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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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im Zimmer unten) ein kleines Armband hing. Hier war der Buchstabe E in das Herzchen eingraviert. Melrose saß mit dem kleinen Armband da und sah zum Fenster hinüber, wo ein dünner Zweig des Tulpenbaums im Wind hin und her schlug. Es war kaum verwunderlich, dass Kitty Riordin dieses Erinnerungsstück aus der Babyzeit aufbewahrte, jedenfalls wo es sich um das Armbändchen handelte, das ihr eigenes Baby Erin getragen hatte, aber auch bei dem von Maisie, obwohl sie das Maisie oder sogar Oliver hätte überlassen können. Aber das war Haarspalterei. Bloß...
    ... einmal angenommen, das Kind, das sie an jenem Abend vom Spaziergang zurückbrachte, war tatsächlich Maisie gewesen, wie war Kitty dann zu Erins Armband gekommen? Hätte sie es beim aufgeregten Wühlen in den Trümmern des Blue Last finden können? Bestimmt nicht. Er hielt es
    hoch, schwang es am Finger herum. Verdammt unwahrscheinlich, obwohl er einräumen musste, dass es möglich war. Dann stellte sich aber die Frage, wieso? Wieso sollte sie danach suchen ? Welchem Zweck sollte es dienen, außer als Erinnerungsstück? Das Armband mit dem M unten im Zimmer würde zwar darauf hindeuten, dass das Baby Maisie war - es aber nicht beweisen, da sich ein Armband leicht von einem kleinen Handgelenk ans andere vertauschen ließ.
    Wieder betrachtete er das Foto. Das Baby hatte beide Hände auf Kittys Unterarm. Er konnte die einzelnen Finger deutlich erkennen. Beim Anblick des Bildes musste Melrose unwillkürlich an Masaccios Madonna mit dem Kinde in den Uffizien denken. Er konnte sich entsinnen, dass die Hände des Jesuskindes auf dem Arm seiner Mutter lagen, so wie hier bei Erin. Die runden Händchen waren perfekt und ohne Makel. Das Foto war vor jener Schreckensnacht gemacht worden, der letzten Nacht des Blue Last, als Arm und Hand der kleinen Maisie von herumfliegenden Trümmern getroffen worden waren.
    Oder waren es Erins?
    Melrose' Blick wanderte von dem Foto über das Armband zum klopfenden Zweig des Tulpenbaumes draußen. Er glaubte inzwischen fast, Kitty Riordin wusste, dass das Pub bombardiert werden würde. Aber nicht einmal Kitty Riordin hatte die Macht, über die Himmel zu gebieten.
    Hoffte er jedenfalls.
    Düstere Gedanken. Es wäre jedoch nicht das erste Mal, dass eine Mutter so etwas getan hatte.
    Und es war ja schließlich auch zu Erins Bestem gewesen.
    Melrose saß in seinem Zimmer bei Boring's und versuchte sich zu entscheiden, was er zum Abendessen anziehen sollte.
    Du liebe Güte, sagte er sich (barsch), du hast bloß sechs Kleidungsstücke zur Auswahl - zwei Jacketts, eins aus schwarzem Kaschmir und ein grünliches in Wolle-SeideGemisch; zwei Paar Hosen, eines davon die neuen schwarzen Jeans, die er für die Gartenarbeit im Army-Navy Store erworben hatte, das andere aus schwarzer Wollqualität; ein weißes Hemd und einen schwarzen Rollkragenpullover. Trotzdem fühlte er sich genauso unschlüssig wie ein Teenager, der sich nicht entscheiden kann, was er zum Tanzen anzieht.
    Er sah seine Garderobe noch einmal durch. Schwarz. Das war doch eine interessante Idee! Wie würde es wirken, überlegte er, wenn er in die schwarzen Jeans schlüpfte - (Er tat es.)
    Und den schwarzen Rollkragenpulli anzog. (Er tat es.)
    Und das schwarze Kaschmirjackett vom Bügel zerrte und es anzog.
    Das tat er ebenfalls, trat dann einen Schritt vom großen Spiegel zurück, zog einen Kamm hervor und fuhr sich cool wie John Travolta kurz durchs golden schimmernde Haar. Er ließ den Anblick lächelnd auf sich wirken und krümmte Daumen und Zeigefinger zu einer Waffe, peng. Na, du toller Hecht.
    Im Klubraum winkte Melrose zu Major Champs und Oberst Neame hinüber, setzte sich aber auf die andere Seite, nachdem er sich vom Zeitungsständer neben dem Empfangstresen eines der etwa zwanzig Blätter genommen hatte, die Boring's anbot. Dass Le Monde hier hing, leuchtete Melrose ein, aber wer sprach hier Arabisch oder Suaheli? Die Zigarette im Mundwinkel, schnippte er sein Zippo an und senkte das Gesicht, um in Schatten und Feuer zu tauchen.
    Leider konnte er nicht sehen, wie der Anblick wirkte, glaubte aber, dass es zu seiner schwarz gekleideten Gestalt gut aussah.
    »Cool.«
    Er wirbelte herum und hätte fast das Feuerzeug fallen lassen. »Polly!«
    Polly Praed lächelte, während Melrose vor Staunen die Kinnlade herunterklappte und er verblüfft aufsprang. Die Zigarette fing er gerade noch auf.
    Polly musterte ihn eingehend von Kopf bis Fuß und ließ den Blick dann wieder an ihm

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