konnten die Unendlichkeit des Meeres begreifen, aber das Wasser nicht mehr fühlen, und so ergeben sich bis heute die meisten Dämonen dem Exzess: weil er sie näher an das Leben treibt, das sie verloren haben.
    Das schrille Klingeln von Grims Pieper ließ Mia so heftig zusammenzucken, dass sie sich den Arm am Fensterrahmen stieß. Auch Grim und Remis erschreckten sich, während Lyskian nur den Kopf hob, als hätte das Geräusch seine Wange gestreift wie ein kühler Windhauch. Grim zog das Gerät aus seiner Tasche.
    »Vielleicht ist Mourier eingefallen, dass wir hier sitzen und auf ihn warten«, grollte er, doch das Hologramm zeigte Theryon und Jakob, die im Schein eines Feuers saßen.
    Eilig trat Mia an den Tisch. Theryon wirkte konzentriert und ruhig wie immer, aber Jakobs Gesicht verriet die Anspannung, unter der er stand. Er sorgte sich um seine Familie, auch wenn er kaum ein Wort darüber verlor, und Mia erkannte unter der kranken Blässe seiner Züge den ihr so vertrauten Zorn, gepaart mit der Empörung über den Zustand der Welt und dem Unwillen, sie so zu nehmen, wie sie war.
    »Entschuldigt, dass wir uns erst jetzt melden«, begann Theryon mit gedämpfter Stimme. Mia bemerkte, dass Carven im Hintergrund auf einer Decke lag und schlief. Sie schaute zu Grim hinüber und musste lächeln, als bei diesem Anblick ein sanfter Schimmer über sein Gesicht glitt. »Wir haben Lhux Vrantorr erreicht, die Schwarze Trollstadt, ein beeindruckender Ort, der leider überall von magischen Strömen und Energiefeldern durchsetzt ist, die unseren Empfang stören und … « Wie zur Bestätigung seiner Worte begann die Lichtsäule auf einmal zu flackern.
    »Was habt ihr herausgefunden?«, fragte Grim, als das Bild wieder klar wurde, und Remis presste so fest die Hände zusammen, dass seine Gelenke knackten. Mia wusste, dass er im Morgengrauen per Eilpost an Rosalie geschrieben hatte, und auch, wenn sie ihm mehrfach versichert hatte, dass der Nebel nur die Menschen mit sich genommen hatte, wartete er auf Nachricht aus dem Schwarzwald.
    »Hier ist es wie überall sonst«, erwiderte Theryon. »Der Nebel kam wie eine Welle über die Menschen und riss sie mit sich. Ich fühle seine Kälte noch immer.«
    Jakob nickte düster. »Ich war in einem Hundertseelendorf hier in der Nähe und habe verbranntes Essen in Kochtöpfen gesehen, herrenlose Hunde liefen über die Straßen, und es war still … « Er zog die Arme an den Körper, als würde er frieren. Dann sah er Mia an. »Auch hier hat der Nebel nur die Menschen mit sich genommen. Keine Anderwesen, keine Tiere – und keine anderen Geschöpfe, die über Magie verfügen. Ich weiß, dass wir momentan ganz andere Sorgen haben, aber … vielleicht ist das eine Gelegenheit … andere wie uns zu finden.«
    Mia nickte kaum merklich. Andere wie uns. Oft hatte sie mit Jakob darüber gesprochen, andere Hartide finden zu wollen, aber das hatte sich als beinahe unmöglich erwiesen. Die meisten Menschen ihrer Art ahnten nichts von ihren Fähigkeiten, und diejenigen, die davon wussten, hielten sich bedeckt, aus Furcht vor den Menschen und den Geschöpfen der Anderwelt.
    »Auch sie wurden vom Nebel verschont«, sagte Jakob. »Ich werde die Augen offen halten und … «
    In diesem Moment flog die Tür auf und Mourier kam ins Zimmer. Seine Mähne war mit Steinstaub bedeckt, sein Schwanz peitschte über den Boden, und die steile Falte zwischen seinen Brauen ließ keinen Zweifel daran, dass der Löwe in verdammt mieser Stimmung war. Seufzend ließ er sich auf den marmornen Thron fallen, den Grim auf sein Geheiß und unter gehörigem, wenn auch sinnlosem Protest in sein Büro geschleppt hatte, und fuhr sich mit der Pranke über die Augen. »Nichts«, murmelte er und schlug den Staub zu Boden, der an seinen Krallen haften geblieben war. »Keine Spur von ihnen, nirgends.«
    Grim ballte die Klaue, dass seine Gelenke knackten. »Dieser verdammte Dämon, der Teufel weiß, wo … «
    »Ich bitte dich«, unterbrach ihn Mourier und presste zwei Krallen gegen seine Schläfe. »Ich habe Kopfschmerzen bis zur Schwanzspitze, ich möchte nicht auch noch deine Flüche ertragen müssen.«
    »Ein Schädel auf vier Beinen«, murmelte Grim, aber Mourier

Weitere Kostenlose Bücher