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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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recht erinnere. Er hatte den Dreh heraus, unglaublich. Was die Cribs betraf, war er einfach brillant seine Vermutungen stützten sich nämlich auf eine gewisse Sachkenntnis. Man rät ein paar Wörter und schaut dann, ob sich diese Buchstaben in andere entschlüsseln lassen. Ralph besaß diese unheimliche Fähigkeit. Sie schickten ihn nach Chicksands; das war die Abhörstation der Royal Air Force. Ich selbst war in Baracke drei. Ich arbeitete am Schlüsselkreis >Red< - also deutsche Luftwaffe.«
    »Schlüsselkreis >Red    »Ja. Die Schlüsselkreise hatten Farben, jeder Waffengattung war eine andere Farbe zugeteilt. >Red< war die Luftwaffe. >Green< das Heer.«
    Inzwischen hatte Jury Simon Crofts Buch aus der Tasche gezogen und schlug es bei einer der Randbemerkungen auf.
    »Was hat es mit diesen Daten im September 1940 auf sich?«
    »Hmm. Also, ich erinnere mich noch gut, mit den Angriffen
    auf unsere Flugplätze hätte die deutsche Luftwaffe im August und September dieses Jahres die Royal Air Force fast kampfunfähig gemacht. Hätte Göring die Isle of Wight weiter bombardiert - das war übrigens die Ventron-Station, Radar - , dann habe ich keinen Zweifel, dass sie den Luftkrieg gewonnen hätten. Das Merkwürdige an diesen beiden Männern, Göring und Hitler, war aber, dass sie keine Geduld hatten. Sie rechneten mit einem schnellen Sieg. Ich frage mich, ob es vielleicht typisch für einen Größenwahnsinnigen ist, zu meinen, dass das, was er will, rasch und reibungslos geschieht. Es soll so geschehen, wie er will, und wenn es nicht so kommt und sich nicht sofort ein Ergebnis einstellt, zieht er sich zurück. Eins kann ich Ihnen allerdings sagen: den Fehler hat Churchill nie gemacht. Der Bursche war zäh, der hat sich an einer Sache festgebissen wie ein Pitbull.«
    Jury drehte das Buch herum, damit Neame Simon Crofts Randbemerkungen lesen konnte. Was er auch umgehend tat, nachdem er sein Monokel im Auge zurechtgerückt hatte.
    »Ist das der Ort, den Sie gerade erwähnten, Chicksands? Hier steht es abgekürzt.«
    »Ja, stimmt. Liegt in Bedfordshire.« Neames Blick fiel auf die anderen Abkürzungen auf der Liste.
    »Cov. Coventry. Ach, ja! Über Coventry wissen Sie ja Bescheid. Nein, Sie waren damals wohl noch nicht geboren.«
    »Oh, auf der Welt war ich schon, das dürfen Sie mir glauben. Allerdings habe ich keine Erinnerungen daran.«
    »Coventry. Schreckliche Zerstörung! Einfach furchtbar. Wir hatten zwar gehört, dass es einen Angriff geben sollte, aber nicht, dass Coventry das Ziel war. London, Manchester, vielleicht Reading. Industriestädte eben. Aber niemals Coventry. Denken Sie dran, um so einen Code zu knacken, muss man sich natürlich einige Mühe geben, damit es nicht herauskommt, dass man ihn geknackt hat. Deshalb wurde Churchill ja furchtbar angegriffen, man warf ihm vor, er hätte vorher gewusst, dass Coventry das Ziel war, und nichts unternommen, damit die Deutschen nicht erfuhren, dass wir den Code geknackt hatten. Das ist Quatsch! Eine Gemeinheit! Churchill mochte seine schmutzigen kleinen Geheimnisse gehabt haben, aber Coventry gehörte nicht dazu. Wir hatten nicht die richtige Entschlüsselung, das ist alles. Die Einheit in Chicksands war nicht sehr erfahren, und man braucht bloß -«
    »Die Entschlüsselung kam aus Chicksands?«
    »Soviel ich weiß, ja.«
    »Sie sagten doch, Ralph Herrick sei dort eingesetzt gewesen.«
    Stirnrunzelnd nahm Neame wieder einen Schluck Whisky. »Schon, aber wissen Sie, ich glaube, Ralph hatte quasi überall ungehinderten Zugang. Er konnte zwischen den Baracken in Bletchley Park hin und her gehen, er war einer der wenigen, die diese Art von Clearance hatten.« Neame hatte das Buch noch in der Hand und besah sich die restlichen Notizen auf Crofts Liste.
    »Was ist das eigentlich? Wem gehört das?«
    Jury erzählte ihm von Crofts Beziehung zu Herrick und dem Bericht über den Krieg, an dem Croft geschrieben hatte.
    Oberst Neame gab Jury das Buch zurück, das Monokel fiel ihm aus dem Auge. »Hmm.«
    Neame musterte sein fast leeres Glas. »Sie brauchten jetzt jemanden, der im GC und CS war -«
    »Ist das >Code and Cypher    »Government Code and Cypher School, richtig, der Entschlüsselungsdienst der Regierung. Ich überlege gerade, wen es da gibt, der noch am - Ach ja! Maples. Zumindest war er vor ein paar Jahren noch am Leben. Da war sein Foto in der Zeitung. Hat für seine Arbeit in Bletchley den Orden des Britischen Empire verliehen bekommen und auch das Georgskreuz.

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